Coty-Aktie: Frischer Wind mit neuem Duft

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Coolness hat Sohn Scott von seinem Vater, Oscar-Preisträger Clint Eastwood (85), geerbt. "Sexy Waschbrettbäuche im Doppelpack bekommt man nicht alle Tage zu sehen", schwärmten die Flugbegleiterinnen einer US-Airline, nachdem der 29-jährige Schauspieler und ein Freund während ihres Fluges in der First Class viel Zeit "oben ohne" verbracht hatten. Scott Eastwood ist auch das neue Gesicht für den Davidoff-Duft "Cool Water". Davidoff ist eine der zehn starken Marken von Coty, der globalen Nummer 1 für Düfte und Parfüm. Zusammen spielen die zehn Marken mehr als 70  Prozent des Umsatzes ein.

Bis zum Börsendebüt an der Wall Street im Jahr 2013 war der US-Konzern der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt - und ist es in Deutschland wohl immer noch. Bis Sommer erwartet Coty das Plazet der Kartellbehörden in vielen Ländern für einen großen Deal mit Procter & Gamble (P & G) im vergangenen Jahr. Bis Jahresende will Konzernchef Bart Becht die Transaktion wie ­geplant abschließen. Spätestens dann dürfte der US-Konzern auch hierzulande bekannter werden. Zum Portfolio aus 43 Marken, die Coty vom Meister-Proper-Konzern P & G erwarb, zählt neben den Duftlinien von Hugo Boss oder Dolce & Gabbana auch ein Klassiker der deutschen Konsumgüterindus­trie: die Haarpflegemarke Wella.

Perle Wella weggeschnappt

Auch der Henkel-Konzern, der mit Schwarzkopf bereits eine starke Haarpflegemarke in seinem Portfolio hat, hatte für das Paket geboten. Mit dem Zukauf hätten die Düsseldorfer ihr mittelfristiges Ziel, den Umsatz bis Ende 2016 um gut ein Zehntel auf 20 Milliarden Euro zu erhöhen, vorzeitig erreicht. ­Coty- Chef Becht verhalf mit der geschickten Strukturierung seiner Offerte den Amerikanern jedoch zu einem steuerfreien Verkauf des Markenportfolios und damit zu einer beträchtlichen finanziellen Ersparnis. Wegen dieses Vorteils gab P & G nach Einschätzung von Experten Coty schließlich den Vorzug vor Henkel.

In der Transaktion mit 12,5 Milliarden Dollar Gesamtwert erwirbt Coty aus dem Schönheitspflegeportfolio von P & G auch zahlreiche Marken, die viel Glanz verloren haben. In der Branche wird Coty-Lenker Becht zugetraut, die erworbenen Perlen wieder auf Hochglanz zu polieren.

Seinen guten Ruf hat sich der Betriebswirt als Chef des Konsumgüterriesen Reckitt Benckiser erworben. Becht hatte die Fusion der niederländischen Reckitt mit der britischen Benckiser im Jahr 1999 umgesetzt und daraus den profitabelsten Konzern in der Konsumgüterbranche geformt. Im Verlauf der Jahre hat der Manager Marken in vielen Nischenmärkten, vom Kalkentferner Calgon über das Hautpflegemittel Clearasil bis zu Durex-Kondomen, zu Gewinnbringern aufgebaut. Als der Nieder­länder 2011 überraschend seinen Rückzug verkündete, verlor Reckitt sofort sieben Prozent seines Börsenwerts.

Nach Bechts erstem Coup bei Coty steigen die Amerikaner nach L’Oréal und Estée Lauder zum drittgrößten Kosmetikkonzern der Welt auf. Der Umsatz soll sich nach Abschluss der Integration auf zehn Milliarden Dollar knapp verdoppeln. Damit ist Coty zwar immer noch deutlich kleiner als der Primus aus Frankreich mit 27 Milliarden Dollar Umsatz. An der Nummer 2, Estée Lauder (11,2 Milliarden), sind die Amerikaner aber schon nahe dran.

Gegen den Trend

Um weitere Zukäufe zügig zu integrieren, schafft Becht für jede Division eine Zentrale: für Luxus (Parfüm und Hautpflege) in Paris, für Kosmetik- und Haarfärbemittel in New York und für das professionelle Geschäft mit Friseursalons in Genf. Damit ignoriert er den Trend der Branche, der Kosteneffizienz oberste Priorität einzuräumen. "Die Zentralen nicht zu gründen wäre günstiger gewesen. So werden wir aber viel darüber erfahren, wie, was und wo die Kunden kaufen. Diese Struktur ist ein Vorteil", sagt der Niederländer.

Bei Reckitt hat Becht Aktionären auf lange Sicht Wertsteigerungen von jährliche über 20 Prozent beschert. Die Erwartungen der Eigner von Coty, zu denen auch die Hamburger Milliardärs­familie Reimann gehört, die den Konzern vor fast drei Jahren aufs Parkett schickte, sind entsprechend hoch.

Investor-Info

Coty
Höhere Margen

Auf dem Parkett haben die Papiere ihre deutlichen Kursgewinne nach dem Zuschlag für das P&G-Portfolio im vergangenen Jahr inzwischen wieder abgegeben. Die Aktien sind hoch bewertet. Allerdings wird die Integration der 43 zusätzlichen Marken bis Ende 2016 nicht nur den Umsatz auf zehn Milliarden Dollar verdoppeln, sondern auch die operative Margen von zuletzt 11,8 Prozent um zwei Prozentpunte verbessern. Weiteres Potenzial birgt der Konzernumbau. Attraktiv.