ROUNDUP: Industrieschwäche schürt Konjunktursorgen - Einbruch in der Autobranche

08.10.25 09:25 Uhr

WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Lage der Industriebetriebe in Deutschland bleibt schwierig. Im August ist die Produktion wegen eines Einbruchs in der Automobilindustrie deutlich stärker als erwartet gesunken. In den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes ging die Fertigung im Monatsvergleich um 4,3 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Ökonomen sehen in den Produktionsdaten einen weiteren heftigen Schlag für die deutsche Konjunktur. Teilweise wird trotz geplanter milliardenschwerer staatlicher Investitionen auch eine Rezession in diesem Jahr nicht ausgeschlossen.

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Analysten hatten mit einem Produktionsdämpfer gerechnet, waren aber im Schnitt nur von einem Rückgang um 1,0 Prozent ausgegangen. Im Vormonat hatte es noch einen Lichtblick gegeben. Im Juli war die Fertigung um 1,3 Prozent gestiegen. Generell zeigt sich aber seit dem Frühjahr eine schwache Entwicklung in der größten europäischen Volkswirtschaft. In den fünf Monaten seit April war die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe nur einmal gestiegen.

Im Jahresvergleich meldete das Statistikamt für August ebenfalls einen unerwartet starken Rückschlag. Hier schrumpfte die Produktion um 3,9 Prozent, während Experten nur einen Dämpfer um 0,9 Prozent erwartet hatten.

"Die negative Entwicklung der Produktion im August 2025 ist insbesondere auf den starken Rückgang in der größten Industriebranche in Deutschland, der Automobilindustrie, zurückzuführen", heißt es in der Mitteilung. Das Bundesamt meldete hier einen Einbruch um 18,5 Prozent im Monatsvergleich. Der deutliche Rückgang dürfte demnach unter anderem auf Werksferien in Kombination mit Produktionsumstellungen zurückzuführen sein.

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Das Bundeswirtschaftsministerium weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass die Werksferien der Autobauer in diesem Jahr anders als sonst üblich überwiegend im August stattgefunden haben. Wenn man die Autoindustrie aus den Produktionsdaten herausrechnet, dann würde sich der Rückgang der Gesamtproduktion in etwa halbieren. Für den weiteren Jahresverlauf rechnen die Experten des Ministeriums nicht mit einer wesentlichen Verbesserung der Lage. Jüngste Konjunkturindikatoren würden demnach "ein uneinheitliches Bild" zeigen, mit "weiterhin hohen geo- und handelspolitischen Unsicherheiten".

Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg sieht in den Produktionsdaten einen weiteren "heftigen Schlag für die deutsche Konjunktur". Seiner Einschätzung nach ist die schwache Entwicklung nicht alleine mit der Autoindustrie zu erklären. Vielmehr gebe es in allen größeren Branchen einen Produktionsrückgang. "Grund hierfür dürfte eine allgemeine Nachfrageschwäche sein", sagt Niklasch.

Trübe Aussichten kamen zuletzt auch vom Auftragseingang in den Industriebetrieben, der im August unerwartet schwach ausgefallen war. Wie aus Daten vom Dienstag hervorgeht, waren die Bestellungen um 0,8 Prozent im Monatsvergleich gesunken. Dies war bereits der vierte Dämpfer beim Auftragseingang in Folge.

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Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank sieht Deutschland als "Opfer der US-Zollpolitik". Seiner Einschätzung nach dürfte die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal "vermutlich stagnieren", oder allenfalls leicht wachsen. Chefvolkswirt Carsten Brzeski von der ING-Bank wollte sogar eine Rezession nicht ausschließen. "Die bislang verfügbaren monatlichen Daten deuten darauf hin, dass die Gefahr eines weiteren Quartals mit einer schrumpfenden Wirtschaft und damit einer technischen Rezession sehr real ist", warnte Brzeski.

Am Devisenmarkt hat der Euro seine frühen Kursverluste nach den deutschen Produktionsdaten etwas ausgeweitet und ist auf ein Tagestief gefallen./jkr/err/stk