Diese 5 Modefirmen gingen wie Esprit auch pleite: Darum schlittern so viele deutsche Modeunternehmen in die Insolvenz

09.09.24 14:46 Uhr

Immer mehr deutsche Modeunternehmen geraten in finanzielle Schieflage. Neben dem Markteintritt Chinas liegt das auch am Angebot der Discounter.

Esprit will bis Ende des Jahres alle Filialen schließen.
Esprit will bis Ende des Jahres alle Filialen schließen.
picture alliance/KEYSTONE | ENNIO LEANZA

Viele deutsche Modeunternehmen, darunter Esprit, Gerry Weber und P&C, befinden sich in finanziellen Schwierigkeiten und durchlaufen Insolvenzverfahren.

Experten wie Gerrit Heinemann führen den Niedergang auf mehrere Faktoren zurück, darunter den zunehmenden Erfolg von Monolabel-Stores wie H&M und Zara sowie den Markteintritt günstiger, chinesischer Anbieter.

Zusätzliche Herausforderungen sind die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, hohe Energiekosten und Personalmangel, die den Wettbewerb für deutsche Modeunternehmen weiter erschweren.

Deutsche Modeunternehmen sind in den vergangenen Jahren in immer größere finanzielle Schwierigkeiten gekommen. Erst kürzlich gab der Textilhersteller Esprit bekannt, bis Ende des Jahres alle Filialen in Deutschland schließen zu wollen. Der Entscheidung war ein Insolvenzverfahren vorausgegangen. Neben Monolabel-Firmen wie Esprit oder Gerry Weber sind auch Einzelhandelsketten wie Peek & Cloppenburg (P&C), Galeria Karstadt Kaufhof oder Breuninger in finanzieller Schieflage.

Die Warenhauskette Breuninger etwa könnte laut Medienberichten verkauft werden. Galeria Karstadt Kaufhof hatte im Sommer dieses Jahres bereits das dritte Insolvenzverfahren überstanden. Seit August gehört Galeria der BB Kapital SA, die vom Mannheimer Unternehmer Bernd Beetz getragen wird. Doch warum trifft es so viele deutsche Modeunternehmen?

Darum gehen so viele Modeunternehmen pleite

Für die finanziellen Probleme der Modeunternehmen gibt es dem Wirtschaftswissenschaftler von der Hochschule am Niederrhein Gerrit Heinemann zufolge mehrere Gründe. Warenhausketten, die verschiedene Modemarken verkauften, also etwa P&C, Breuninger oder Galeria, seien besonders gefährdet, sagt Heinemann. Man beobachte, dass viele Kunden immer häufiger bei Firmen einkaufen, die ihre Ware selbst herstellten, also etwa H&M und Zara. Sogenannte Mono-Label-Stores funktionierten für Kunden besser als Mutli-Label-Stores. Wer auf dem Markt nicht vertikal aufgestellt sei, habe es schwer, so Heinemann.

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Als weiteren Grund nennt Heinemann auch die Preise. Käufer hätten aufgrund der Corona-Pandemie und die kalte Progression einfach immer weniger Geld in der Tasche. Händler wie Esprit seien einfach zu teuer geworden. Dafür spreche auch, dass man einen massiven Marktanteilsgewinn bei Discountern verzeichne, wo Mode deutlich günstiger sei, sagt Heinemann. Als Beispiel nennt er den Textilhersteller KiK, der Tausende neue Filialen eröffnen wolle oder auch Woolworth, die immer mehr Mode anbieten würden.

Hinzu gesellen sich chinesische Anbieter, die Bekleidung für extrem wenig Geld anbieten würden und die direkt über ihre Plattformen verkauften, sagt Heinemann.  Die Preise, die dort aufgerufen würden, seien für deutsche Anbieter einfach nicht darstellbar. Durch die Corona-Hilfen hätten sich deutsche Unternehmen zudem zu sehr in Sicherheit gewährt und dadurch nötige Maßnahmen verpasst, sich weiterhin wettbewerbsfähig aufzustellen. Die Kostensteigerungen im Energiebereich sowie die Personalknappheit verschärften die Situation für Modefirmen weiter.

Wir haben für euch sechs Unternehmen herausgesucht, die erst kürzlich in die Insolvenz geschlittert sind.

Esprit

Im Frühjahr 2024 hatte die Textilfirma einen Insolvenzantrag gestellt. Bis Ende des Jahres sollen alle 56 Filialen in Deutschland geschlossen werden. Insgesamt verlieren dadurch 1300 Mitarbeiter ihren Job. Der britische Investor Alteri Partner, dem auch die Modeketten Cecil und Street One gehören, hatte sich per Kauf die Rechte an der Marke Esprit gesichert. Das Geschäft wollte der Investor aber nicht weiterführen.

Gerry Weber

Hat bereits 2019 eine Insolvenz durchlaufen und beantragte 2023 ein Sanierungsverfahren. 122 Filialen wurden geschlossen und 425 Mitarbeiter entlassen. Das Unternehmen wurde in eine GmbH umgewandelt und gehört seitdem den bisherigen Aktionären Whitebox Advisors, Robus Capital und JP Morgan Chase.

Görtz

Der Schuhhändler hatte 2023 Insolvenz angemeldet und ein Sanierungsverfahren angekündigt. In diesem Zuge war ein Großteil der Filialen in Deutschland und Österreich geschlossen worden und etwa 1000 Arbeitsplätze abgebaut. Mit der CT Technology Solutions GmbH fand sich allerdings ein neuer Investor und Görtz konnte sich stabilisieren. Teil des Plans ist es, neben Schuhen auch Damen- und Herrenbekleidung ins Sortiment aufzunehmen.

Peek & Cloppenburg

Peek & Cloppenburg musste im Frühjahr 2023 Insolvenz anmelden. Konnte aber durch ein Schutzschirmverfahren gerettet werden. Daraufhin stellte sich das Unternehmen neu auf. Sale-Angebote sollte es nicht mehr geben. Zudem sollte der Onlineshop ausgebaut werden. P&C will aber weiterhin an dem Konzept „Stores first, Online second“ festhalten und sich so von der Konkurrenz abheben.

Breuninger

Die Warenhauskette Breuninger musste mehrere Standorte schließen. Laut Medienberichten soll Breuninger verkauft werden. Im Raum steht eine Summe von bis zu 2,5 Milliarden Euro. Im Zuge dessen könnten weitere Standorte geschlossen und Jobs wegfallen. Das Familienunternehmen Breuninger betreibt in Deutschland und Luxemburg 13 Häuser und beschäftigt etwa 6.500 Menschen.

Reno

Der Mutterkonzern von Reno, die HR Group, hat den Betrieb nach einer Insolvenz vollumfänglich eingestellt. Sie gehörte einst zu Europas führenden Schuhhändlern. Reno selbst war 2022 an die Firma cm.sports. verkauft worden, meldete allerdings im Frühjahr 2023 ebenfalls Insolvenz an.