Deutsche Börse-News: "Musik spielt eher in den USA" (Anleihen Marktbericht)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Dass die EZB in diesem Jahr die Zinsen nicht mehr senken wird, gilt als ausgemacht. Viel mehr Diskussionen gibt es um die US-Notenbank. Im Geschäft mit Unternehmensanleihen hat sich die Unruhe der Vorwoche gelegt.
28. November 2025. FRANKFURT (Deutsche Börse). Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine sorgt für gute Stimmung an den Märkten. Die Risikobereitschaft ist zurück. Am Anleihemarkt geht es aber weiter ruhig zu - speziell im Euroraum. Die Renditen haben sich auch diese Woche seitwärts bewegt. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmittag mit 2,67 Prozent nach 2,68 Prozent vor einer Woche.
"Die Musik spielt derzeit eher in den USA", stellt Rainer Petz fest, der für Oddo BHF Anleihen handelt. Die US-Renditen gingen diese Woche klar zurück. Für zehnjähriger US-Treasuries liegen sie jetzt nur noch knapp über 4 Prozent. Denn eine Zinssenkung der US-Notenbank auf der Sitzung am 9./10. Dezember gilt jetzt als viel wahrscheinlicher. "Zuletzt haben sich gewichtige Stimmen der Fed wie der Präsident der Fed von New York, John Williams, dafür ausgesprochen", erläutert Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. Wirtschaftliche Daten zeigten einen Tempoverlust der US-Wirtschaft im Herbst an. Zudem sei die Beschäftigung zuletzt wohl leicht gesunken.
An den Geldterminmärkten wird für die Dezember-Sitzung der US-Notenbank nun eine Zinssenkungswahrscheinlich von mehr als 80 Prozent eingepreist. Vor einer Woche waren es nur 30 Prozent. Für den Euroraum wird hingegen keine weitere Zinssenkung erwartet.
Neue Schalke-Anleihe mit vielen Fans
Im Handel mit Unternehmensanleihen ist die Nervosität der Vorwoche verschwunden. "Der Verkaufsdruck im High Yield-Segment ist weg", erklärt Petz. Es habe sich alles wieder beruhigt. "Die Umsätze sind eher unterdurchschnittlich", bemerkt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank.
Gute Umsätze meldet Arthur Brunner von der ICF Bank für die neue Anleihe von FC Schalke 04 (DE000A460AT6). "Der Kurs ist jetzt erstmals über Pari gestiegen." Die bis November 2030 laufende Anleihe bietet 6,50 Prozent sowie einen "Bundesliga-Bonus" beim Aufstieg des Vereins.
ABO-Energy weiter angeschlagen, größere Formycon-Verkäufe
Sehr volatil zeigt sich weiterhin ABO Energy (DE000A3829F5), wie Brunner außerdem erklärt. Der Kurs war vergangene Woche von 103 Prozent auf unter 50 Prozent gefallen, aktuell sind es 57,5 Prozent. Der Wiesbadener?-koenergieanbieter hatte - ganz überraschend - für dieses Jahr einen Verlust von 95 Millionen Euro angekündigt.
Größere Verkäufe gab es Daniel zufolge in der bis 2029 laufenden Anleihe von Formycon, dem Entwickler biopharmazeutischer Nachfolgeprodukte (NO0013586024LR). Bei Kursen von zuletzt 92,50 Prozent liegt die Rendite bei knapp 11 Prozent.
LR Health & Beauty wohl ohne Zinsen
Mehr oder weniger seitwärts mit Kursen um 42 Prozent geht es für die im Oktober stark gefallene Anleihe von LR Health & Beauty (NO0013149658) nach Veröffentlichung der endgültigen Quartalszahlen. Die bestätigten den rückläufigen Umsatz und Gewinn. Zudem wurde bekannt, dass eine Mehrheit der Bond-Halter in der laufenden Gläubigerabstimmung ohne Versammlung offenbar für die Vorschläge des Unternehmens votieren will - unter anderem für eine Stundung von Zinszahlungen. "Die Anleihe wird wohl demnächst ohne Stückzinsen gehandelt", erläutert Daniel. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Ahlen/Westfalen produziert und vertreibt Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetikprodukte in 32 Ländern.
Neu im Handel ist seit heute eine bis 2029 laufende Anleihe der Deutschen Telekom mit 2,625 Prozent-Kupon (XS3244707272), wie Daniel außerdem berichtet. "Die Umsätze halten sich noch in Grenzen", stellt er fest.
Von Anna-Maria Borse, 28. November 2025 © Deutsche Börse AG
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