Marktbericht

Billionen für den Welt-Bullenmarkt

05.11.10 16:07 Uhr

Die US-Notenbank druckt unkontrolliert Geld und züchtet die nächste Monsterblase heran. Goldman Sachs glaubt sogar, dass die Zinsen bis 2015 unten bleiben und die Fed den Markt mit noch viel mehr Geld fluten wird.

Die US-Notenbank öffnet die Geldschleusen, und zwar noch stärker als gedacht. Und die Reaktion an den Märkten fiel wenig überraschend aus. Aktienmärkte und Rohstoffe legten am Donnerstag kräftig zu. Baumwolle ist so teuer wie noch nie, Kupfer kostet so viel wie vor der Krise. Auch US-Staatsanleihen zogen an, nachdem die Fed den Kauf von Bonds mit vorwiegend mittleren Laufzeiten im Volumen von 600 Milliarden Dollar angekündigt hatte. Der Dollar geriet dagegen wie erwartet unter Druck – und momentan spricht vieles dafür, dass er weiter abwerten wird.

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Die deutsche Wirtschaft wird das verkraften. Unsere enorm starke Exportindustrie lebt derzeit bestens von den niedrigen Zinsen und muss einen höheren Euro nicht fürchten. Zumal fast 50 Prozent der Waren ohnehin in andere Euroländer verkauft werden.

Sorgen muss man sich dagegen um Amerika machen. Grundlegende strukturelle Reformen sind in dem Land, in dem sich nun zwei bis aufs Messer verfeindete Lager politisch neutralisieren, nicht zu erwarten. Das lässt befürchten, dass ein Großteil der Fed-Milliarden aus Amerika abwandert – in Länder, die den Kapitalfluss nicht benötigen, oder in Anlageklassen wie Rohstoffe, wodurch die Preise künstlich weiter steigen. Die Folgen werden zunehmende Ungleichgewichte sein – mit unabsehbaren Folgen. Am deutlichsten hat es der chinesische Notenbankberater Xia Bin formuliert, der vor einer neuen Blase bei Vermögenswerten warnte. „Solange sich die Welt bei der Ausgabe von Währungen wie dem Dollar nicht zurückhält, ist das Eintreten einer neuen Krise unvermeidlich“, so Xia. Richtig.


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Dabei wird die US-Notenpresse mög­licherweise viel länger in Betrieb sein und Geld in den Markt pumpen als bislang gedacht. „Wir rechnen mit Anleihekäufen durch die Fed bis mindestens 2012 und glauben, dass sie sich letztlich auf zwei Billionen Dollar belaufen könnten“, so Jan Hatzius, US-Chefvolkswirt bei Goldman Sachs, in einem Kommentar. Auch an baldige Zinserhöhungen glauben die Goldmänner nicht: Mit steigenden Zinsen in Amerika könne derzeit nicht vor 2015 gerechnet werden. Kein Wunder, dass vor diesem Hintergrund Mark Mobius, Fondsmanager bei Templeton und ein Mann, dessen Stimme Gewicht hat, einen „Welt-Bullenmarkt“ erwartet. Sein Tipp: vor allem weiter in Rohstoffe investieren.

In der Tat scheint derzeit alles für weiter steigende Kurse zu sprechen. Dennoch sollten Anleger vorsichtig agieren und immer mit Stoppkursen arbeiten. Der Kursanstieg an den Aktienmärkten hat in den vergangenen Wochen deutlich an Qualität eingebüßt, erste Ermüdungserscheinungen werden deutlich. Verschiedene Bankenindizes – und das ist häufig ein schlechtes Vorzeichen – befinden sich seit über einem Monat im Abwärts­trend. Dazu kommt die sehr optimistische Stimmung, die wiederum ein großes Enttäuschungspotenzial be­inhaltet, sollten sich die Märkte nicht wie gewünscht entwickeln.