Social Networks vor Riesenblase

Ein Zeichnungsgewinn von 39%? Was am dahin dümpelnden deutschen ...
... IPO-Markt undenkbar scheint, ist andernorts auch im Mai 2011 möglich. Ohnehin am oberen Rand der Bookbuilding-Spanne bei 14 US-Dollar platziert, eröffnete die Aktie des chinesischen Social Networks Renren am ersten Handelstag mit 19,50 Dollar und schoss bis auf 23,99 Dollar.
Der Hype um die sozialen Netzgemeinschaften treibt seltsame Blüten. Immerhin ist Renren im Gegensatz zu Facebook im Heimatmarkt harter Konkurrenz ausgesetzt, gemessen an den Umsätzen um ein Vielfaches teurer und war 2010 defizitär. Ein „Facebook Chinas“ ist Renren damit nur bedingt.
Warum aber greifen Investoren trotz Mondbewertungen zu? Weil einer riesigen Nachfrage nur wenige Anlagemöglichkeiten im Bereich Social Networks gegenüberstehen. Viele Schwergewichte wie Facebook, MySpace oder LinkedIn sind (noch) nicht börsennotiert! Ähnliches konnten Sie Ende der neunziger Jahre beobachten, als Anleger für „Internet 1.0“-Aktien wie Yahoo, CMGI oder Amazon Knappheitspreise bezahlten und so deren Kurse um 10000% und mehr hochjazzten.
Genau deshalb trägt der Börsenhype um die sozialen Netzgemeinschaften aber auch schon den Keim des Untergangs in sich. Denn je mehr dieser Firmen an die Börse strömen und dort Milliarden binden, desto umfassender wird die Investorennachfrage bedient. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, wann das Verhältnis von Angebot und Nachfrage kippt und die Kurse zu fallen beginnen. So wie ab dem Frühjahr 2000, nach dem viele Internetstars pleitegingen oder wie z. B. Yahoo 97% an Wert verloren.
Wer Social-Network-Firmen trotz abenteuerlicher Bewertungskennzahlen kauft, investiert also nicht. Vielmehr spekuliert er darauf, dass eine gigantische Kursblase noch weiter aufgepumpt wird. Mit allen Chancen, zweifelsohne – aber eben auch enormen Risiken.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.