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Heute ist Startschuss für das "GREENTECH FESTIVAL"! Das Berliner Event zählt inzwischen zum Toptreffpunkt für innovative Lösungen für den Klimaschutz. Warum das so ist und was das Festival auf dem stillgelegten Flughafen Tegel so einzigartig macht, darüber sprechen Marco Voigt, neben Nico Rosberg einer der Gründer des Festivals, und Steffen Szeidl, Vorstand des Beratungsunternehmens Drees & Sommer.
Große Bühne für eine nachhaltige Zukunft
Die mittlerweile vierte Ausgabe des von Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg initiierten Greentech Festivals präsentiert Möglichkeiten, die Welt klimafreundlicher zu machen. Schauplatz für das heute in Berlin gestartete, einzigartige Nachhaltigkeits-Ereignis ist der stillgelegte Flughafen Tegel. Marco Voigt, einer der Gründer des Festivals, und Steffen Szeidl, Vorstand des Beratungsunternehmens Drees & Sommer - und mit dem "Urban Sustainability Hub" Unterstützer des Projekts - , stellen sich den Fragen von Anton Hunger.
Das diesjährige "Greentech-Festival" steht unter dem Motto "Changing Energy Together", gemeinsam also den Energiesektor transformieren. Das Festival ist inzwischen ein weltumspannendes Event für den Klimaschutz, das große Aufmerksamkeit und viel Zuspruch findet. Worauf führen Sie, Herr Voigt, den Erfolg zurück?
Marco Voigt: Unser Festival greift das wichtigste Thema weltweit auf: Die Rettung des Planeten Erde - oder vielmehr die Rettung der Menschheit. Denn der Erde per se ist der Klimawandel mehr oder weniger egal. Wenn diese Mammut-Aufgabe geschultert werden soll, brauchen wir einen dramatischen Wandel in allen gesellschaftlichen Bereichen. Das Problem ist nur: Viele flüchten sich in Verbote, wissen nicht, was man praktisch für den Klimaschutz tun kann. Und hier geben wir auf dem Greentech-Festival Antworten. Es ist eine Plattform für Inspiration und Austausch rund um das Thema Nachhaltigkeit. Die Teilnehmer verfolgen das Ziel, den technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel für eine klimafreundliche Welt voranzutreiben. Das trifft den Nerv der Menschen, die für ihre Kinder und Enkel Verantwortung tragen. Insofern hat mich der Erfolg nicht überrascht.
Das Thema ist doch viel zu ernst, als dass man es im Format eines Festivals den Menschen nahebringt?
Voigt: Menschen wollen positiv in die Zukunft blicken, erhobene Zeigefinger bringen uns nicht weiter. Wir müssen die Fesseln der Bürokratie, das Verbotswesen, das kleingeistige Denken ablegen und uns wieder mehr zutrauen. Mit "Festival" bringen wir zum Ausdruck, dass wir den notwendigen Wandel, den wir positiv sehen, feiern wollen. "Celebrate Change" ist schließlich eine Überschrift zu unserem Greentech Festival.

Der Klimawandel und wie man ihm durch einen nachhaltigeren Lebensstil und technologische Lösungen entgegentreten kann, ist eines der zentralen Motive des Greentech Festivals. Mitgründer des Festivals Marco Voigt studierte an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Sein erster Schritt in Richtung Unternehmertum war die Gründung der Pin AG 1999. Es folgten die Green Awards (vormals Greentec Awards), das Greentech Festival sowie die Green Window Agency und Findervest. © Greentech Festival
Ist dies auch der Grund, Herr Szeidl, weshalb Drees & Sommer mit zahlreichen Partnerunternehmen auf dem Festival prominent vertreten ist?
Steffen Szeidl: Selbstverständlich, wir finden die Idee des Greentech Festivals genial. Hier stimmen Themensetzung, konsequente nachhaltige Orientierung, der innovative Dialog auf allen Kanälen sowie der Erlebnischarakter durch das kreative Festivalformat. Unser Beratungsunternehmen ist spezialisiert auf nachhaltiges Bauen, auf Kreislaufwirtschaft im Bau- und Immobiliensektor und es steht für "Urban Mining", also Gebäude als Rohstofflieferanten zu betrachten. Frei übersetzt heißt Urban Mining "Bergbau in der Stadt". Das ist nicht neu, auch die sogenannten Trümmerfrauen haben nach dem Krieg Urban Mining betrieben. Der Häuserbestand in den Kommunen ist ein riesiges Lager von Ressourcen! Beton, Mauerstein, Stahl, Holz und Kunststoff sind wiederverwendbare Rohstoffe. Klimaschutz kann nur mit dem Wandel im Bausektor gelingen. Für 38 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen und über 50 Prozent der Abfallproduktion in Europa ist die Branche verantwortlich.
Allein mit dieser Erkenntnis ist auf der Welt noch nichts verändert. Was treibt Sie an, bei diesem Festival dabei zu sein?
Szeidl: Wir präsentieren und betreiben eine Nachhaltigkeitsplattform, das "Urban Sustainability Hub", um zukunftsfähige Lösungen für Städte und Gebäude erlebbar zu machen. Auf einer Gemeinschaftsfläche greifen hier verschiedene Innovationstreiber aus Industrie und Bauwirtschaft sowie Startups mit ihren Vorstellungen und Ideen ineinander über. Wir und 17 weitere Partner, darunter Würth, Mann + Hummel und HeidelbergCement, präsentieren die volle Bandbreite an Lösungen für klimagerechte Gebäude, vom Luftfilter über Licht bis hin zu kreislauffähigem Zement.

Im letzten Jahr informierte sich der frühere Formel 1-Weltmeister und Mitbegründer des Greentech Festivals Nico Rosberg über kreislauffähige Bauprodukte am Drees & Sommer-Stand. Dieses Jahr setzt das Unternehmen eine Schippe drauf und bespielt mit dem Urban Sustainability Hub eine Gemeinschaftsfläche mit 17 weiteren Partnern. © Drees & Sommer SE
Herr Voigt, nachhaltiges Bauen ist nicht das einzige Thema auf dem Greentech-Festival. Im Fokus stehen dieses Jahr auch Zukunftskonzepte, die zur Energieunabhängigkeit beitragen können.
Voigt: Es ist ein gängiges Klischee, dass nicht ausreichend Energie zur Verfügung steht. Auch mangele es in der Bevölkerung an der Akzeptanz für den Ausbau von Stromtrassen und Windräder, heißt es allenthalben. Da müssen wir umdenken, wir brauchen bessere Technologien und kühne Ideen. So könnten wir beispielsweise die Energieförderung mittels Tiefen-Geothermie forcieren. Wir haben nahezu unendlich viel Energie im Inneren der Erde. Wenn wir die Mittel, die wir für die Mondmissionen in Erdwärme-Technologien stecken würden, hätten wir einen Großteil unsere Energieprobleme mit hoher Wahrscheinlichkeit gelöst.
Springen Sie da nicht etwas zu kurz?
Voigt: Geothermie ist ein Baustein von vielen. In Frankreich, Großbritannien und den USA wird über neue Atommeiler diskutiert, in Deutschland aber über den Import von Erdgas aus arabischen Ländern. Das ist Angstpolitik und hat mit den Maßnahmen gegen den Klimawandel wenig zu tun. Auch nachhaltige Mobilität kann ohne Verbote funktionieren. Wir brauchen keine Tempolimits! Wir brauchen Technologien, die es uns ermöglichen, emissionsfrei und ohne Gefahr für Leib und Leben zügig von A nach B zu kommen. Individuell oder mit attraktiven öffentlichen Verkehrsmitteln.
Braucht es für Ihr Engagement einen inneren Antrieb oder einfach schöpferische Kreativität? Sie haben ja in den 1990er Jahren schon mal ein Postzustellungsunternehmen gegründet und die Bundesregierung in Sachen E-Mobilität beraten.
Voigt: Ich habe es mir zum Prinzip gemacht, dass ich das, was sinnvoll und im Rahmen meiner Möglichkeiten machbar ist, einfach mache. Erst vor kurzem habe ich ein Bio-Food-Delivery-Unternehmen gegründet, und so ist auch seinerzeit das Festival entstanden. Wir haben einen Bedarf gesehen, uns mit Nico Rosberg zusammengetan und einfach gemacht.
Herr Voigt setzt bei der Bekämpfung des Klimawandels in erster Linie auf neue Technologien. Herr Szeidl, sehen Sie das genauso?
Szeidl: Unsere technologische Leistungsfähigkeit ist weitaus besser, als sich das viele vorstellen können. Wir haben für nahezu alle Branchen inzwischen Lösungen für ein besseres, nachhaltiges Wirtschaften. Das ist wesentlicher Schritt, um die Transformation zu schaffen.
Stimmen Sie dem zu, Herr Voigt?
Voigt: Wir erleben einen Wettlauf der besten nachhaltigen Technologien. Und wir wollen dazu beitragen, dass junge Erfinder, kreative Entrepreneure, nachhaltigkeitsorientierte Investoren, alteingesessene und neue Unternehmen, Umweltverbände und Politiker ihre Erfahrungen bündeln und die Chancen des Wandels nutzen. 150 Aussteller sind auf dem Festival mit ihren grünen Ideen vertreten, darunter etablierte Unternehmen wie Audi, Deutsche Bahn, Google und andere, die aber auch als Pioniere in Sachen Nachhaltigkeit gelten. Und die Internationalisierung treiben wir parallel weiter voran, neben einem erneuten Aufschlag im Oktober werden wir im September noch ein Spin-Off in New York und im November in Singapur umsetzen.
Herr Szeidl, ist Drees & Sommer ein Nachhaltigkeits-Pionier?
Szeidl: Absolut. Erst neulich haben wir unser neues Verwaltungsgebäude am Stammsitz in Stuttgart eingeweiht. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es im Betrieb mehr Energie erzeugt als es verbraucht und damit Maßstäbe in punkto Umweltfreundlichkeit setzt. Bei dem Gebäude wenden wir das "Cradle-to-Cradle"-Prinzip an, ein kreislauffähiges Verfahren, um Baumaterialien nach einem späteren Gebäudeabriss in hoher Qualität wieder zu verwerten. Aber auch bei bestehenden Gebäuden kann man viel machen. Der größte Handlungsbedarf und auch das größte Potenzial besteht bei der energetischen Sanierung. Der Ersatz alter mit Öl oder Gas befeuerter Kessel durch Solarthermie oder Wärmepumpen sind wirkungsvolle Maßnahmen zur Klimaneutralität.
Der Verkehrssektor trägt nicht gerade zur Klimafreundlichkeit bei. Sind wir, Herr Voigt, mit dem Elektroauto auf dem richtigen Weg?
Voigt: Lange Zeit galten Elektroautos als langweilig, unpraktisch, reichweitenarm und eigentlich überflüssig. Erst die veränderten Rahmenbedingungen, die Klimakonferenzen, die EU-Kommission mit den Verschärfungen der CO2-Emissionen und natürlich die Innovationssprünge bei der Batterietechnologie führten zu einem Umdenken. Audi beispielsweise ist als Global Partner bei unserem Greentech-Festival mit an Bord. Es ist ein Unternehmen, das die Herausforderungen der Transformation nicht nur angenommen hat, sondern konkrete Maßnahmen definiert und diese auch umsetzt. Es braucht für das Umdenken eine Initialzündung, ich nenne das die "Kraft des Moments". Man konnte sich ab einem gewissen Punkt dem legitimen Protest gegen die menschengemachte Erderwärmung nicht weiter verschließen, wenn man als Automobil-Hersteller nicht Gefahr laufen wollte, von den Kunden und den Wettbewerbern aus dem Markt gedrängt zu werden. Das Elektro-Auto gilt aktuell als die naheliegende Lösung, sie wird auch politisch forciert. Aber aus meiner Sicht gibt es noch nicht den einen Masterplan, der aufzeigt, wie wir in zwanzig Jahren unterwegs sein werden. Allerdings bin ich mir sicher, dass er auf dem Greentech Festival diskutiert werden wird.

Für Drees & Sommer-Vorstand Steffen Szeidl stimmen auf dem Berliner Greentech Festival die Themensetzung sowie der Erlebnischarakter durch das kreative Festivalformat. © Drees & Sommer SE / Leif Piechowski
Nachhaltigkeit, Herr Szeidl, ist nicht nur ein Thema der individuellen Mobilität. Ohne den massiven Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs wird es kaum funktionieren? Kann Ihr Unternehmen dazu auch etwas beitragen?
Szeidl: Keine Frage, der öffentlichen Nahverkehr muss stärker in den Fokus genommen werden. Das gilt nicht nur für zusätzliche Bahntrassen, der ÖPNV muss auch attraktiver werden. Und dazu gehört es, Konzepte zu denken, die oftmals noch auf Ablehnung stoßen. Das Bundesverkehrsministerium beispielsweise hat uns mit einer Studie über Seilbahnen als urbanes Verkehrsmittel beauftragt, die wir aktuell erarbeiten. Seilbahnen entlang an den Verkehrsadern in den Städten könnten wesentlich zu einer Entlastung des Verkehrs beitragen. Neben der Ausstellungsfläche unseres "Urban Sustainability Hub" befindet sich das "Smart City Plaza", das wir zusammen mit "Urban Beta" betreiben und ein Forum für Vorträge, Workshops und Diskussionen ist. Dabei geht es nicht nur um nachhaltiges Bauen, sondern um alle Aspekte der Energieeinsparung.
Bildquellen: Drees&Sommer, Drees&Sommer, Drees&Sommer, Drees&Sommer