Menschenrechtsorganisation: Israel vertreibt Zivilisten in Pufferzone zu Syrien

17.09.25 15:17 Uhr

DAMASKUS (dpa-AFX) - Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft Israel Zwangsvertreibungen und andere Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung in der Pufferzone zu Syrien auf den Golanhöhen vor.

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Seit Dezember 2024 sollen israelische Streitkräfte Häuser beschlagnahmt und zerstört, Bewohner am Zugang zu ihrem Land und ihrer Lebensgrundlage gehindert sowie Zivilisten willkürlich festgenommen und nach Israel gebracht haben, hieß es von HRW. "Zwangsvertreibung stellt ein Kriegsverbrechen dar", so HRW. In ihrem Bericht berufen sich die Menschenrechtler auf Interviews mit Anwohnern, ausgewertetes Bildmaterial sowie Satellitenbilder.

Seit dem Sturz von Syriens Machthaber Baschar al-Assad im Dezember hat Israel seine Angriffe im Nachbarland deutlich ausgeweitet und Truppen in eine von den Vereinten Nationen kontrollierte entmilitarisierte Pufferzone zwischen den von Israel besetzten Golanhöhen und Syrien verlegt. Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa hat Israel mehrfach zu einem sofortigen Truppenabzug aufgefordert.

Golanhöhen: von Israel besetztes Territorium Syriens

Nach Angaben von HRW sind israelische Truppen seit Assads Sturz tief in die Zone vorgedrungen. Darüber hatte auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehrfach berichtet.

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Die israelische Armee hatte 1967 im Sechstagekrieg die Golanhöhen von Syrien erobert und 1981 annektiert. Nach internationalem Recht gilt das strategisch wichtige Felsplateau als von Israel besetztes Territorium Syriens. Während der ersten Amtszeit Donald Trumps als Präsident hatten die USA den israelischen Anspruch auf die Golanhöhen anerkannt. Die Blauhelme der Undof-Mission kontrollieren eine etwa 235 Quadratkilometer große Pufferzone zwischen Israel und Syrien.

Israels Militär "zum Schutz der Bürger des Staates Israel" aktiv

Auf Nachfrage von HRW erklärte das israelische Militär, man sei in Südsyrien "zum Schutz der Bürger des Staates Israel" aktiv. Die Aktivitäten stünden "im Einklang mit dem Völkerrecht", Zerstörungen in der Pufferzone seien "notwendige operative Maßnahmen", zitierte HRW das israelische Militär. Nach israelischen Angaben sollen sich dort keine Zivilisten befunden haben.

Israel begründet sein militärisches Vorgehen auf syrischem Gebiet nahe den besetzten Golanhöhen unter anderem mit der Bekämpfung von Waffenlagern und Nachschubwegen für proiranische Gruppen. Zuletzt bombardierte Israel zusätzlich Gebiete im Süden mit dem erklärten Ziel, die Drusen - einer im Süden lebenden Minderheit in Syrien - zu schützen. Kritiker werfen Israel vor, das Land nach dem Sturz bewusst destabilisieren zu wollen.

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HRW forderte die internationale Gemeinschaft auf, militärische Unterstützung für Israel auszusetzen, solange schwerwiegende Verstöße, darunter mutmaßliche Kriegsverbrechen, andauerten./arj/DP/men