Stratec Biomedical: „Wir sind eine gesunde, prosperierende AG“
Die gemeinsame Entwicklungsarbeit an einem Analysensystem endete unerwartet mit Abbotts Rückzug. Stratec Biomedical-Chef Wolfinger über die Auswirkungen der Vertragskündigung.
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Mit einem Schock für STRATEC, einem Hersteller und Entwickler von vollautomatischen Analysensystemen, hat das dritte Quartal 2013 begonnen. Der langjährige Partner Abbott hat nach fast vierjähriger gemeinsamer Entwicklungsarbeit an einem Analysensystem den Nordschwarzwäldern mitgeteilt, dass man das Projekt nicht mehr weiterverfolgen wird.
Herr Wolfinger, wie überraschend kam die Vertragskündigung?
Marcus Wolfinger: Wir waren sehr überrascht. Das System wurde vom Kunden vor wenigen Wochen auf der Fachmesse „ISBT“ in Amsterdam einem selektierten Fachpublikum vorgestellt. Darüber hinaus standen wir kurz vor der Auslieferung von weiteren Vorseriensystemen, die bereits zur Erstellung von zulassungsrelevanten Daten durch unseren Kunden verwendet werden. Die Serienfertigung wäre in 2014 angelaufen. In solch einer Phase ist ein Abspringen eines Kunden äußerst ungewöhnlich und kam bisher auch nicht vor.
Was sind die Gründe für die Vertragskündigung?
Nach mündlicher Information des Kunden basiert die Beendigung des Entwicklungsprojektes auf internen strategischen Erwägungen des Kunden. Weiter wurde uns mitgeteilt, dass ein weiteres laufendes Projekt mit dem Kunden hiervon nicht betroffen ist und keine technischen oder kommerziellen Erwägungen Motivatoren für diesen Schritt waren. Eine schriftliche Kündigung des Vertragsverhältnisses liegt uns bisher nicht vor.
Hat STRATEC die Erwartungen von Abbott erfüllt oder war das zweitgrößte diagnostische Unternehmen mit einem Umsatz von 4,5 Milliarden US$ nicht schlichtweg in deren Erwartungen eine Nummer zu groß?
Ob letztendlich die tatsächlichen Motivatoren mitgeteilt werden ist spekulativ. Die Entwicklungsprozesse innerhalb der Top 25 Unternehmen der Diagnostik haben aufgrund des engen regulatorischen Korsetts einen 95%tige Überlappung. Schon allein daher ist es aus Entwicklungssicht derselbe Ansatz ein Entwicklungsprojekt für die Nummer zwei oder für die Nummer 15 zu machen. Im konkreten Fall, verlief das Entwicklungsprojekt ohne nennenswerte Probleme; auch der Zeitplan wurde von uns ohne Verzögerungen eingehalten und das System erfüllte die im Vorfeld der Entwicklung mit dem Kunden vereinbarte Kriterien.
Zum Markt im Allgemeinen: Noch beim Eigenkapitalforum vor knapp einem Jahr haben Sie den Markt gerühmt, dass die Chancen, die sich durch das Outsourcing der großen Diagnostikkonzerne ergeben würden, noch nie so groß waren wie heute. Dies würde auch für neue Projekte gelten. Haben Sie selbst den Markt vielleicht etwas zu optimistisch eingeschätzt?

Hat STRATEC in der Firmengeschichte schon ähnlich vergleichbare Fälle erleben müssen?
Eine ähnliche "Ist-dies-das-Ende-der-Welt Diskussion" hatte wir ja bereits im Jahr 2008, als Siemens zwei unserer größten Kunden gekauft hat und es durch Konsolidierungsmaßnahmen zu großen Schwierigkeiten in einem einzelnen Projekt kam. Auch damals mussten wir in Diskussionen über die Validität unseres Geschäftsmodells gehen. Den Beweis konnten wir damals erbringen und können dies auch nun nur durch Liefern erbringen.
Nun zu den Finanzen: Herr Wolfinger, es gibt ja vergleichbare Fälle in der deutschen Gesundheitsindustrie, wo ein amerikanischer Multi den deutschen Entwicklungspartner im wahrsten Sinne des Wortes „verladen“ hat und der deutsche Mittelständler jetzt schauen muss, wo seine Entwicklungskosten geblieben sind. Wie werden Sie juristisch vorgehen?
Wir stehen mit Abbott in einem langjährigen guten und aktiven Geschäftsverhältnis. Wir werden uns mit den entsprechenden Entscheidungsträgern von Abbott zusammensetzen und über eine mögliche Kompensationszahlung unterhalten.
Ein Umsatzausfall in dieser Größenordnung – selbst wenn er sich über mehrere Jahre verteilt –kann einem Mittelständler durchaus das Leben erschweren. Wie sieht denn bei STRATEC die Lage aus?
Lassen Sie mich zunächst klarstellen, dass dies kein Ausfall bestehenden Umsatzes ist, sondern im Wesentlichen zukünftiges, geplantes Wachstum betrifft. Wie eben schon erwähnt, ist unsere Entwicklungspipeline bis in das Jahr 2016 nach wie vor mehr als ausgelastet. Da das betroffene Projekt sich in einer Phase befand, in der hauptsächlich Aktivitäten des Kunden notwendig gewesen wären, ist die aktuelle Ressourcenallokation relativ gering. Die zuständigen Mitarbeiter konnten und können sehr schnell in Projekte mit Ressourcenunterdeckung allokiert werden. Die Einstellung eines solchen Projekts ist mehr als ärgerlich. Letztendlich reduziert sie für einen temporären Zeitraum die Wachstumsrate von STRATEC. Dennoch werden zwischen heute und dem Ende 2016 mehrere neue STRATEC-Systeme für Kunden auf den Markt kommen und unser ohnehin junges Produktportfolio erweitern. Sie sehen, dass die Rahmenbedingungen unverändert positiv sind und das Setup stimmt.
Sie veröffentlichen die Halbjahreszahlen Ende Juli 2013. Können Sie uns bereits eine Indikation zum Verlauf des zweiten Quartals geben.
Aufgrund der schweren Regenfälle Anfang Juni 2013 drang Oberflächenwasser in mehrere Gebäude des STRATEC-Firmenkomplexes am Standort Birkenfeld ein und hat dort Schäden verursacht. Hierdurch kam es zu Leistungsverzögerungen und Verzögerungen bei der Umsatzrealisation. Unsere neuen Planzahlen sind bekannt. Neben den Auswirkungen durch den Wasserschaden wird es zu keinen negativen Überraschungen kommen.
In welcher Umsatzbandbreite soll das Geschäftsvolumen im aktuellen Jahr liegen und welche EBIT-Marge halten Sie für realistisch?
Unsere neuen Planzahlen sehen für das Jahr 2013 einen Umsatzkorridor von 127 bis 138 Mio. Euro vor. Die EBIT-Marge erwarten wir in 2013 zwischen 14% und 15,5%. Die Korrektur im Vergleich zur alten Finanzplanung ist zum ganz großen Teil aus dem Wegfall des Kundenprojekts begründet. Der verbleibende Teil rekrutiert sich ausschließlich aus Schwankungen in den Kundenforecasts. Alle anderen Kundenprogramme verlaufen im Rahmen des Geplanten und im Rahmen der vorher gültigen Unternehmensprognose.
Von welcher Unternehmensentwicklung gehen Sie nach 2013 aus?
Basierend den Zahlen des Jahres 2013 erwarten wir in den Jahren 2014 bis 2017 ein organisches Umsatzwachstum von durchschnittlich 8 bis 12% pro Jahr.
Dann braucht der Anleger keine Befürchtungen zu haben?
Unsere Prognosen waren immer auf Basis des zum Prognosezeitpunkts vorherrschenden Kenntnisstands gegeben und mit einem Risikoabschlag versehen. In den letzten zwei Jahren kam es zu mehreren von uns unbeeinflussbaren Ereignissen, die unsere Bewertungsgrundlage verändert haben. Dies müssen wir akzeptieren und gleichzeitig alles in unserer Macht stehende tun, um die Wahrscheinlichkeit des Wiedereintritts derartiger Ereignisse gegen Null zu bringen. Vor dem Hintergrund meiner aktuellen Kenntnis brauchen Anleger keine weiteren Befürchtungen zu haben.
Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Für Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung übernommen.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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