Gegen Schönheitswahn

Imperfect: Wie ein Startup mit hässlichem Obst und Gemüse Geld verdienen will

31.08.15 14:16 Uhr

Imperfect: Wie ein Startup mit hässlichem Obst und Gemüse Geld verdienen will | finanzen.net

Nicht nur in der EU, sondern auch in den USA ist "hässliches Gemüse" ein Problem. Ein Startup will mit genau diesen nicht perfekten Früchten Geld verdienen.

Tausende Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in der ganzen Welt vernichtet, weil man dem Verbraucher nur die schönsten aller Früchte anbieten will. Ist eine Gurke zu krumm, eine Banane nicht krumm genug oder eine Tomate nicht perfekt rund, kommt sie häufig gar nicht erst in den Handel. Unabhängig davon, ob sich der Geschmack von den als perfekt geltenden Früchten nicht unterscheidet.

Imperfect: Gegen den Perfektionswahn

Imperfect heißt das Startup aus Kalifornien, das sich dem Optimierungswahn entgegenstellen will. Das Unternehmen kauft direkt bei Bauern aus der Umgebung das Obst und Gemüse auf, das es aus optischen Gründen nicht in die Supermärkte schaffen würde. Dieses liefert Imperfect dann im Paket an Kunden in und um San Francisco: Ab 12 US-Dollar pro Box. Der Chef des Unternehmens, Ben Simon, hat eine größere Vision: Schon bald sollen die Boxen auch in örtlichen Supermärkten verkauft werden. Eine erste Partnerschaft konnte man bereits bekannt geben: Imperfect-Früchte werden künftig in Filialen der US-Supermarktkette Raley’s angeboten. Das nicht genormte Obst und Gemüse soll dabei günstiger sein als die übliche Supermarktware - bis zu 50 Prozent könnten Kunden im besten Fall einsparen.
"Wir gehen davon aus, dass die Kunden erkennen, dass sogar Obst und Gemüse, das von außen ein bisschen schief aussehen könnte, von großartiger Qualität und tollem Geschmack sein kann. Am Ende zählen die inneren Werte", so Imperfect CEO Ben Simon.

Auch deutsches Startup will hässliches Gemüse retten

Auch in Deutschland gibt es Initiativen, die Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern eine Chance geben. So haben sich Lea Brumsack und Tanja Krakowski zur Aufgabe gemacht, "kulinarische Sonderlinge" vor dem Müll zu retten. Mit ihrer Catering-Firma "CulinARy MiSfiTs" bieten sie in Berlin Obst und Gemüse an, das nicht der Norm entspricht. Die Speisekarten ihrer Firma sind daher wechselhaft und entstehen oft spontan: Je nachdem, was die Bauern aktuell liefern können.

Deutsche Supermärkte nur mit Teilerfolg

In deutschen Supermärkten liefen erste Initiativen gegen diese Art von Lebensmittelverschwendung unterdessen nur teilweise erfolgreich. In einem Pilotprojekt im Jahr 2013 verkaufte die Lebensmittelkette Edeka Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern. Das Ergebnis des Tests, der unter dem Namen "Keiner ist perfekt" durchgeführt wurde, war allerdings durchwachsen. Zwar sei die Resonanz der Kunden überwiegend positiv gewesen, die Erzeuger hätten allerdings nur wenig "nicht perfekte Ware" im Angebot gehabt. Daher wolle man bei Edeka nun nur noch saisonal und regional Obst und Gemüse anbieten, das nicht den gängigen Schönheitskriterien entspricht.
Auch Rewe konnte mit seinem Versuch, nicht norm-entsprechende Früchte unter dem Namen "Wunderlinge" anzubieten, keinen durchschlagenden Erfolg erzielen. In Frankreich und England laufen entsprechende Projekte in den Supermärkten unterdessen deutlich besser.

Redaktion finanzen.net

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