Markttechnik

DAX und Co: Stabilisierung auf tönernen Füßen

12.05.10 16:10 Uhr

Nach dem drastischen Kurseinbruch der vergangenen Woche müssen sich die Charttechniker neu orientieren. Einige warnen angesichts wieder steigender Kurse vor zu viel Zuversicht.

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Die vergangenen Handelstage haben die Anleger verwirrt hinterlassen: erst der drastische Kurssturz Ende der vergangenen Woche, dann ein durch das Rettungspaket für Griechenland ausgelöstes Kursfeuerwerk am Montag, gefolgt von weiteren Kapriolen. Der Blick in die Charts stimmt nicht unbedingt zuversichtlich, viele technische Analysten halten weitere Rückschläge für möglich. Wie die aktuelle Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt zeigt, ist die Mehrheit der Investoren zwar immer noch skeptisch, die Zahl der Optimisten ist gegenüber der Vorwoche aber wieder klar gestiegen. Der deutsche Leitindex Dax liegt am Nachmittag bei 6.128 Punkten 2 Prozent im Plus.

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Strategisches Niveau bei 5.500 muss gehalten werden

"Der DAX hat eine turbulente Handelswoche hinter sich, in der charttechnisch einiges an Porzellan zerschlagen wurde", meint Manfred Hübner, Geschäftsführer der sentix GmbH. Der Fall unter das Januarhoch bei 6.070 Punkten habe die seit März 2009 laufende Aufwärtsbewegung vorerst beendet. "Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass mit Beginn der laufenden Woche das deutsche Aktienbarometer einen kräftigen Kurssprung verzeichnen konnte", erklärt Hübner. Dies sei ein Reflex auf die Ankündigungen des Wochenendes, aber auch Folge des kurzfristig sehr negativen Sentiments. Eine genauere Betrachtung der Stimmungslage und der Anlegererwartungen zeigt Hübner zufolge, dass Investoren tiefer verunsichert seien, als es der noch "relativ gute" DAX-Kursstand vermuten lasse.

Die Märkte benötigen laut Hübner somit eine neue Basis beziehungsweise Vertrauensbasis. "Eine sehr tragfähige Unterstützungszone findet der DAX bei Kursen von 5.500 Indexpunkten", erläutert er. Dieses Niveau habe seit August 2009 bereits mehrfach als Unterstützungslevel gedient und sollte auch diesmal eine Auffanglinie darstellen.

So oder so werde der Markt aber Zeit brauchen, die Hausse-Bewegung der vergangenen Monate sowie die neuen Nachrichten und Belastungen einzuordnen und zu verdauen. Das könnte sich Hübner zufolge bis zur Fußball-Weltmeisterschaft hinziehen: "Die gute Nachricht: Solange das strategische Niveau von 5.500 Punkten hält, bleiben die Chancen auf ein positives zweites Halbjahr erhalten. Falls dies nicht gelingt, wird 2010 wie bisher der Mai: unangenehm kühl".

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Szola: Nicht täuschen lassen!

Laut Karen Szola von Euro am Sonntag sollten sich Anleger trotz der Stabilisierung in den vergangenen Tagen nicht in Sicherheit wiegen. Zwar habe der DAX hat nach den drastischen Kursverlusten seit Erreichen des Jahreshochs noch etwas Luft nach oben. "Formaltechnisch liegt das Anstiegspotential der Erholungsbewegung im Bereich bei 6.040 Punkten", erklärt sie. 24 Punkte höher, also bei 6.064 Zählern, finde sich dann aber bereits der tertiäre Abwärtstrend, eine weitere Hürde. Trotz der beeindruckenden Kursrallye sei die Gegenbewegung derzeit ohnehin nur technischer Natur. Von Seiten der kurzfristigen Trading-Indikatoren werde die Gegenbewegung begünstigt: Hier seien die unteren Extremzonen erreicht worden, die nun ein Kaufsignal generierten. "Der Trendfolger MACD auf Wochenbasis steht jedoch weiterhin im Verkaufsmodus - ein Zeichen, dass die Korrektur noch nicht beendet ist", warnt Szola.

Als nächste sinnvolle Unterstützungen kommen der Charttechnikerin zufolge sowohl der langfristige Aufwärtstrend vom Juli 2009 bei 5.889 Punkten als auch der horizontale Support bei 5.740 Punkten und die 200-Tage-Linie auf gleicher Höhe in Betracht. "Ihr Bruch würde weitere Abgaben initiieren, die es auf die noch offene Kurslücke bei 5.641/5.605 Zählern von Anfang März abgesehen haben", erläutert sie. Erst eine Rückkehr in die ehemalige Rechteckformation über 6.138 Punkten, die sich zwischen Ende März bis Ende April entwickelt habe, stelle die Weichen für einen erneuten Anlauf auf die Jahreshöchststände. "So lange sind Bewegungen zur Oberseite lediglich als technische Gegenreaktionen im übergeordneten Abwärtstrend einzustufen", resümiert Szola.

Anleger haben wieder mehr Mut

Die Anlegerstimmung hat sich unterdessen deutlich aufgehellt, liegt aber unter dem Strich immer noch knapp im pessimistischen Bereich, das ergibt jedenfalls die aktuelle Sentimenterhebung der Börse Frankfurt bei 300 aktiven Investoren. In DAX-Werten sind gegenüber der Vorwoche 9 Prozent der Befragten nicht mehr short, 8 Prozent mehr dafür long. Insgesamt stehen damit 38 Prozent Optimisten 40 Prozent Pessimisten gegenüber. Der Bull/Bear-Index für DAX-Aktien steigt auf 48,9 nach 39,4 Prozent in der Vorwoche.

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Bei den Technologiewerten zeigen sich die Anleger ebenfalls zuversichtlicher als noch vor Wochenfrist, der Bull/Bear-Index kletterte von gut 33 auf 47,1 Prozent. Dem Bullenlager gehören nun 36 Prozent der Befragten an, dem Bärenlager nur noch 40. Für den Index werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. (DEUTSCHE-BOERSE AG)

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