Beyond Meat-Aktie: Eine Konzerngeschichte

Ein pflanzlicher Burger, der die Lebensmittelindustrie revolutionieren sollte - mit dieser Vision startete ein ehemaliger Clean-Energy-Manager ein Unternehmen, das zum Synonym für Fleischersatz wurde. Die Geschichte von Beyond Meat ist eine Erzählung von Innovation, rasantem Wachstum und den Herausforderungen eines Pioniers in einem hart umkämpften Markt.
Werte in diesem Artikel
• Gründer Ethan Brown startete 2009 mit der Vision, Fleisch klimafreundlich zu ersetzen
• Beyond Burger machte die Marke 2016 weltweit bekannt
• Große Investoren wie Bill Gates und Leonardo DiCaprio stiegen früh ein
Die Vision eines Gründers und die ersten Schritte
Die Wurzeln von Beyond Meat reichen zurück ins Jahr 2009, als Ethan Brown das Unternehmen in Kalifornien gründete. Browns Motivation entsprang einer tiefen persönlichen Überzeugung: Während seiner Kindheit verbrachte er viel Zeit auf der Farm seines Vaters in Maryland und entwickelte dort eine besondere Verbindung zu Tieren. Diese Erfahrungen prägten seine spätere Mission, eine Alternative zu tierischem Protein zu schaffen, die sowohl dem Klimaschutz als auch dem Tierwohl dienen sollte.
Vor der Gründung von Beyond Meat hatte Brown im Bereich der alternativen Energien gearbeitet und erkannt, dass die Viehwirtschaft einen erheblichen Einfluss auf den Klimawandel hat. Wie aus einem Beitrag von Inc.com hervorgeht, stellte Brown fest, dass der Einfluss der Viehwirtschaft auf das Klima sogar größer war als der des Energiesektors - eine Erkenntnis, die ihn dazu brachte, den Fokus seiner Arbeit zu ändern.
Die Anfangsjahre waren von persönlichem Risiko geprägt. Brown investierte dabei sein eigenes Vermögen, zapfte seine Altersvorsorge an und verkaufte sogar eines seiner Häuser, um das Unternehmen am Laufen zu halten, so CNBC in einem Online-Beitrag. Der erste Produktlaunch erfolgte 2012 bei Whole Foods mit den "Chicken-Free Strips", einem pflanzlichen Hähnchenersatz. Ein Jahr später folgte die nationale Expansion in den USA. Das Unternehmen entwickelte sich schrittweise weiter und brachte 2014 sein erstes pflanzliches Rindfleischprodukt auf den Markt: Beyond Beef Crumbles. In dieser Phase konnte Beyond Meat namhafte Investoren gewinnen, darunter Bill Gates, Leonardo DiCaprio und sogar den Fleischkonzern Tyson Foods, der 2016 eine Beteiligung von 5 Prozent erwarb. Kurz vor dem Börsengang im Jahr 2019 verkaufte Tyson Foods jedoch seine Anteile wieder, um eigene Alternativprotein-Produkte zu entwickeln, wie es weiter heißt.
Der Durchbruch mit dem Beyond Burger
Den eigentlichen Wendepunkt markierte das Jahr 2016 mit der Einführung des Beyond Burger - einem pflanzlichen Burgerpatty, das in Geschmack und Textur verblüffend nah an echtem Rindfleisch herankam. Das Produkt wurde zum Flaggschiff des Unternehmens und sollte die Art und Weise verändern, wie Verbraucher über Fleischersatz dachten. Anders als frühere Veggie-Burger richtete sich der Beyond Burger nicht primär an Vegetarier oder Veganer, sondern an Fleischesser, die eine Alternative suchten.
Die Hauptzutat des Beyond Burgers ist Erbsenprotein. Wie aus einer Pressemitteilung von Beyond Meat hervorgeht, besteht seit über einem Jahrzehnt eine Partnerschaft mit dem französischen Unternehmen Roquette, einem globalen Marktführer für pflanzliche Inhaltsstoffe, der das Erbsenprotein liefert. Die Produkte enthalten keine gentechnisch veränderten Organismen, keine zugesetzten Hormone oder Antibiotika und sind cholesterinfrei. Zudem sind sie, wie auf der offiziellen Website des Unternehmens zu sehen ist, koscher und halal zertifiziert - ein bewusster Schritt, um verschiedene Verbrauchergruppen anzusprechen.
Der wirkliche Paukenschlag kam im Mai 2019: Beyond Meat wagte den Schritt an die Börse und wurde damit das erste Unternehmen für pflanzliche Fleischalternativen, das an die NASDAQ ging. Das Handelsblatt berichtete, dass die Aktie am ersten Handelstag um 163 Prozent nach oben schnellte. Der Ausgabepreis lag bei 25 US-Dollar pro Aktie, und das Unternehmen sammelte 240 Millionen US-Dollar ein.
Der Erfolg war bemerkenswert: Wie das Handelsblatt weiter berichtete, stieg der Börsenwert innerhalb weniger Monate von 1,5 Milliarden auf 13,4 Milliarden US-Dollar. Beyond Meat hatte den richtigen Zeitpunkt getroffen - das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Gesundheit und Tierwohl war in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Das Unternehmen sicherte sich Partnerschaften mit großen Fast-Food-Ketten wie KFC, McDonalds, Subway und Dunkin’, was die Präsenz der Marke massiv steigerte. Kurzfristig blieben die Kooperationen jedoch begrenzt: McDonald’s testete den "McPlant"-Burger ab 2021, stellte das Projekt in den USA 2022 aber wieder ein, wie The Guardian hervorhebt. Gleichzeitig führte KFC seine Beyond-Fried-Chicken-Produkte nur testweise ein, nahm sie jedoch nicht dauerhaft ins Menü auf.
Expansion, Wettbewerb und neue Herausforderungen
Nach dem euphorischen Börsenstart musste sich Beyond Meat jedoch zunehmend der Realität eines wettbewerbsintensiven Marktes stellen. Die Konkurrenz wuchs rapide: Neben Impossible Foods, dem direkten Rivalen in den USA, drängten auch traditionelle Fleischkonzerne wie Tyson, Cargill und europäische Anbieter wie die Rügenwalder Mühle, Nestle mit "Garden Gourmet" und Unilever mit "The Vegetarian Butcher" in den Markt.
Ein besonderes Problem stellte die internationale Expansion dar. Während Beyond Meat in den USA einen Marktanteil von rund 20 Prozent erreichte, verdiente das Unternehmen außerhalb des Heimatmarktes zunächst nur jeden fünften Dollar. Der Grund war schlicht ein Mangel an Produktionskapazitäten. Um diesem Problem zu begegnen, eröffnete Beyond Meat eigene Produktionswerke in den Niederlanden und in der Nähe von Shanghai. Dennoch blieb die Preisfrage eine Herausforderung: Wie das Handelsblatt im Mai 2021 berichtete, kostete eine Packung mit zwei Beyond-Pattys bei deutschen Einzelhändlern durchschnittlich 3,85 Euro, während die doppelte Menge Rindfleischpattys für 2,79 Euro erhältlich war.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschärften sich zunehmend. Wie aus einem Bericht von TechCrunch hervorgeht, kündigte das Unternehmen Ende 2022 an, rund 200 Mitarbeiter zu entlassen - das entsprach 19 Prozent der Belegschaft. Die Maßnahme war eine Reaktion auf sinkende Umsätze und sollte Kosten in Höhe von 39 Millionen US-Dollar einsparen. Im November 2023 folgten weitere Entlassungen, diesmal 19 Prozent der Nicht-Produktionsmitarbeiter, wie Retail Dive berichtete. Die Umsätze entwickelten sich nicht wie erhofft, und die Bewertung geriet unter massiven Druck.
Ein Unternehmen im Wandel
Die Abwärtsspirale setzte sich fort. Wie eine Case Study von CauseArtist aus dem Jahr 2024 zeigt, stellte Beyond Meat Anfang 2025 seine Aktivitäten in China ein und verkündete im August desselben Jahres weitere Stellenstreichungen - diesmal 44 Positionen, was sechs Prozent der verbliebenen Belegschaft entsprach. Die anfängliche Euphorie war nicht nur einer nüchternen Marktbewertung gewichen - das Unternehmen sah sich mit fundamentalen Herausforderungen konfrontiert, die seine Zukunftsfähigkeit infrage stellten.
Die Produkte des Unternehmens waren Ende 2024 zwar noch in rund 27.000 Einzelhandelsgeschäften in den USA und 38.000 international vertreten, doch die Verkaufszahlen entwickelten sich rückläufig, wie aus der Case Study weiter hervorgeht. Der größte Kunde, Dot Foods, macht 12 Prozent des Umsatzes aus.
Das Unternehmen kämpft mit strukturellen Problemen: Sinkende Nachfrage nach pflanzlichen Fleischersatzprodukten, intensive Konkurrenz und eine anhaltende Verlustsituation prägten die vergangenen Jahre. Zudem musste Beyond Meat im Oktober 2025 eine umfangreiche Schuldenumstrukturierung vornehmen, bei der bis zu 326 Millionen neue Aktien umgewandelt wurden - eine massive Verwässerung für bestehende Aktionäre. Mit PepsiCo besteht zwar weiterhin eine Joint Venture-Partnerschaft namens "The PLANeT Partnership" für die Entwicklung pflanzlicher Snacks und Getränke, doch die ursprüngliche Vision, als globales Proteinunternehmen die Lebensmittelbranche zu transformieren, ist einer nüchternen Realität gewichen.
D. Maier / Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Pavel Kapysh / Shutterstock.com, Beyond Meat
