Citi-Kolumne Christine Romar

Alle Jahre wieder: Sell in May?

03.05.16 15:00 Uhr

Alle Jahre wieder: Sell in May? | finanzen.net

Ja mei, der Mai: Wie jedes Jahr um diese Zeit hat eine alte Börsenweisheit auch jetzt wieder Hochsaison. Doch wer nun verkauft, macht einen Fehler.

Es ist wieder soweit. Der Mai steht vor der Tür und damit die unvermeidliche Empfehlung, sich nun für einige Monate von den Aktienmärkten zu verabschieden: "Sell in May and go away" schafft es zuverlässig jedes Frühjahr wieder in die Charts der meist zitierten Börsenweisheiten.

Wer bis heute durchgehalten hat - obwohl das Jahr wahrlich nicht arm war an Anlässen, seine Aktienengagements aufzulösen -, sollte das, so die Regel, spätestens jetzt erwägen. Auch wenn der genaue Zeitpunkt für einen idealen Abschied innerhalb des Monats Mai umstritten ist, bemühen sich Freunde historischer Zeitreihen doch Jahr für Jahr nicht gänzlich erfolglos, darzulegen, dass Aktien-Investments über die Sommermonate vergleichsweise wenig Freude versprechen und saisonale Strategien daher durchaus lohnen können. Allerdings kommt es bei dieser Betrachtungsweise erst um einiges später wirklich dicke: August und September sind mit einer im langjährigen Durchschnitt negativen Performance die belegbar schwächsten Monate des DAX®-Jahres. Der Mai dagegen präsentiert sich an der Börse wie das Wetter im April: uneinheitlich und durchwachsen. Und so ergibt sich aus den historischen Daten jedenfalls keine grundsätzliche Empfehlung, zum jetzigen Zeitpunkt auszusteigen.

Findige Köpfe mögen argumentieren, dass nach dem äußerst durchwachsenen Jahresauftakt ohnehin kaum weitere dramatische Verluste drohen und eher Einstiegsniveaus erreicht sind. Dem werden indessen Saison-Experten entgegnen, dass die Entwicklung im Januar oder wahlweise in der ersten Handelswoche des Jahres regelmäßig den Takt für das Gesamtjahr vorgibt und daher weiterhin mit schwachen Börsen zu rechnen ist.

Wie auch immer. Mehr und mehr Bedeutung kommt dem zweiten Teil der Empfehlung zu: "Go away", heißt es. Nur, bitte, wohin? Mittlerweile erscheint das Niedrigzinsumfeld derart zementiert, dass etliche Anleger nicht einmal mehr daran denken dürften, dass sich Kapital in früheren Zeiten einmal recht komfortabel parken ließ. Wer, aus welchen Gründen auch immer, das Geschehen an den Märkten zeitweise von der Seitenlinie aus beobachten wollte, konnte auf Geldmarktprodukte, Tages- und Festgeldangebote ausweichen und mit ihnen eine akzeptable Verzinsung erzielen. Anlegern, die heute temporär aussteigen wollen, sei es mit Blick auf den Kalender oder doch eher mit einem auf Markt- und Fundamentaldaten, fehlt diese Alternative.

Glücklicherweise bieten strukturierte Produkte einen Ausweg. Papiere wie Bonus- und Discountzertifikate sind dabei nicht nur einem Komplettausstieg aus den Aktienmärkten, sondern vielfach auch einem Direktinvestment vorzuziehen. Denn sie senken nicht nur das Risiko; insbesondere in unruhigen Seitwärtsmärkten entwickeln sie sich vielfach auch besser als ihre zugrunde liegenden Basiswerte.

Daneben sorgt auch der Variantenreichtum dieser Teilschutzpapiere dafür, dass für jeden Anleger etwas dabei ist: Konservativ ausgestattete Papiere bieten ein Rendite-Risiko-Profil, das demjenigen der Geldparkplätze vergangener Tage durchaus nahe kommt. Mit offensiveren Zertifikaten erhalten sich Anleger dagegen weitgehend die Chancen, die der Aktienmarkt ganz im Gegensatz zu den Minizins-Alternativen weiterhin bietet - ohne sich dabei dem vollen Risiko auszusetzen, sei es nun saisonal oder sonstwie bedingt.

Christine Romar ist Director Warrants & Certificates bei der Citigroup Global Markets Deutschland AG. Die Produktexpertin ist für den Bereich der Anlagezertifikate bei der Citi verantwortlich. Die Citigroup ist seit dem Jahr 1989 als Emittent von strukturierten Produkten permanent am deutschen Markt vertreten und feierte 2014 ihr 25-jähriges Jubiläum.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.