Traumjob Bankvorstand? Das war einmal.

Nur wenige Vorstandschefs europäischer Großbanken dürften momentan Spaß an ihrem Beruf haben.
Von breiten Bevölkerungsschichten verachtet, ihre Arbeitgeber von Politikern als Krisenverursacher gebrandmarkt, von Anlegern gemieden, von Hegde Funds ins Visier genommen, von der US-Justiz wegen fragwürdiger Immobiliengeschäfte gejagt...
Sogar die europäische Bankenaufsicht und der Internationale Währungsfonds fielen der Branche zuletzt in den Rücken. Die Anleihenbestände europäischer Banken seien maroder als ausgewiesen, die Eigenkapitaldecken um 200 Mrd. Euro zu niedrig. Zudem sollten die Finanzinstitute doch bitteschön direkt mit Geldern aus dem Euro-Rettungsschirm versorgt werden. Ein Schelm, wer bei dieser Aussage vermutet, dass solche Zahlungen schon bald bitter nötig sein werden.
Die Angst vor einem zweiten Akt der Finanzkrise setzt den Aktienkursen der Großbanken mächtig zu. Egal, welchen Bankenindex und welche Zeitebene Sie betrachten, das Bild ist immer gleich: Bankaktien hinken dem allgemeinen Markt meilenweit hinterher. Der Rückstand des DAXsector Banks oder des DAXsubsector Credit Banks auf den allgemeinen DAX beträgt auf 12-Monats-Sicht 35 Prozentpunkte. Auch der mit 58 Titeln aussagekräftigere Stoxx 600 Banks Index ist gegenüber dem allgemeinen Stoxx 600 im Jahresvergleich um 20 Prozentpunkte schwächer. Nur eine von 58 Aktien ist überhaupt im Plus, bezeichnenderweise auch noch die einer Bank aus Schweden, einem Land außerhalb der Euro-Zone. Das letzte Indexhoch datiert aus dem Oktober 2009!
Die relative Schwäche der Banktitel ist eklatant und beunruhigend – sie erinnert fatal an den Beginn der Finanzkrise 2007. Wir bekräftigen daher unsere Empfehlung, Bankaktien nur äußerst selektiv zu kaufen. Das Chance-Risiko-Verhältnis stimmt hier ganz und gar nicht.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.