Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Kaum kalkulierbar

10.06.10 10:53 Uhr

Kaum kalkulierbar | finanzen.net

Die Entwicklung an den Börsen wird immer schwerer prognostizierbar.

Schuld daran sind die massiven staatlichen Eingriffe und die Verschuldungexzesse, die die üblichen Konjunktur- und Börsenzyklen konterkarieren. In einer gesunden Wirtschaft klappt die Steuerung der Notenbanken über die Zinsen: In Phasen hoher Wachstumsraten zieht die Zentralbank die Zinsschraube an, bremst damit Investitionen und so die gesamte Volkswirtschaft. Die anschließenden Zinssenkungen reizen die Wirtschaftsteilnehmer dann wieder zu neuen Investitionen und bringen so die Konjunktur auf Trab. Die Börsen nehmen die Konjunkturentwicklung vorweg. Bei gedämpfter Wirtschaftsleistung steigen die Kurse, auch weil die dann günstigen Zinsen den Aktienmarkt begünstigen. Boomt die Konjunktur, fangen die Kurse oft schon an zu bröckeln, unter anderem wegen der Aussicht auf steigende Zinsen.

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Neue Konjunktursorgen

Dieser Zusammenhang war zuletzt nur noch begrenzt gültig. Obwohl die Zentralbanken ihre Zinsen im Jahr 2007 nahe Null senkten, erlebten die Konjunktur und die Börsen einen katastrophalen Einbruch. Eine Erholung setzte erst ein, als von staatlicher Seite zusätzlich massiv Mittel in die Wirtschaft gepumpt wurden. Obwohl die Zinssätze in den meisten westlichen Industrieländern nach wie vor extrem niedrig ausfallen, kommen zunehmend Zweifel an der Nachhaltigkeit der konjunkturellen Erholung auf. Alleine die Aussicht auf das Auslaufen der staatlichen Programme treibt den Marktteilnehmern Sorgenfalten ins Gesicht.

Pessimismus als Chance

Am ehesten ist noch die Zinsentwicklung prognostizierbar. Wegen der massiven staatlichen Schulden ist eine deutliche Anhebung der Leitzinsen faktisch unmöglich, weil sie eine weitere Verschlechterung der Haushaltslage und dazu eine Belastung für die konjunkturelle Entwicklung bedeuten würde. Unsicher sind dagegen die politischen Entscheidungen. Derzeit sind Sparprogramme en Vogue. Die Erfahrung zeigt aber, dass mit den Protesten der Bürger der Sparwille schnell verfliegt. Damit bleiben bei Aussagen zur Konjunktur immer ein paar Variablen offen. Kein einfaches Unterfangen für Börsianer. Recht gute Aussagen ließen sich zuletzt mit Stimmungsindikatoren treffen. Derzeit sind die Anleger überwiegend pessimistisch eingestellt. Das spricht in den nächsten Wochen für moderat steigende Kurse.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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