APA ots news: Aktueller Budgetausblick 2025 und 2026: Schnelleinschätzung...

05.11.25 10:05 Uhr

APA ots news: Aktueller Budgetausblick 2025 und 2026: Schnelleinschätzung des Fiskalratsbüros

Defizite bleiben über 4% des BIP: Nachhaltige Verbesserung der

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Budgetlage ist nicht in Sicht

Wien (APA-ots) - -

Budgetdefizit 2025 trotz eines leicht verbesserten wirtschaftlichen

Umfelds bei 4,4% des BIP.

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Konsolidierungspaket und moderater Gehaltsabschluss für den

öffentlichen Dienst senken Defizit 2026 auf 4,2% des BIP.

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Ausgabenwachstum und Staatsausgabenquote weiter deutlich über

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Vorkrisenniveau.

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Verfestigte Effekte der Krisen, Inflationsschock und Demografie

verantwortlich für hohe Ausgabenquote.

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Konsolidierungspaket senkt kurzfristige Finanzierungslücke,

Ausgabendynamik bleibt aber weitgehend unverändert.

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Schuldenquote steigt von 79,9% (2024) weiter auf 81,7% (2025) und

83,3% (2026) des BIP: Stabilisierung der Schuldenquote erfordert

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aktuell Defizite unter 2,7% des BIP.

Das Fiskalratsbüro erwartet für 2025 und 2026 gesamtstaatliche

Budgetdefizite von 4,4% bzw. 4,2% des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Damit bestätigen sich die Einschätzungen des Fiskalrats (Juni 2025)

und des Finanzministeriums (BMF, Oktober 2025). Die leichte

Verschlechterung gegenüber der Frühjahrsprognose ist auf höhere

Staatsausgaben zurückzuführen, die angesichts der schwachen

Wirtschaftsentwicklung nur teilweise durch steigende Einnahmen

kompensiert werden. Die niedrigeren Gehaltsabschlüsse für den

öffentlichen Dienst und die Konkretisierung erster

Konsolidierungsmaßnahmen, vor allem der Bundesländer, tragen zur

Verbesserung des Budgetsaldos 2026 bei. Dennoch bleibt das Defizit

über 4% des BIP. Eine Stabilisierung der Schuldenquote - dafür wären

Defizite unter 2,7% des BIP nötig - wird klar verfehlt. Bis 2026

steigt die Schuldenquote auf 83,3% des BIP. [1]

Hohe Staatsausgaben führen trotz leichter konjunktureller

Erholung zu hohem Budgetdefizit 2025

Sozialleistungen sowie Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst

steigen 2025 weiter kräftig. Gründe sind die inflationsbedingt hohen

Gehaltsabschlüsse, steigende Pensions- und Arbeitslosenausgaben sowie

höhere Gesundheitskosten. Das Konsolidierungspaket dämpft die

Ausgaben vor allem durch den Wegfall des Klimabonus (-2,3 Mrd Euro).

Gegenüber der Frühjahrsprognose fällt der Ausgabenanstieg stärker

aus, bedingt durch die höhere Anzahl von Alterspensionistinnen und -

pensionisten, höhere Beschäftigung im Gesundheits-, Bildungs- und

Sicherheitsbereich sowie steigende Gesundheitsausgaben. Einsparungen

bei den Sachausgaben durch strengen Budgetvollzug wirken kurzfristig,

dürften aber nicht dauerhaft im geplanten Volumen zum Tragen kommen.

Das aktuell erwartete reale BIP-Wachstum (+0,3 %) übertrifft den in

der Frühjahrsprognose unterstellten Wert um 0,6 Prozentpunkte und

erhöht die Staatseinnahmen um rund 0,3% des BIP. Inflationsbedingt

hohe Gehaltsabschlüsse erhöhen Lohnsteueraufkommen und

Sozialbeiträge. Die Wiedereinhebung der Energieabgabe bringt rund 1

Mrd Euro zusätzliche Einnahmen. Hingegen sinken die Zinseinnahmen

infolge fallender Kurzfristzinsen. Das Aufkommen aus veranlagter

Einkommensteuer und Körperschaftsteuer ist 2025 rückläufig, das

Mehrwertsteueraufkommen bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Defizitquote 2026 sinkt nur leicht gegenüber 2025 trotz Wegfalls

der Kriseneffekte und verstärkt wirksamer Konsolidierungsmaßnahmen

2026 lässt die Wirkung der Hochinflationsphase auf das

Ausgabenwachstum deutlich nach und fällt bei den Einnahmen fast

vollständig weg. Die letzten Krisenhilfen laufen 2025 aus und das

Konsolidierungspaket sowie moderatere Gehaltsabschlüsse im

öffentlichen Dienst bremsen den Ausgabenanstieg. Dennoch bleiben die

Staatsausgaben aufgrund steigender Gesundheits-, Pensions- und

Pflegekosten sowie höherer Verteidigungs- und

Infrastrukturinvestitionen auf hohem Niveau. Darüber hinaus steigt

der österreichische EU-Beitrag gegenüber dem Vorjahr deutlich um 0,8

Mrd Euro an.

Dauerhafter Ausgabenanstieg durch verfestigte Kriseneffekte

Obwohl die COVID-19-Hilfen bis 2024 weitgehend ausliefen,

verharren die Ausgaben insbesondere im Gesundheitswesen auf hohem

Niveau. Höhere Gehälter in Gesundheitsberufen und steigende

Medikamentenkosten wirken dauerhaft. Die Hochinflationsjahre 2022/23

führten zeitverzögert zu einem deutlichen Anstieg der Sozialausgaben

- allerdings sind auch die Beitragseinnahmen inflationsbedingt

gestiegen. Der Anteil der Pensionsausgaben am BIP steigt von 13,9% (

2019) auf 15,8% (2026). Neben den gesetzlich vorgesehenen

Pensionserhöhungen ist ein Teil dieses starken Anstiegs auf

außertourliche Maßnahmen zurückzuführen. Die Pensionsausgaben 2024

erhöhten sich durch außertourliche Pensionsanpassungen seit 2019 im

Umfang von 1,4 Mrd Euro. Trotz der weitgehenden Inflationsindexierung

der Einkommensteuertarifstufen steigen die Einnahmen im Zeitraum 2019

bis 2026 von 49,6% auf 51,0% des BIP. Der Anstieg der Ausgabenquote (

2019-2026: +6,2 Prozentpunkte) übersteigt den Anstieg der

Einnahmenquote (2019-2026: +1,4 Prozentpunkte) aber deutlich.

Konsolidierungspaket: Kurzfristige Wirkung, Strukturreformen

bleiben bisher aus

Das Regierungsprogramm sieht ein Konsolidierungsvolumen von 6,3

Mrd Euro (2025) und 8,7 Mrd Euro (2026) vor. Laut Fiskalratsbüro wird

der Zielwert 2025 um rund 0,7 Mrd Euro unterschritten. Einige der ab

2026 vorgesehenen Maßnahmen sind nach wie vor nicht ausreichend

konkretisiert (u. a. Task-Forces, Betrugsbekämpfungspaket). Trotzdem

ist das Einsparungsziel für 2026 bereits mit den umgesetzten

Maßnahmen erreichbar, da die nun erfolgte Neuverhandlung der Gehälter

der öffentlich Bundesbeschäftigten für 2026 im Regierungsprogramm

nicht eingepreist war. Dies gilt jedoch nur, sofern der Abschluss

auch von den anderen Gebietskörperschaften übernommen wird.

Schuldenquote steigt weiter

Hohe Primärdefizite und steigende Zinsausgaben infolge höherer

Verschuldung führen zu einem weiteren Anstieg der

Staatsschuldenquote: von 79,9% (2024) auf 81,7% (2025) und 83,3% (

2026) des BIP. Das Wirtschaftswachstum ist zu schwach, um diesen

Trend zu stoppen. Aufgrund der Abwärtsrevision der Schuldenquote 2024

durch Statistik Austria um 1,9 Prozentpunkte bleibt sie deutlich

unter den Erwartungen des Frühjahrs (2026: 86,3% des BIP).

[1] Die Schnelleinschätzung basiert auf der aktuellen WIFO-

Konjunkturprognose vom 7.10.2025.

Rückfragehinweis:

Büro des Fiskalrates

Mag. Bernhard Grossmann

Telefon: +43-1-40420-7473

E-Mail: office@fiskalrat.at

Website: https://www.fiskalrat.at

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