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APA ots news: Aktueller Budgetausblick 2025 und 2026: Schnelleinschätzung des Fiskalratsbüros
Defizite bleiben über 4% des BIP: Nachhaltige Verbesserung der
Budgetlage ist nicht in Sicht
Wien (APA-ots) - -
Budgetdefizit 2025 trotz eines leicht verbesserten wirtschaftlichen
Umfelds bei 4,4% des BIP.
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Konsolidierungspaket und moderater Gehaltsabschluss für den
öffentlichen Dienst senken Defizit 2026 auf 4,2% des BIP.
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Ausgabenwachstum und Staatsausgabenquote weiter deutlich über
Vorkrisenniveau.
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Verfestigte Effekte der Krisen, Inflationsschock und Demografie
verantwortlich für hohe Ausgabenquote.
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Konsolidierungspaket senkt kurzfristige Finanzierungslücke,
Ausgabendynamik bleibt aber weitgehend unverändert.
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Schuldenquote steigt von 79,9% (2024) weiter auf 81,7% (2025) und
83,3% (2026) des BIP: Stabilisierung der Schuldenquote erfordert
aktuell Defizite unter 2,7% des BIP.
Das Fiskalratsbüro erwartet für 2025 und 2026 gesamtstaatliche
Budgetdefizite von 4,4% bzw. 4,2% des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Damit bestätigen sich die Einschätzungen des Fiskalrats (Juni 2025)
und des Finanzministeriums (BMF, Oktober 2025). Die leichte
Verschlechterung gegenüber der Frühjahrsprognose ist auf höhere
Staatsausgaben zurückzuführen, die angesichts der schwachen
Wirtschaftsentwicklung nur teilweise durch steigende Einnahmen
kompensiert werden. Die niedrigeren Gehaltsabschlüsse für den
öffentlichen Dienst und die Konkretisierung erster
Konsolidierungsmaßnahmen, vor allem der Bundesländer, tragen zur
Verbesserung des Budgetsaldos 2026 bei. Dennoch bleibt das Defizit
über 4% des BIP. Eine Stabilisierung der Schuldenquote - dafür wären
Defizite unter 2,7% des BIP nötig - wird klar verfehlt. Bis 2026
steigt die Schuldenquote auf 83,3% des BIP. [1]
Hohe Staatsausgaben führen trotz leichter konjunktureller
Erholung zu hohem Budgetdefizit 2025
Sozialleistungen sowie Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst
steigen 2025 weiter kräftig. Gründe sind die inflationsbedingt hohen
Gehaltsabschlüsse, steigende Pensions- und Arbeitslosenausgaben sowie
höhere Gesundheitskosten. Das Konsolidierungspaket dämpft die
Ausgaben vor allem durch den Wegfall des Klimabonus (-2,3 Mrd Euro).
Gegenüber der Frühjahrsprognose fällt der Ausgabenanstieg stärker
aus, bedingt durch die höhere Anzahl von Alterspensionistinnen und -
pensionisten, höhere Beschäftigung im Gesundheits-, Bildungs- und
Sicherheitsbereich sowie steigende Gesundheitsausgaben. Einsparungen
bei den Sachausgaben durch strengen Budgetvollzug wirken kurzfristig,
dürften aber nicht dauerhaft im geplanten Volumen zum Tragen kommen.
Das aktuell erwartete reale BIP-Wachstum (+0,3 %) übertrifft den in
der Frühjahrsprognose unterstellten Wert um 0,6 Prozentpunkte und
erhöht die Staatseinnahmen um rund 0,3% des BIP. Inflationsbedingt
hohe Gehaltsabschlüsse erhöhen Lohnsteueraufkommen und
Sozialbeiträge. Die Wiedereinhebung der Energieabgabe bringt rund 1
Mrd Euro zusätzliche Einnahmen. Hingegen sinken die Zinseinnahmen
infolge fallender Kurzfristzinsen. Das Aufkommen aus veranlagter
Einkommensteuer und Körperschaftsteuer ist 2025 rückläufig, das
Mehrwertsteueraufkommen bleibt hinter den Erwartungen zurück.
Defizitquote 2026 sinkt nur leicht gegenüber 2025 trotz Wegfalls
der Kriseneffekte und verstärkt wirksamer Konsolidierungsmaßnahmen
2026 lässt die Wirkung der Hochinflationsphase auf das
Ausgabenwachstum deutlich nach und fällt bei den Einnahmen fast
vollständig weg. Die letzten Krisenhilfen laufen 2025 aus und das
Konsolidierungspaket sowie moderatere Gehaltsabschlüsse im
öffentlichen Dienst bremsen den Ausgabenanstieg. Dennoch bleiben die
Staatsausgaben aufgrund steigender Gesundheits-, Pensions- und
Pflegekosten sowie höherer Verteidigungs- und
Infrastrukturinvestitionen auf hohem Niveau. Darüber hinaus steigt
der österreichische EU-Beitrag gegenüber dem Vorjahr deutlich um 0,8
Mrd Euro an.
Dauerhafter Ausgabenanstieg durch verfestigte Kriseneffekte
Obwohl die COVID-19-Hilfen bis 2024 weitgehend ausliefen,
verharren die Ausgaben insbesondere im Gesundheitswesen auf hohem
Niveau. Höhere Gehälter in Gesundheitsberufen und steigende
Medikamentenkosten wirken dauerhaft. Die Hochinflationsjahre 2022/23
führten zeitverzögert zu einem deutlichen Anstieg der Sozialausgaben
- allerdings sind auch die Beitragseinnahmen inflationsbedingt
gestiegen. Der Anteil der Pensionsausgaben am BIP steigt von 13,9% (
2019) auf 15,8% (2026). Neben den gesetzlich vorgesehenen
Pensionserhöhungen ist ein Teil dieses starken Anstiegs auf
außertourliche Maßnahmen zurückzuführen. Die Pensionsausgaben 2024
erhöhten sich durch außertourliche Pensionsanpassungen seit 2019 im
Umfang von 1,4 Mrd Euro. Trotz der weitgehenden Inflationsindexierung
der Einkommensteuertarifstufen steigen die Einnahmen im Zeitraum 2019
bis 2026 von 49,6% auf 51,0% des BIP. Der Anstieg der Ausgabenquote (
2019-2026: +6,2 Prozentpunkte) übersteigt den Anstieg der
Einnahmenquote (2019-2026: +1,4 Prozentpunkte) aber deutlich.
Konsolidierungspaket: Kurzfristige Wirkung, Strukturreformen
bleiben bisher aus
Das Regierungsprogramm sieht ein Konsolidierungsvolumen von 6,3
Mrd Euro (2025) und 8,7 Mrd Euro (2026) vor. Laut Fiskalratsbüro wird
der Zielwert 2025 um rund 0,7 Mrd Euro unterschritten. Einige der ab
2026 vorgesehenen Maßnahmen sind nach wie vor nicht ausreichend
konkretisiert (u. a. Task-Forces, Betrugsbekämpfungspaket). Trotzdem
ist das Einsparungsziel für 2026 bereits mit den umgesetzten
Maßnahmen erreichbar, da die nun erfolgte Neuverhandlung der Gehälter
der öffentlich Bundesbeschäftigten für 2026 im Regierungsprogramm
nicht eingepreist war. Dies gilt jedoch nur, sofern der Abschluss
auch von den anderen Gebietskörperschaften übernommen wird.
Schuldenquote steigt weiter
Hohe Primärdefizite und steigende Zinsausgaben infolge höherer
Verschuldung führen zu einem weiteren Anstieg der
Staatsschuldenquote: von 79,9% (2024) auf 81,7% (2025) und 83,3% (
2026) des BIP. Das Wirtschaftswachstum ist zu schwach, um diesen
Trend zu stoppen. Aufgrund der Abwärtsrevision der Schuldenquote 2024
durch Statistik Austria um 1,9 Prozentpunkte bleibt sie deutlich
unter den Erwartungen des Frühjahrs (2026: 86,3% des BIP).
[1] Die Schnelleinschätzung basiert auf der aktuellen WIFO-
Konjunkturprognose vom 7.10.2025.
Rückfragehinweis:
Büro des Fiskalrates
Mag. Bernhard Grossmann
Telefon: +43-1-40420-7473
E-Mail: office@fiskalrat.at
Website: https://www.fiskalrat.at
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