ROUNDUP: 'Vertrauen und Relevanz' - Debatte über Zukunft der Medien
HANNOVER (dpa-AFX) - Was macht Qualitätsjournalismus künftig aus? Welche Geschäftsmodelle versprechen Erfolg? Was braucht es an Formaten und Produkten? Bei einem von der Verlagsgruppe Madsack organisierten Netzwerktreffen unter dem Motto "The Future of German Media" diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Medienbranche in Hannover über diese und andere Fragen.
In seinem Eingangsstatement nannte Madsack-Geschäftsführer Thomas Düffert "Vertrauen und Relevanz" als wesentliche Faktoren für Qualitätsjournalismus. Dem absehbaren Ende der gedruckten Zeitung - er führte das Jahr 2033 als mögliches Ende der täglichen Printproduktion an - blickt er nicht nur mit Sorge entgegen. Zwänge wie Investitionen in Druck, Redaktionsschluss oder Zeitungszustellung werde es dann nicht mehr geben, sagte er. Dies könne daher "auch eine gute Nachricht" sein.
Auch die Chefredakteurin der "Leipziger Volkszeitung", Hannah Suppa, hat sich längst von der Fokussierung auf Print gelöst. "Wir müssen wirklich loslassen", sagte sie. Die Redaktion dürfe nicht nach der Printpfeife tanzen.
Als richtigen Weg in die digitale Zukunft sieht Düffert angesichts sinkender Auflagen im Printgeschäft kostenpflichtige Abonnements. Er habe nichts gegen Reichweite, sagte Düffert. Das Geschäftsmodell der Zukunft müsse aber "in erster Linie ein Abo-Modell sein". In Zeiten von Social Media und Künstlicher Intelligenz sei es der falsche Weg, relevanten Inhalt "einfach so ins Internet zu kippen".
Wer ein Abo habe, lese häufiger, vertraue Medien und erkenne den Wert von Journalismus. "Und ist dann auf Sicht natürlich auch wieder bedeutsam oder bedeutsamer für die Werbewirtschaft", sagte der 57-Jährige. Zur Madsack Mediengruppe zählen Regionaltitel wie "Hannoversche Allgemeine Zeitung", "Lübecker Nachrichten" und "Leipziger Volkszeitung".
Widerspruch gab es bei einer Diskussionsrunde unter anderem von "T-Online"-Chefredakteur Florian Harms. Sein Medium wolle auch den Menschen, die sich keinen kostenpflichtigen Inhalt leisten können oder wollen, "kostenlos qualitativ wertvolle Informationen zur Verfügung stellen".
Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende und Verlegerin der Funke Mediengruppe, bezeichnete es als ihren Anspruch, "Verantwortung zu tragen und einen Beitrag zu leisten zum Erhalt dieser Medienlandschaft und zum Erhalt der Marken". Der RND mache dies vor mit der Mantelbelieferung.
Madsack setzt schon länger auf sein Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), das nicht nur die eigenen Regionalzeitungen, sondern auch externe Zeitungshäuser mit überregionalen Inhalten beliefert.
Einen ähnlichen Weg verfolgt nun Funke. Ihr Verlag wolle künftig überregionale Inhalte "zu einem marktfähigen Preis" konsequenter anbieten und damit auch kleineren Verlagen eine Erleichterung verschaffen, sagte Becker.
Neben Vertretern etablierter Medienhäuser waren auch Influencer wie Fabian Grischkat oder Digitalexperten wie OMR-Chef Philipp Westermeyer in Hannover dabei. Grischkat empfahl den Verlagen und Redaktionen, in den Sozialen Medien deutlich präsenter und experimentierfreudiger zu sein./wom/DP/men