OTS: Atradius Kreditversicherung / Zehntausende Auto-Jobs in Deutschland im ...

17.12.25 10:00 Uhr

Zehntausende Auto-Jobs in Deutschland im Jahr 2026 gefährdet

Köln (ots) -

- Inlandsproduktion sinkt, doch Beschäftigung bleibt beinahe stabil

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- Milliardeninvestitionen in Elektrifizierung und Software

- Atradius: "Die Transformation wird schmerzhaft."

Deutschlands Automobilindustrie droht auch im Jahr 2026 der Verlust

Zehntausender Arbeitsplätze. Bereits in diesem Jahr sind rund 50.000 Stellen

verlorengegangen. "Die Transformation der Branche wird schmerzhaft und der

Arbeitsplatzabbau wird sich vermutlich in ähnlicher Größenordnung fortsetzen",

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sagt Dietmar Gerke, Senior Manager Special Risk Management beim internationalen

Kreditversicherer Atradius. Zwar investieren die Hersteller Milliarden in die

Elektrifizierung und Software und versuchen so mit aller Macht, verlorenes

Terrain wieder aufzuholen, doch, so der Atradius-Manager weiter: "Derzeit ist

kein Aufwärtstrend erkennbar."

So schmerzhaft der Prozess für die Beschäftigten ist, so unvermeidbar scheint er

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auch angesichts der nackten Zahlen auch zu sein. Wurden im Jahr 2011 noch 5,9

Millionen Fahrzeuge in Deutschland produziert, waren es per November 2025 nur

noch 3,9 Millionen. 2024 wurden im Inland 4,1 Millionen Autos in Deutschland

gebaut, 1,8 Millionen weniger als noch 2011. Die Zahl der Beschäftigten in der

Branche blieb jedoch im Vergleich zu Mitte 2011 (718.000 Beschäftige) mit

721.400 Mitarbeitenden (September 2025) annähernd stabil. Nach Rückgängen in den

Jahren 2024 und 2025 erwartet Atradius für 2026 einen weiteren

Produktionsrückgang um 2,7 Prozent. "Der Rückgang unterstreicht, wie sowohl

Handels- als auch politische Risiken den größten Automobilmarkt Europas neu

gestalten", sagt Dietmar Gerke. Die Branche ist mit einer schwachen Nachfrage,

sinkenden Margen, Zöllen und der Abkehr von Verbrennungsmotoren hin zu

Elektrofahrzeugen konfrontiert - und das alles gleichzeitig.

Zulieferer stehen zunehmend unter Druck

Vor allem Zulieferer stehen unter zunehmendem Druck, mit 29 größeren Insolvenzen

in diesem Segment im ersten Halbjahr 2025. Die Insolvenzsituation bleibt

angespannt, und die Zahlungsausfälle haben das Niveau von 2024 erreicht. Banken

werden bei der Vergabe von Krediten an Automobilzulieferer zunehmend restriktiv.

Daher ist es für viele Unternehmen schwieriger, Kreditverlängerungen oder

Refinanzierungen zu erhalten, was sich auf die Liquidität auswirkt.

Insbesondere kleinere Tier-3- und Tier-4-Zulieferer geraten zunehmend unter

Druck, da ihnen die notwendigen finanziellen Puffer fehlen. Der zunehmende

Wettbewerb führt zu einem deutlichen Umsatzrückgang. Darüber hinaus

konzentrieren sich viele Unternehmen nach wie vor auf die Herstellung von

Verbrennungsmotorkomponenten und sehen sich mit enormen Umstellungskosten

konfrontiert, um ihre Zukunft zu sichern.

US-Zölle sind ein zusätzlicher Schlag

Deutsche Hersteller, die im Jahr 2024 Autos im Wert von 33 Milliarden US-Dollar

in die USA geliefert haben, sind besonders anfällig für die 15-prozentigen

US-Zölle auf EU-Autoexporte. Da die USA einer der wichtigsten Exportmärkte

Deutschlands sind, drohen die neuen Zölle die Absatzmengen und Margen erheblich

zu schmälern. Die Umleitung der Exporte auf andere Märkte ist bestenfalls eine

Teillösung. Dietmar Gerke: "Unterschiede in der Marktnachfrage und den

Verbraucherpräferenzen, logistische Hindernisse, Vorschriften und zunehmender

Wettbewerb durch Länder wie China und Südkorea bedeuten, dass es

unwahrscheinlich ist, dass die verlorenen US-Verkäufe kurzfristig vollständig

ausgeglichen werden können."

Um den US-Markt nicht zu verlieren, planen mehrere deutsche OEMs die Errichtung

von Produktionsstätten in den USA. Früher oder später werden die Zulieferer

diesem Beispiel folgen und ebenfalls in die USA umziehen müssen, um zu

überleben. "Viele kleinere Zulieferer werden sich dies jedoch nicht leisten

können. Infolgedessen werden die Kapazitäten in Deutschland reduziert, in

einigen Fällen unwiederbringlich", so Dietmar Gerke weiter.

Weichenstellung und Klarheit seitens der Politik unabdingbar

Nach Ansicht von Atradius wäre mehr Unterstützung von Seiten der Politik ein

Mittel, um der strauchelnden Branche ein Stück weit Handlungs- und

Planungssicherheit zu geben. Vor allem in Bezug auf die Umstellung der Branche

auf Elektromobilität. Denn, so Dietmar Gerke: "Die Basis ist da, die

Innovationskraft und der Erfindergeist sind intakt." Allerdings müssten auch bei

bestem Herstellerwillen zahlreiche Fragen geklärt werden. Die Wichtigste ist

dabei: Wer kann und wird die Batterien in Deutschland bauen? Und: Woher werden

die Rohstoffe für die Herstellung der Batterien bezogen?

Ganz grundsätzlich bräuchte es aus seiner Sicht daneben einerseits Klarheit über

den Zeitpunkt des Endes des Verbrenners. Dabei gehe es für die Hersteller

insbesondere um die Frage, wie lange sie noch in Verbrennertechnologie

investieren müssen, statt sich vollends auf die Elektrifizierung zu fokussieren.

Das diskutierte Aus für Verbrenner ab 2035 innerhalb der EU, auch bei einer

möglichen Aufweichung des Planes, dürfte zwangsläufig Auswirkungen auf die

Transformation der Mobilität haben. "Wer nicht muss, macht auch nichts. Der

Technologiewandel wird kommen. Daher wäre eine eventuelle Verschiebung lediglich

ein Hinauszögern der damit verbundenen Probleme. Wichtig ist eine

Planungssicherheit", ahnt Dietmar Gerke.

Andererseits sollte seitens Deutschlands und der EU auch über Barrieren

insbesondere für chinesische Hersteller nachgedacht werden, da davon auszugehen

sei, dass die Autobauer aus dem Reich der Mitte mit ihren günstigen Modellen in

Zukunft deutlich höhere Marktanteile in Deutschland und Europa erreichen würden.

"Hier braucht es Chancengleichheit", so der Atradius-Manager. Dass solche

Maßnahmen nicht ohne Risiko seien, ist ihm bewusst. So könnte China etwa mit

Exportbeschränkungen auf seltene Erden und Chips reagieren. "Aber die Eskalation

wäre richtig, um die Chancen für die deutschen Hersteller zu wahren."

Insbesondere vor dem Hintergrund der Ambitionen von Chinas Automobilindustrie.

Denn gemäß des Abschlusskommuniqués des vierten Plenums des 20. Zentralkomitees

Chinas setzen sich Spitzenpolitiker im Rahmen ihres Fünf-Jahres-Plans vor allem

ein Ziel: Weg von Massenproduktion am unteren Ende der Wertschöpfung hin zu

einer Hochtechnologie-Produktion.

Pressekontakt:

Atradius Kreditversicherung

Niederlassung der Atradius Crédito y Caución S.A. de Seguros y

Reaseguros

Astrid Goldberg

Pressesprecherin

Telefon: +49 (0) 221 2044 - 2210

E-Mail: mailto:astrid.goldberg@atradius.com

Stefanie Heilken

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