Cabela’s: Alles für Angler und Jäger

von Tim Schäfer, Euro am Sonntag

Hier denkt man wirklich groß. Der Laden ist so riesig wie ein Flugzeughangar. Beim Betreten zieht eine monumentale Naturlandschaft in der Hallenmitte die Blicke auf sich. Bäche, Felsen, Bäume und Sträucher sieht man da, ein paar ausgestopfte Rehe stehen in dem Kunstgebirge auch. Willkommen bei Cabela’s, Amerikas Einkaufsparadies für Angler, Wanderer und Jäger.

Die Outdoorkette bedient einen Trend in den USA: Reiche Großstädter zieht es in Scharen raus in die Natur. Die urbanen Besserverdiener ziehen zum Fliegenfischen nach Kanada, wandern und zelten in den Rocky Mountains oder schnallen sich die Flinte um und gehen auf Elchpirsch. Da müssen Kleidung und Equipment passen. Ob Angelausrüstung, Gewehre, Zelte, Campingbesteck oder Overalls für Minustemperaturen - Cabela’s hat es.

Wer den Zeitgeist in den USA verstehen will, braucht nur den Fernseher anzuschalten. Die Reality-Serie "Duck Dynasty" über einen Familienclan in Louisiana, der der Entenjagd huldigt, entwickelte sich zum Quotenhit. Das Hatzspektakel war zwischenzeitlich die meistgesehene TV-Show.

Manche Kunden machen aus dem Einkauf eine Pilgerreise. Sie fahren mehrere Hundert Meilen, wenn es sein muss, bevorzugt mit dem Wohnmobil. Auf riesigen Parkplätzen vor den Filialen kann man campen, vor Ort sind Abwasser- und Frischwasserstellen eingerichtet. Mitunter gibt es sogar Unterstellmöglichkeiten für Pferde. Im Restaurant bekommt man Sandwiches mit geräuchertem Elch, Bison oder Wildschwein.

Geheimnis der Waffenkammer

Die Kunden verweilen meist mehrere Stunden. Riesige Aquarien, kleine Wasserfälle - und vor allem die Waffenkammer - laden zum Bleiben ein. Hier spielt Cabela’s einen Trumpf aus: Schusswaffen dürfen in den USA nicht online verkauft werden. Das Geschäft knallt.

Zwar tummelt sich die Kette in einer Nische, doch sie ist schon ansehnlich groß. Der Umsatz wuchs 2014 auf 3,6 Milliarden Dollar. Bis Jahresende sollen es vier Milliarden Dollar werden. Die Kette betreibt 71 Läden in den USA und Kanada, das Filialnetz soll langfristig auf 225 Läden ausgebaut werden. Jedes Jahr kommen neue hinzu. Ein Katalog rundet das Brot- und Buttergeschäft ab.

Kunden jagen Punkte

Die Marketingabteilung macht einen exzellenten Job. Viele Kunden benutzen etwa ihre Cabela’s-Kreditkarte auch für andere Einkäufe. Mit der Visa-Karte lassen sich im Handumdrehen jede Menge Clubpunkte sammeln, die wiederum für Einkäufe beim Outdoor-Profi genutzt werden. Das Geschäft mit dem Plastikgeld ist eine Goldgrube für den Einzelhändler. Jeder dritte Kunde hat die Karte im Portemonnaie. Ein weiterer Trick, um das Geschäft anzukurbeln: die Hausmarke Cabela’s. Sie prangt groß auf T-Shirts, Jacken oder Mützen. Kunden finden dies cool.

Alles begann 1961, als Dick Cabela Fliegen für Angler an seinem Küchentisch in Chappell in Nebraska zusammenband. Per Zeitungsanzeige bot der Gründer "12 zusammengebundene Fliegen für 1 $" an. Nachdem sich nur eine Person gemeldet hatte, änderte er die Strategie. Fortan kam die Anzeige in ein landesweites Outdoor-Magazin: "Kostenloses Einführungsangebot! 5 zusammengebundene Fliegen ... gegen 25 Cent Briefmarke ... zum Verschicken."

Angelfreunde aus allen Teilen der USA bestellten plötzlich. Ein umfassender Katalog kam mit den Fliegen zum Kunden. So nahm die Erfolgsgeschichte ihren Lauf. Heute sind die Amerikaner auch international aktiv und senden ihren Katalog in 125 Länder.

Auch auf Facebook gibt es inzwischen 3,3 Millionen Fans und der Onlinehandel stiehlt dem Kataloggeschäft zunehmend die Show. Ein weiteres Standbein sind Reisen. Eine eigene Agentur organisiert Trips nach Alaska, Hawaii, Afrika oder Neuseeland - alles ist möglich. Eine exklusive Reise kann schon mal 70.000 Dollar und mehr kosten. Firmen buchen hier gern für die Belegschaft. Bei Cabela’s denkt man eben groß.

Investor-Info

Cabela’s
Was für draußen

Der Gewinn im zweiten Quartal enttäuschte, Neueröffnungen und Währungseinflüsse wirkten sich negativ aus. Die Bewertung ist günstig: Gut vier Milliarden Dollar Umsatz werden im laufenden Jahr erwartet, der Börsenwert liegt bei drei Milliarden Dollar. Nach der jüngsten Delle soll das Gewinnwachstum wieder anziehen, der Zuwachs laut Analysten 2015 rund sieben, 2016 etwa 14 Prozent betragen. Übernahmefantasie. Attraktive Depotbeimischung für Wagemutige.