Börse Frankfurt-News: Wochenausblick: "Konsolidierung wäre gesund"
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Seit fast anderthalb Monaten geht es nur nach oben, da steigt die Skepsis. Denn die Zölle dürften höher bleiben als in der Vor-Trump-Zeit. Von der neuen deutschen Regierung werden aber positive Impulse erhofft.
19. Mai 2025. Über 4.000 Punkte oder 20 Prozent sind es mittlerweile, die der DAX seit dem Tief im April wieder gutgemacht hat. Nach grundsätzlichem Stimmungsumschwung sieht es zu Beginn der neuen Woche nicht aus, es mehren sich aber die kritischen Stimmen.
Claudia Windt von der Helaba verweist auf Gold: "Der nach wie vor sehr hohe Goldpreis sollte als Warnung verstanden werden, dass die Kursreaktionen bei Aktien womöglich übertrieben waren", bemerkt sie. Schließlich dürfte das Zollniveau mit all seinen negativen Auswirkungen auf Konjunktur und Inflation höher bleiben als in Trumps ersten Amtszeit. "Hierzulande macht sich immerhin die Hoffnung breit, dass der Regierungswechsel eine strukturelle Wirtschaftspolitik ermöglicht, die einen Ausgleich zu den Zöllen schaffen kann", ergänzt sie.
Auch Moody`s senkt den Daumen
Für etwas Verunsicherung sorgt zu Anfang der neuen Woche die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Moody's. Damit haben die USA auch bei der letzten großen Rating-Agentur die Bestnote in der Bonität verloren. Der DAX steht am Montagmorgen bei rund 23.720 leicht im Minus nach 23.767 Punkten am Freitag zu Handelsschluss und 23.912 Zählern im jüngsten Allzeithoch. Auch der Stoxx Europe 600 notiert mit aktuell 549 Punkten nicht weit unter seinem Rekord. An der Wall Street war es am Freitag weiter nach oben gegangen. Die Höchststände sind zwar noch nicht wieder erreicht, S&P 500 und Nasdaq 100 kommen aber seit Jahresanfang wieder auf ein kleines Plus.
Vom "Befreiungstag" befreit
"Die Börsen sind vom?Liberation Day? befreit", kommentiert Robert Halver von der Baader Bank. Er geht zwar davon aus, dass der Hauptgrund für die zuletzt dramatische Herabsetzung der weltweiten Gewinnerwartungen - der Zollstreit - nicht vollständig wegfallen wird. "Doch die geringe Erwartungshaltung bei Unternehmenserträgen sollte als Kontraindikator gesehen werden", meint Halver. Mit volatilen Entwicklungen am Aktienmarkt sei dennoch weiter zu rechen, "Finale Handels-Deals gibt es noch nicht. Das rettende Ufer wurde noch nicht erreicht." Nach 20 Prozent Kursplus in fünf Wochen im DAX sei eine Konsolidierung ohnehin nichts Ungewöhnliches und sogar gesund.
Kaufsignal bei neuen Bestmarken
Charttechnisch gesehen hat der DAX innerhalb von rund zwei Monaten ein V-förmige Bewegung im übergeordneten Aufwärtstrend absolviert, wie Marvin Herzberger von TraderFox erklärt. Dabei sei am 7. April der Scheitelpunkt markiert worden, seither sei die Kursentwicklung aufwärtsgerichtet. Bestätigt werde der Trend dabei neben den sich nach oben ausweitenden Bollinger-Bändern auch durch diverse weitere Kaufsignale. Obendrein markiere das neue Allzeithoch die Stabilität des Aufwärtstrends. "Sollte der Index die Trendfortsetzung präferieren, dann könnte in dieser Woche das Allzeithoch vom 12. Mai bei 23.926 Punkten ins Visier genommen werden", erläutert Herzberger. Der Ausbruch auf neue Bestmarken werde ein prozyklisches Kaufsignal erzeugen. Hierdurch könnten wiederum Anschlusskäufe bis zum oberen Bollinger-Band und der psychologischen Hürde bei 24.200 Punkten ausgelöst werden.
In dieser Woche stehen in Europa noch einige Quartalszahlen zur Veröffentlichung an, unter anderem berichten 33 Unternehmen aus dem Stoxx Europe 600, unter anderem Ryanair, Vodafone und Generali.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Montag, 19. Mai
4.00 Uhr. China: Einzelhandelsumsätze/Industrieproduktion April. In China enttäuschten die Daten zu den Einzelhandelsumsätzen mit einem Plus von 5,1 statt der erwarteten 5,8 Prozent, wie die Deutsche Bank berichtet. Die Industrieproduktion habe mit einem Anstieg von 6,1 statt 5,7 Prozent aber die Erwartungen übertroffen.
Mittwoch, 21. Mai
8.00 Uhr. Großbritannien: Verbraucherpreise April. Die Inflation dürfte der DekaBank zufolge im April um deutlich mehr als 3 Prozent gestiegen sein. Gründe dafür seien Sondereffekte, die jedoch nur temporär wirkten, etwa die gestiegenen Energiekosten.
Donnerstag, 22. Mai
9.55 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Mai. Die Helaba erwartet sowohl für das Verarbeitende Gewerbe als auch die Dienstleistungen einen Rückgang gegenüber dem April.
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex Mai. Trotz höherer US-Zölle dürfte sich die Stimmung bei den deutschen Unternehmen im Mai weiter aufgehellt haben, meint die Commerzbank, und zwar wegen der lockereren Geldpolitik.
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Mai. Von der jüngsten Entspannung in der US-Zollpolitik profitieren auch die Frühindikatoren für den Euroraum, wie die DekaBank feststellt. Insgesamt bleibe es wegen der Unsicherheit durch die US-Politik aber wohl bei einem gedämpften Stimmungsbild.
Von Anna-Maria Borse, 19. Mai 2025, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)