ROUNDUP: Rakete auf Klinik in Israel - Drohung gegen Chamenei

19.06.25 14:01 Uhr

TEL AVIV/TEHERAN (dpa-AFX) - Israels Verteidigungsminister Israel Katz nimmt Irans obersten Führer Ajatollah Ali Chamenei direkt ins Visier. "Ein Diktator wie Chamenei, der an der Spitze eines Staates wie Iran steht, und sich die Zerstörung des Staates Israel auf die Fahne geschrieben hat, dieses schreckliche Ziel der Zerstörung Israels, kann nicht weiter existieren", sagte er in der Stadt Cholon.

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Chamenei sei der "moderne Hitler", sagte Katz. Wenn es damals schon die israelische Armee gegeben hätte, dann hätte man während des Zweiten Weltkriegs auch Hitler in seinem Bunker getötet. Katz fügte hinzu, Chamenei habe großen ideologischen Einfluss.

Erneut heftige gegenseitige Angriffe Israels und des Irans

Israel und der Iran setzen unterdessen ihre gegenseitigen heftigen Angriffe fort. In Israel wurde nach offiziellen Angaben erstmals ein Krankenhaus im Süden des Landes getroffen. Dabei sei eine Rakete in die Soroka-Klinik in der Wüstenstadt Beerscheva eingeschlagen. Nach Angaben des Krankenhauses wurden einige Menschen leicht verletzt, es entstand erheblicher Sachschaden. Zuvor hatte das israelische Militär nach eigenen Angaben einen Schwerwasserreaktor im Iran angegriffen.

Der Iran bestritt laut staatlicher Nachrichtenagentur Tasnim, dass er ein Krankenhaus attackiert habe. Es habe sich um gezielte Angriffe auf Militär- und Geheimdiensteinrichtungen gehandelt. Die Ziele hätten sich neben dem Krankenhaus befunden. Dadurch sei das Krankenhaus von der Druckwelle getroffen worden. Dort habe es aber keinen Schaden gegeben. Diese Behauptung stand jedoch in klarem Widerspruch zu Fernsehbildern aus Israel.

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Rettungsdienst zählt mindestens 89 Verletzte

Auch in anderen Orten Israels, etwa im Großraum Tel Aviv, gab es demnach bei der Salve von mehr als 20 Raketen mehrere Einschläge. Nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom wurden mindestens 89 Menschen verletzt. Drei seien schwer verletzt aus Trümmern geborgen worden. Im Großraum Tel Aviv wurden Hochhäuser durch die Einschläge beschädigt.

Der israelische Gesundheitsminister Uriel Buso beschrieb den Angriff auf die Soroka-Klinik als "Terrorangriff, der eine rote Linie überschritten hat". Es handele sich um "ein Kriegsverbrechen des iranischen Regimes, das vorsätzlich gegen unschuldige Zivilisten und medizinisches Personal verübt wurde, das sich der Lebensrettung widmet". Auch das Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv wurde nach Angaben der Klinik von einem herabfallenden Raketenteil getroffen und leicht beschädigt.

Israels Luftwaffe attackierte zuvor Ziele im Iran

Zuvor hatte Israel den Schwerwasserreaktor nahe der westiranischen Stadt Arak angegriffen - eine Nuklearanlage, die als Forschungsreaktor konzipiert ist und wegen ihres Potenzials zur Produktion waffenfähigen Plutoniums lange Zeit umstritten war. Im Wiener Atomabkommen von 2015 hatte sich der Iran verpflichtet, den Reaktor nicht wie geplant in Betrieb zu nehmen.

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Im Januar 2016 machte der Iran den Reaktorkern unbrauchbar, indem er ihn mit Beton füllte. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte, dass die Anlage inaktiv war und kein spaltbares Material enthielt. Nach dem aktuellen israelischen Luftangriff teilte die IAEA zudem mit, dass kein radioaktives Material freigesetzt wurde und keine Strahlengefahr bestehe.

Ein israelischer Militärsprecher sagte, dass die Bevölkerung vor dem Angriff in persischer Sprache gewarnt worden sei. Die Armee hatte alle Menschen in Arak und Chandab über die Plattform X dazu aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Die Warnungen dürften die Menschen im Iran wegen einer nahezu vollständigen Internetsperre nicht erreicht haben.

Israel will Entwicklung von Atomwaffen im Iran verhindern

Am Freitag hatte Israel einen Großangriff auf den Iran begonnen. Seither attackieren die israelischen Streitkräfte immer wieder Ziele in der Islamischen Republik an, während die iranischen Streitkräfte ihrerseits Raketen auf die Atommacht Israel abfeuern. Nach israelischer Darstellung ist das wichtigste Ziel des Krieges, den Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Die iranische Führung hingegen dementiert seit Jahren, den Bau von Kernwaffen anzustreben - und pocht auf das Recht, Atomkraft für friedliche Zwecke zu nutzen.

Europäische Außenminister wollen mit Iran verhandeln

Unterdessen bemüht sich Bundesaußenminister Johann Wadephul mit seinen Kollegen aus Frankreich und Großbritannien diplomatisch um eine Deeskalation. Gemeinsam wollen sie den iranischen Außenminister Abbas Araghtschi an diesem Freitag zu einem Gespräch in Genf treffen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen in Berlin erfuhr.

Mit seinem französischen Kollegen Jean-Noël Barrot, dem britischen Außenminister David Lammy sowie der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas habe er Araghtschi zuletzt ein Verhandlungsangebot gemacht, sagte Wadephul bei einem Treffen mit dem jordanischen Chefdiplomaten Aiman al-Safadi in Berlin. Man sei weiterhin bereit, über eine Lösung zu verhandeln. Dazu müsse sich der Iran aber dringend bewegen und "vertrauensbildende und nachprüfbare Maßnahmen ergreifen, etwa indem die Führung in Teheran glaubhaft macht, dass sie keine Atomwaffen anstrebt". Wadephuls Botschaft: "Es ist nie zu spät, an den Verhandlungstisch zu kommen, wenn man in ehrlicher Absicht kommt."

Bereits heute wollte sich der britische Außenminister Lammy mit seinem US-Kollegen Marco Rubio treffen. Dabei wollen beide auch über den Krieg zwischen Israel und dem Iran beraten, wie die britische Nachrichtenagentur PA berichtete./le/DP/stk