Milliardenpolster bei Krankenkassen dicker als angenommen
Die Krankenkassen haben höhere Milliardenüberschüsse als gedacht, wollen wegen drohender Finanznöte aber nichts an die Mitglieder zurückzahlen.
Die Bundesregierung stellte den Kassen erneut die Ausschüttung von Prämien anheim. In der CDU wurde der Ruf nach einer Offenlegung der Bücher lauter. Bei AOK, Barmer GEK und Co. verbat man sich am Donnerstag aber ausdrücklich jede Einmischung.
Barmer GEK, Techniker Krankenkasse (TK), DAK und die anderen Ersatzkassen erzielten im vergangenen Jahr gemeinsam einen Überschuss von rund 1,8 Milliarden Euro, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Kassenkreisen erfuhr. Die AOK rechnet mit einem Überschuss zwischen 1,2 und 1,3 Milliarden, wie eine andere Quelle bei den Kassen der dpa mitteilte. Die KKH-Allianz meldete einen Überschuss von 140 Millionen Euro. Grund für die Entwicklung sind die Ausgaben: Sie fielen geringer aus als zuvor geschätzt. Derzeit werden die Zahlen zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für 2011 zusammengetragen.
Die Überraschung: Der Überschuss für das gesamte Jahr 2011 liegt nun - anders als bisher erwartet - nicht wesentlich unter dem für die ersten drei Quartale 2011. Ersatz- und Ortskrankenkassen verzeichneten zu diesem Zeitpunkt ein Plus von rund 3,1 Milliarden Euro. Insgesamt verbuchten die gesetzlichen Kassen nach diesen bislang letzten offiziellen Zahlen einen Überschuss von 3,9 Milliarden. Noch im Dezember hatte das Gesundheitsministerium die Einschätzung vertreten, "dass der Überschuss in den letzten Monaten des Jahres noch deutlich abschmilzt". Angesichts des Überschusses bekräftigte ein Sprecher von Minister Daniel Bahr (FDP): "Die Krankenkassen sollen die Möglichkeit einer Prämienausschüttung in Erwägung ziehen." Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn sagte der dpa: "Es gibt einzelne Kassen, die horten Milliarden." Spahn forderte TK, Barmer GEK, AOK Rheinland/Hamburg, AOK Nordwest und AOKplus zur Offenlegung ihrer Rücklagen auf. "Die Versicherten haben einen Anspruch auf diese Transparenz." Es sei ihr Geld.