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Importe über deutsche LNG-Terminals auf Rekordniveau

12.10.25 10:10 Uhr

WILHELMSHAVEN/MUKRAN (dpa-AFX) - Der Import von per Schiff geliefertem Flüssigerdgas (LNG) nach Deutschland ist auf ein Rekordniveau angestiegen. Laut Daten der Bundesnetzagentur (BNetzA) war das dritte Quartal 2025 das Quartal mit der größten Einspeisung seit der Eröffnung des ersten deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven Ende 2022. Den Zahlen zufolge ist dieses Jahr an den LNG-Terminals der deutschen Küste bereits mehr Erdgas eingespeist worden als jeweils in den vorhergehenden Gesamtjahren.

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Dementsprechend ist laut BNetzA auch der Anteil an den gesamten Erdgasimporten Deutschlands gestiegen. Lag er noch für das erste Halbjahr 2025 wie auch schon im Vorjahr den Angaben zufolge bei 8 Prozent, bezifferte ihn die Behörde für das dritte Quartal auf 13,25 Prozent. Insgesamt ergibt sich für die ersten neun Monate dieses Jahres ein Anteil von 10,9 Prozent.

Schon mehr LNG angelandet als im gesamten Vorjahr

Die Menge des nach Deutschland importierten LNG beträgt laut BNetzA von Anfang Januar bis einschließlich September rund 74 Terawattstunden, wovon rund 35 Terawattstunden allein auf das dritte Quartal entfallen. Im gesamten Jahr 2024 wurden laut BNetzA rund 69 Terawattstunden über die LNG-Terminals importiert. 2023 waren es demnach rund 70 Terawattstunden.

Der Anstieg hat nach Einschätzung des Gasexperten Sebastian Gulbis vom Beratungsunternehmen Enervis mehrere Gründe. "Einerseits sind im August noch weitere Kapazitäten hinzugekommen." An der Nordseeküste war Ende August mit dem Spezialschiff "Excelsior" auch das zweite schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven in den kommerziellen Betrieb gegangen.

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Deutschland wieder wichtiger als Transitland

"Das andere, was man nicht außer Acht lassen darf, ist, dass zum ersten Januar 2025 die Transportverträge Richtung Österreich von Russland ausgelaufen sind", sagte Gulbis. "Das heißt, dass gerade Österreich, Tschechien, die Schweiz und zum Teil auch Ungarn, die Slowakei und Slowenien über Deutschland versorgt werden. Wir sind wieder ein deutlich wichtigeres Transitland geworden." Das zeige auch die Menge des insgesamt nach Deutschland importierten Erdgases. Diese sei 2025 höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Deutlich am meisten LNG kam zuletzt wieder über die Terminals an der Nordsee. Die beiden Terminals in Wilhelmshaven kamen zusammen mit dem Terminal in Brunsbüttel laut BNetzA im dritten Quartal auf rund 33 Terawattstunden. Die restlichen zwei Terawattstunden kamen demnach über das Ostsee-Terminal an Rügens Küste.

Noch im zweiten Quartal hatte das Rügener Terminal die mit Abstand größte Einspeisung aller Terminals verzeichnet. Laut der Betreiberfirma Deutsche Regas kam es zuletzt wegen der Vertiefung und Erweiterung des dortigen Hafens zu Einschränkungen. Man rechne für das vierte Quartal wieder mit einer ähnlichen Auslastung wie im zweiten Quartal.

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LNG-Ausbau gegen Abhängigkeit von Russland

Die Bundesregierung hatte den Aufbau von LNG-Terminals an Nord- und Ostsee nach dem russischen Angriff auf die Ukraine forciert, um unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu werden. Gasexperte Gulbis hält die deutschen Terminals auch in Zukunft für "ein ganz wesentliches Standbein" der deutschen und europäischen Energieversorgung. "Wir werden eben nicht mehr fast ausschließlich durch Pipelinegas versorgt."

Deutschland hatte über Jahre einen Großteil seiner Erdgasimporte per Pipeline aus Russland bezogen. Inzwischen kommt ein großer Anteil per Pipeline aus Norwegen. Gulbis hält aber auch LNG für wichtig. "Die USA und der Mittlere Osten werden auch in Zukunft wichtige Lieferanten bleiben. Und die Lieferungen werden über LNG erfolgen. Das ist auch erst einmal nicht wegzudiskutieren."

Deutschland muss Weltmarktpreise zahlen

LNG lohne sich für die Händler nur ab einem bestimmten Preisniveau auf dem Gasmarkt. Dieses Niveau werde nun auch in Deutschland erreicht und liege deutlich über den Gaspreisen, die noch vor der Energiekrise hier galten. Deutschland müsse die auf dem Weltmarkt aufgerufenen LNG-Preise zahlen und stehe dabei in direkter Konkurrenz mit dem asiatischen Markt.

Zuletzt war wiederholt kritisiert worden, dass EU-Staaten weiterhin LNG aus Russland beziehen und damit den Angriffskrieg gegen die Ukraine mitfinanzierten. Dass russisches LNG auch über deutsche Terminals kommt, davon geht Gulbis allerdings nicht aus: "Es gibt in der EU kein Embargo auf russisches Gas. Da die Lieferverträge für die deutschen Terminals jedoch erst in den letzten Jahren und Monaten geschlossen wurden und auch Tankerbewegungen darauf keinen Hinweis geben, halte ich es jedoch für unwahrscheinlich."/chh/DP/zb