APA ots news: Österreichische Banken gut aufgestellt in konjunkturell sehr...

10.06.25 10:07 Uhr

APA ots news: Österreichische Banken gut aufgestellt in konjunkturell sehr herausfordernden Zeiten

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Präsentation des 49. Financial Stability Report der

Nationalbank

Wien (APA-ots) - Der österreichische Bankensektor zeigte sich 2024 trotz

konjunktureller Schwäche und geopolitischer Risiken stabil. Der

zweithöchste Gewinn der Geschichte wurde erneut zur Stärkung der

Kapitalausstattung verwendet. Sowohl Gewinn als auch Kapital befinden

sich nahe historischer Höchststände und sind wichtige Risikopuffer

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gerade im aktuellen wirtschaftlich herausfordernden Umfeld.

Die jüngste Prognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB)

zeigt zwar, dass Österreich 2025 aus der Rezession kommen wird, das

Wachstum bleibt aber schwach. Dies spiegelte sich zuletzt schon in

einer sinkenden Kreditqualität wider - speziell im Bereich der

Unternehmensfinanzierung, die stark von der angespannten Konjunktur

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aber auch von den Unsicherheiten durch die US-Handelspolitik

beeinflusst ist. Besondere aufsichtliche Aufmerksamkeit hat nach wie

vor die gewerbliche Immobilienfinanzierung (Commercial Real Estate,

CRE), wo sich die Risiken weiter verschärft haben.

Zwtl.: Zyklische Konjunkturerholung in Österreich, aber mittelfristig

verhaltene Wachstumsaussichten

Die OeNB erwartet in ihrer vor kurzem veröffentlichten Prognose

eine verhaltene wirtschaftliche Erholung in Österreich. Für 2025

rechnet die Notenbank mit einem leichten Anstieg des BIP um 0,2 %.

Weiterhin belastend wirken aber unter anderem neue US-Zölle sowie die

anhaltende Unsicherheit im internationalen Handel. Auch für die

folgenden Jahre ist nur von moderatem Wachstum auszugehen. Gründe

dafür sind weiterhin negative Effekte durch höhere Zölle sowie

dämpfende Auswirkungen durch die Budgetkonsolidierung. Die

österreichische Wirtschaft wird daher das Vorkrisenniveau von Mitte

2022 bis zum Ende des Prognosezeitraums 2027 nicht wieder erreichen,

was die Gewinnsituation der Unternehmen weiter belasten wird. Die

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt dürften aber begrenzt bleiben, was

sich weiterhin positiv auf die Rückzahlungsfähigkeit der Haushalte

auswirken wird.

Zwtl.: Die Profitabilität des Bankensektors ist ein wichtiger

Risikopuffer in unsicheren Zeiten

Die österreichischen Banken erzielten 2024 mit EUR 11,5 Mrd. den

zweithöchsten Jahresgewinn ihrer Geschichte. Die Banken nutzten diese

Gewinne zum überwiegenden Teil zur Stärkung des Eigenkapitals. Die

harte Kernkapitalquote (CET1-Quote) lag Ende 2024 bei 17,5 % und

damit weiterhin leicht über dem EU-Durchschnitt. Das Eigenkapital ist

nach dem Gewinn der zweite wesentliche Risikopuffer, da es zur

Abdeckung künftiger Verluste zur Verfügung steht. Für 2025 gehen die

Banken zwar von einem Rückgang der Profitabilität aus, bleiben aber

vorsichtig optimistisch.

Im Jahr 2024 ist der österreichische Bankensektor

weitergewachsen. Das war unter anderem auf eine Ausweitung des

Geschäfts in Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) zurückzuführen.

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten im Inland blieb demgegenüber

angesichts der anhaltenden makroökonomischen Unsicherheiten und

schwacher Investitionsbereitschaft verhalten. Gleichzeitig

verschärften Banken ihre Risikobewertungen. Im Gegensatz dazu zog die

Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten - begünstigt durch sinkende

Zinsen und steigende Haushaltseinkommen - wieder an.

Die angespannte Konjunktur wirkte sich 2024 spürbar auf die

Kreditqualität der österreichischen Banken aus. Der Anteil

notleidender Kredite (ausgedrückt mittels der Nonperforming-Loan (NPL

)-Quote) stieg zum Jahresende auf 3,0 %, was vor allem auf

Kreditausfälle in den Branchen Immobilien, Bau, Industrie und Handel

zurückzuführen war. Dabei verzeichneten insbesondere kleinere Banken

mit Österreich-Fokus einen deutlichen Anstieg.

Besonders in der gewerblichen Immobilienfinanzierung (Commercial

Real Estate, CRE) haben sich die Risiken weiter verschärft.

Österreich verzeichnete im Vergleich mit anderen europäischen Ländern

einen der stärksten Anstiege der NPL-Quote in diesem Segment. Die

hohe Exponierung und das Risikopotenzial machen die Überwachung der

CRE-Risiken weiterhin zu einer aufsichtlichen Priorität. Angesichts

der erhöhten systemischen Risiken im CRE-Sektor wird ab Juli 2025 ein

sektoraler Systemrisikopuffer für Banken in Höhe von zunächst 1 %

eingeführt.

Die Kreditvergabestandards in der privaten

Wohnimmobilienfinanzierung haben sich 2024 nochmals stark verbessert.

Der Anteil nachhaltiger Kredite gemäß Kreditinstitute-

Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-V) stieg 2024

nochmals weiter und lag Ende des Jahres bei knapp 90%. Die umsichtige

Kreditvergabe der Banken, unterstützt durch die bindenden

Kreditvergabestandards gemäß KIM-V, hat die systemischen Risiken im

Bereich der Wohnbaufinanzierung wirksam reduziert. Für diesen Fall

sieht der Gesetzgeber ein Auslaufen der Maßnahme, konkret mit Ende

Juni 2025, vor. Das Neugeschäft zog bereits im zweiten Halbjahr 2024

spürbar an - begünstigt durch sinkende Zinsen und steigende

Einkommen, trotz weiterhin geltender KIM-Verordnung und nur teilweise

ausgeschöpfter großzügiger Ausnahmekontingente.

Das geopolitische Umfeld bleibt angespannt und wirkt sich auch

auf den Bankensektor aus: Der Krieg in der Ukraine, Konflikte im

Nahen Osten sowie zunehmende geoökonomische Fragmentierung durch

Sanktionen und Handelsbarrieren verändern das Risikoumfeld für Banken

spürbar. Auch hybride Bedrohungen wie Cyberangriffe auf kritische

Infrastrukturen nehmen zu. Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich

der österreichische Bankensektor widerstandsfähig. Eine starke

Ertragslage und solide Kapitalpuffer - gestützt durch Reformen nach

der Finanzkrise - sichern die Stabilität des Finanzsektors.

Zwtl.: Empfehlungen der OeNB zur Stärkung der österreichischen

Finanzstabilität

Um in diesen turbulenten Zeiten weiterhin resilient zu bleiben

und die Finanzstabilität zu gewährleisten, empfiehlt die OeNB den

Banken daher:

-

Vorbereitung auf strengere aufsichtliche Anforderungen für

Gewerbeimmobilienkredite, und weiterhin Sicherstellung nachhaltiger

Vergabestandards bei Immobilienkrediten,

-

Adäquate Risikosteuerung im aktuell unsicheren Umfeld,

einschließlich höherer Wertberichtigungen (insbesondere für den

unbesicherten Teil der Kreditvergabe) und konservativer

Sicherheitenbewertung,

-

Absicherung der Kapitalbasis, wenn nötig durch Zurückhaltung bei

Gewinnausschüttungen, sowie

-

Sicherung einer nachhaltigen Profitabilität, insbesondere durch

-

Kostendisziplin und

-

Investitionen in Digitalisierung und Cybersicherheit.

Der halbjährlich in englischer Sprache erscheinende Financial

Stability Report der OeNB analysiert finanzstabilitätsrelevante

Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld sowie

Spezialthemen im Zusammenhang mit der Finanzstabilität.

Der Bericht ist auf der Website der OeNB nachzulesen.

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Mag.a Marlies Schroeder, MiM

Telefon: (+43-1) 404 20-6900

E-Mail: marlies.schroeder@oenb.at

Website: https://www.oenb.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom

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