Solar Millennium: Mehr Umsatz, kaum Gewinnwachstum

von Joachim Spiering

Die auf solarthermische Kraftwerke spezialisierte Solar Millennium AG wird im laufenden Geschäftsjahr den Umsatz deutlich steigern, während der Gewinn kaum zulegen wird. Im laufenden Geschäftsjahr 2009/10 (31. Oktober) peilt die Firma einen Umsatz in Höhe von 350 Millionen Euro an. Im Vorjahr betrug dieser inklusive Sondereffekte 201 Millionen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) werde im laufenden Geschäftsjahr bei 45 Millionen Euro landen nach 43 Millionen im Vorjahr, kündigte Finanzvorstand Thomas Mayer am Dienstag in München an.

Lag die Ebit-Marge vergangenes Geschäftsjahr noch bei 21 Prozent (nach 35 und 52 Prozent in den Jahren zuvor) wird sie dieses Jahr auf voraussichtlich 12,9 Prozent einbrechen. „Damit liegen wir ganz klar unter unserem langfristigen Ziel von 15 bis 18 Prozent“, sagte Mayer. Ein Grund für den Margenverfall sei zum einen, dass sich die Gesellschaft immer stärker auf den Bereich Engineering konzentriere. Zum anderen würden im laufenden Geschäftsjahr hohe Vorlaufinvestitionen für künftige Projekte anfallen. Dennoch ging es mit der Aktie deutlich abwärts, am Nachmittag notierte sie gut sechs Prozent im Minus.

Der neue Vorstandschef Utz Claassen stellte auf der Pressekonferenz klar, dass er zwei Ziele habe: Zum einen solle die Solarthermie zur „präferierten Stromerzeugungsform der Zukunft“ werden, zum anderen müsse Solar Millennium in dieser Branche „einen möglichst großen Stück vom Kuchen“ haben, wenn möglich sogar die Marktführerschaft. Angesprochen auf jüngste Presseberichte hinsichtlich fragwürdiger Bilanzierungspraktiken wies Mayer entsprechende Vorwürfe zurück: „Wir haben für alle Abschlüsse ein Testat. Und bei komplizierten Fällen haben wir uns extra ein Gutachten eingeholt und beziehungsweise oder die zweite Meinung eines weiteren Wirtschaftsprüfers.“

Mayer sagte weiter, dass die Finanzierung der anstehenden Projekte die größte Herauforderung für die Gesellschaft sei. Hier lägen, neben der Aufrechterhaltung der Technologieführerschaft, auch die größten Risiken. Solar Millennium ist gerade dabei, in den USA neue Projekte aufzusetzen, fünf sehr geeignete Flächen mit extrem hoher Sonneneinstrahlung hat sich die Firma eigenen Angaben zufolge bereits gesichert. „Die Projektvorhaben in den USA snd vom Volumen her wesentlich größer als die in Spanien“, so Mayer. Die Firma rechnet pro Solarkraftwerk mit einem Finanzierungsvolumen von 1,3 bis 1,5 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Für die drei Andasol-Kraftwerke in Spanien waren zusammen rund eine Milliarde Euro nötig.

Mayer kündigte zudem weitere Kapitalmaßnahmen an, ohne jedoch richtig konkret zu werden. Zu erwarten sei die Auflegung eines weiteren geschlossenen Fonds. Zudem werde über eine Kapitalerhöhung oder einen Börsengang der US-Tochter nachgedacht. „Konkret ist aber noch nichts in Planung.“ Auch ein Segmentwechsel steht womöglich an. Bislang notiert die Aktie im Freiverkehr. „Wir wären sicherlich ein Kandidat für den TecDAX“, so Finanzchef Mayer. Dabei soll es auf Dauer aber wohl nicht bleiben. „Unsere Ziele sind höher gesetzt.“

Im vergangenen Geschäftsjahr konnten neben den Anteilen an der Marquesado Solar S.L., der Projektgesellschaft des im Bau befindlichen Kraftwerks Andasol 3, auch Anteile der Projektgesellschaft Ibersol Electricidad Solar Ibérica S.L. erfolgreich veräußert werden. Außerdem wurde der ursprünglich für die vorangegangene Berichtsperiode vorgesehene Verkauf der restlichen Anteile (jeweils 25%) an den Solarkraftwerken Andasol 1 und 2 an die spanische ACS/Cobra-Gruppe erfolgreich abgeschlossen. Darüber hinaus leistete auch der im Herbst 2009 im Zusammenhang mit dem Kraftwerk Andasol 3 aufgelegte und wirtschaftlich einem Anteilsverkauf gleichgestellte Solarfonds einen wichtigen Beitrag zum Umsatz. Der entsprechende Umsatzbeitrag resultiert aus dem Verkauf eines Genussrechts an die Fondsgesellschaft. Über dieses Genussrecht nimmt die Fondsgesellschaft künftig an den Ausschüttungen der Marquesado Solar S.L. teil.

Erstmals wurden deutliche Umsätze im Anlagenbau verzeichnet werden. Andasol 3 ist das erste Projekt, bei dem die Solar Millennium Gruppe auch dieses Geschäftsfeld innerhalb der Wertschöpfungskette von der Projektentwicklung bis zum Betrieb mit verantwortet. Mittlerweile sind bereits mehr als 50% der geplanten Parabolrinnen-Kollektoren im Solarfeld montiert.