MARKT-AUSBLICK/Risiko von DAX-Korrektur nimmt zu

23.05.25 13:33 Uhr

Von Manuel Priego Thimmel

DOW JONES--Es riecht nach einer Korrektur an den Aktienmärkten. Nach einer Rally von mehr als 5.000 Punkten von den April-Tiefs ist die Luft für den DAX dünn geworden. Risiken werden ausgeblendet, auch sind Aktien auf dem in der Zwischenzeit erreichten Niveau nicht mehr billig. Hinzu kommen auch charttechnische Faktoren, die für eine Korrektur sprechen. Schlimm wäre das alles nicht. Im Gegenteil: Luft abzulassen würde der Gesamtkonstitution des Marktes gut tun.

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Dass an den Finanzmärkten nicht alles in Ordnung ist, zeigen die jüngsten Verzerrungen an den Anleihemärkten. Für Unruhe an den US-Bondmärkten sorgen die Pläne von US-Präsident Donald Trump, die Steuersenkungen aus dem Jahr 2017 zu verlängern. Dies würde allerdings die bereits jetzt sehr hohe Staatsverschuldung in Höhen treiben, wie sie die USA zuletzt im Zweiten Weltkrieg gesehen haben.

Präsident Trump steht nicht über den Märkten

Wie der vielbeachtete Renditeanstieg der 30-jährigen US-Staatsanleihen auf 5,15 Prozent zeigt, haben die Märkte Zweifel daran, dass die Investoren bereit sein werden, ein solches Defizit auf Dauer zu finanzieren. Der Sturz der damaligen britischen Premierministerin Liz Truss über die an den Finanzmärkten nicht durchsetzbaren Steuersenkungspläne ist hier ein Warnsignal. Dass auch Trump nicht über den Märkten steht, ist spätestens seit dem anteiligen Rückzieher bei den Zollplänen klar.

Warnsignale gehen auch vom japanischen Anleihemarkt aus. Mit einem Verschuldungsgrad von mehr als 230 Prozent ist Japan der am höchsten verschuldete hochentwickelte Industriestaat überhaupt. Die Finanzierung der Schulden könnte auch hier zunehmend zum Problem werden. Das scheint zumindest die Nachricht des Anleihemarktes zu sein: Die Rendite der 30-jährigen Titel ist jüngst auf 3,18 Prozent gestiegen - das höchste jemals erreichte Niveau, seitdem Anleihen dieser Laufzeit emittiert werden.

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Yen-Carry-Trades hängen wie ein Schatten über den Börsen

Insbesondere der japanische Anleihemarkt könnte zum Problem für die Börsen werden, über denen die mögliche Auflösung von Yen-Carry-Trades wie ein dunkler Schatten hängt. Steigende Renditen an den Anleihemärkten seien "notorisch unfreundlich" für Risiko-Assets, und dies gelte in besonderem Maße für Yen-basierte Carry-Trades. "Wir kennen das aus der Vergangenheit - eine Rückabwicklung könnte Schockwellen an den Börsen weltweit auslösen, zuletzt gesehen im vergangenen Sommer", warnt StoneX.

Zugleich blenden die Anleger die Zollproblematik vollständig aus. Die zwischen den USA und Großbritannien bzw China erzielten Vereinbarungen stützen die Stimmung. Aber in beiden Fällen bleiben Restzölle von mindestens 10 Prozent. Hinzu kommt, dass die kniffligen Details noch ausgearbeitet werden müssen. Ein Erfolg ist keineswegs garantiert, genauso wenig wie bei den gerade laufenden Verhandlungen zwischen den USA und der EU.

"Swinging High" im DAX

Auch die Charttechnik mahnt zur Vorsicht. HSBC verweist darauf, dass das jüngste DAX-Allzeithoch bei 24.152 von zwei tiefer liegenden Hochpunkten eingerahmt wurde, wodurch ein sogenanntes "swing high" entstanden ist. "Dieses Phänomen markierte in der Vergangenheit oftmals kurzfristige Marktwendepunkte. Das Hoch bei 23.912 Punkten stellt eine erste Unterstützung dar. Doch charttechnisch viel wichtiger sind die alten Ausbruchsmarken bei 23.476 Punkten", heißt es.

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Fundamental dürfte der Fokus in der kommenden Woche auf neuen Preisdaten aus Deutschland und den USA liegen. Die Commerzbank erwartet, dass die deutsche Inflationsrate im Mai leicht von 2,1 auf 2,0 Prozent gefallen ist. Auch die Kernteuerungsrate ist wohl gefallen. "Da für den Euroraum in der folgenden Woche ähnliche Zahlen gemeldet werden dürften, steht die aktuelle Entwicklung der Verbraucherpreise einer weiteren Zinssenkung der EZB kaum im Weg", so das Fazit der Analysten.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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