„Blindzeichnen“ ist hochriskant!

Renren -61% seit dem Top, LinkedIn -20%, Yandex -16%…
Es ist nicht wenig, was jetzt an Luft aus den Börsenneulingen der Internetbranche gelassen wird. Hatte es vor wenigen Wochen noch so ausgesehen, als ob im Internetsektor eine Spekulationsblase entstünde, die ihrem Original zur Jahrtausendwende in nichts nachstünde, macht sich mittlerweile Ernüchterung breit.
Noch bei den Börsengängen der neuen Internetfirmen standen Investoren Schlange und akzeptierten jede Bewertung. Selbst wenn die Banken die Preisspannen nach oben korrigierten, reichte es meist zu exorbitanten Zeichnungsgewinnen. Doch ebenso regelmäßig folgte auf die Party der Kater.
Diese Abfolge aus hohen Zeichnungsgewinnen und erschreckenden Kursstürzen deutet nicht gerade darauf hin, dass alle Investoren wissen, was sie tun. Vielmehr scheint das Motto zu gelten: Zeichne heute zu überteuerten Preisen in der Hoffnung, dass dir nach der Erstnotiz jemand die Papiere zu noch grotesker überteuerten Preisen wieder abnimmt.
Denn dass bei negativen Kurs-Gewinn-Verhältnissen oder solchen von über 500 das Prinzip Hoffnung regiert, sollte jedem Anleger klar sein. Bei derartigen Relationen entfällt jeglicher Risikopuffer, falls etwas schiefgeht. Auch das erinnert uns fatal an das Jahr 2000. Anleger zeichneten Internetaktien auch damals nicht, weil sie von der Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle überzeugt waren, sondern weil sie undifferenziert nach allem mit „Dotcom“ im Namen gierten.
Gewiss: Diese Art der Spekulation kann eine Weile gut gehen. Irgendwann dürfte aber wie bei der Internetbubble 1.0 Schluss sein und sich wieder eine rationalere Sicht der Dinge durchsetzen. Nur sehr risikofreudige Anleger sollten deshalb darauf wetten, dass das „Blindzeichnen“ von Internetaktien auch noch lohnt, wenn Groupon oder Facebook ihre Börsengänge durchziehen.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.