Operation gelungen, Patient lebt

Selbst wer sich nicht für das Unternehmen Vtion Wireless interessiert, hat es in den letzten Tagen wohl aus den Augenwinkeln beobachtet.
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Würde der erste Börsengang im regulierten Markt seit über einem Jahr glatt über die Bühne gehen? Oder würde Vtion auch im zweiten Anlauf wie schon 2007 scheitern?
Am Donnerstag war klar: Operation gelungen, Patient wiederbelebt. Wobei wir mit „Patient“ keineswegs nur Vtion meinen, sondern den Markt für Neuemissionen insgesamt. Seit Juni 2008 war der deutsche IPO-Markt praktisch tot. Als letztes Dickschiff hatte sich damals unser aktueller Musterdepotwert SMA Solar aus der Deckung gewagt. 15 Monate liegt das jetzt zurück!
Freilich wäre es völlig verfrüht, von einem Ende der IPO-Durststrecke zu sprechen. Vtion sammelte brutto etwa 57 Mio. Euro frisches Kapital ein. Mehr als ein unbeschadet zurückgekehrter Testballon für den IPO-Markt ist das nicht, aber immerhin. Doch erst wenn ein wirklich großes Kaliber den Weg aufs Börsenparkett schafft, dürfte das Geschäft mit Neuemissionen wieder in Schwung kommen. Ein paar Trendsetter könnten sich nach unseren Recherchen allerdings schon mittelfristig startklar machen. Und seit dem Regierungswechsel in Berlin ist zumindest denkbar, dass auch der Börsengang schlechthin irgendwann kommt – der der Deutschen Bahn. Einige Politiker aus CSU und FDP wollen dies sogar im Koalitionsvertrag festschreiben.
Für Unternehmen, Investoren und die gesamte Volkswirtschaft kann ein anspringender IPO-Markt nur gut sein. Sorglose Euphorie ist freilich fehl am Platz. Obwohl die ersten Börsenneulinge nach einer längeren Flaute meist zu vernünftigen Preisen feilgeboten werden, sollten Sie dennoch nur dann zeichnen, wenn Sie Geschäftsmodell und Bewertung im Einzelfall überzeugen.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Bestellen Sie hier. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.