Gefährlicher Optimismus

Der Optimismus an den Börsen steigt. So wurde zuletzt in einem relativ bekannten Aktienbrief ein Kursziel für den DAX von 12.000 Zählern ausgegeben.
Aus fundamentaler Sicht wäre ein solcher Indexstand (zumindest auf Sicht der nächsten Jahre) die größte Übertreibung, die es bei den deutschen Blue Chips je gegeben hat. Das Kursbuchwert-Verhältnis für den Index würde dann bei etwa drei liegen. Bislang waren schon Werte über zwei eine kritische Marke, die nie lange gehalten wurde. Auffällig sind auch die zunehmenden Empfehlungen für kleine Werte auf Webseiten; darunter auch etliche Firmen, die mit schweren fundamentalen Problemen zu kämpfen haben und bei denen eine Pleite nicht auszuschließen ist. Vor einigen Monaten wären den Anlegern solche hoch riskanten Wetten nicht zu verkaufen gewesen.
Eine gewisse Notwendigkeit, auf kleine Titel auszuweichen, lässt sich aber nicht von der Hand weisen. Auch in unserem Musterdepot setzen wir inzwischen auf (allerdings fundamental sehr solide) Titel aus der dritten Reihe. Der Grund dafür ist einfach: Die Wachstumswerte aus dem TecDAX sind entweder maßlos überteuert oder bergen zumindest kaum noch Kurspotenzial. Insgesamt lässt sich also sagen, dass wir durchaus Anzeichen für eine Übertreibung am Aktienmarkt haben, die das Risiko für einen - eventuell auch kräftigeren - Rücksetzer steigen lassen.
Gegen ein Ende des Aufwärtstrends sprechen die nach wie vor recht dünnen Handelsumsätze. Zumindest die Privatanleger scheinen noch nicht auf den fahrenden Zug aufgesprungen zu sein. In der Vergangenheit setzten Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher oft den Schlusspunkt einer Aufwärtsbewegung, die dann von hohen Umsätzen und einem nochmals steilen Kursanstieg geprägt war. Nicht auszuschließen, dass auch dieses Mal noch ein Sprint nach oben einsetzt, der den DAX über die von einigen Charttechnikern markante Marke von 7.000 Zählern treibt. Nötig ist so eine Entwicklung aber nicht. Auch der Abwärtssog bis März 2009 endete ohne den von vielen Experten erwarteten Sell-Off. Stattdessen fingen sich die Börsen unter vergleichsweise dünnen Umsätzen und erholen sich seither.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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