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Chinas starkes Wachstum nährt Optimismus

08.10.09 09:28 Uhr

Während der Westen unter der Finanzkrise leidet, zeigen sich die Emerging Markets erstaunlich robust. Sechs defensive Anlagestrategien.

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von €uro-Redakteur Richard Pfadenhauer

Erschreckt starren Anleger auf die Kurstafel. Chinesische Aktien befinden sich im freien Fall. Binnen zwei Monaten stürzt der Shanghai-Composite-Index um mehr als 20 Prozent ab. Die Börsenparty, die bis Mitte des Jahres Kursgewinne von mehr als 80 Prozent brachte – ist sie schon vorbei? Ein möglicher Kehraus: Die chinesische Regierung hat die Kreditvergabe seit Juli deutlich eingeschränkt.

Aber: „Ein Bullenmarkt erreicht seinen Gipfel meist in der Mitte des Zinserhöhungszyklus und nicht am Ende der Zinssenkungsphase“, bleibt Jerry Lou gelassen. Der Aktien­stratege von Morgan Stanley Asien rechnet eher damit, dass das Aktienbarometer in den kommenden zwölf Monaten auf 4000 Punkte steigen könnte. Aktuell notiert der Shanghai Composite bei 2800. „Die Korrektur war gesund und hat die Spekulanten aus dem Markt getrieben“, sagt Victoria Mio, Fondsmanagerin bei Robeco. „Die Bewegung war aber übertrieben.“ Sie geht daher mittelfristig ebenfalls von steigenden Notierungen aus. Chinas starkes Wachstum nährt ihren Optimismus.

Den jüngsten Prognosen des Internationalen Währungsfonds zufolge wird die Wirtschaft im bevölkerungsreichsten Land der Welt in diesem Jahr tatsächlich um 7,5 Prozent und 2010 um 8,5 Prozent wachsen. Zudem weist China sehr solide Fundamentaldaten auf. Das Land verfügt über Währungsreserven von über zwei Billionen Dollar und hat eine positive Handelsbilanz. Inzwischen ist es sogar zur weltgrößten Exportnation – noch vor Deutschland – aufgestiegen.

China ist beileibe nicht das einzige Schwellenland mit Potenzial. Neben Indien konnten auch die Philippinen, Indonesien, Vietnam sowie Polen und die Türkei im zweiten Quartal im Jahresvergleich positive Wachstumszahlen ausweisen. Und in Ländern wie Brasilien, Thailand und Russland gibt es Anzeichen einer Stabilisierung im dritten Quartal. Die positive Entwicklung hat zwar bereits zu einem starken Kursanstieg an den Aktienmärkten geführt. Seit Jahresbeginn legten die Indizes der Schwellenländer zwischen 18,8 Prozent in Polen und 71,4 Prozent in Vietnam zu. Bis zu den alten Höchstständen ist es allerdings noch ein weiter Weg.

„Das Gros der Anleger rechnet damit, dass der weltweite Aufschwung im Laufe des kommenden Jahres zunimmt“, erklärt Michael Hartnett, Analyst bei Merrill Lynch. „Angesichts niedriger Zinsen steigt der Risikoappetit.“ Rückschläge wie bei Chinas Aktien werden dabei erstaunlich schnell weggesteckt.

Wer das persönliche Risiko vernünftigerweise dennoch minimieren will, kann dies über Derivate bewerkstelligen: Sie investieren gezielt in einzelne Aktienmärkte oder diversifiziert in mehrere Länder. Einige Papiere bieten zudem eine Kapitalgarantie zum Laufzeitende oder zumindest einen Risikopuffer.

Breite Streuung ermöglichen etwa Wertpapiere auf den DaxGlobal-BRIC-Index. Er enthält die 40 größten notierten Unternehmen aus Brasilien, Russ­land, Indien und China (daher BRIC). Sehr konservativ ist dabei das Garantiepapier der Royal Bank of Scotland. Das Verlustrisiko liegt hier bei lediglich 1,90 Euro. Eine Rückzahlung von 95 Euro ist garantiert. Oberhalb des Basispreises von 370 Punkten partizipieren Inhaber vollständig an der Indexentwicklung.

Etwas gewagter ist das Bonuspapier von Goldman Sachs. Berührt der BRIC-Index die untere Marke von 160,15 Punkten nicht, werden am Laufzeitende mindestens 110 Euro ausbezahlt. Steigt der Index über die Bonusmarke, fällt die Rückzahlung entsprechend höher aus. Die Krux: Wird die untere Marke einmal berührt, ist die Bonuschance weg und es drohen hohe Verluste. Die Untergrenze liegt aber noch 20 Prozent unter dem Indexstand vom Jahresende 2008.

Der MSCI-Emerging-Markets-Index enthält mehr als 300 Schwellenlandkonzerne, auch aus Nicht-BRIC-Staaten. Das hier ausgewählte Produkt auf den Index bietet neben der breiten Diversifikation einen weiteren Vorteil. Es ist ein Exchange Traded Fund (ETF). Das Risiko eines Ausfalls des Emittenten entfällt hier, ETFs sind Sondervermögen und damit vor dem Zugriff Dritter geschützt. Die Gebühren sind zudem niedrig.

Die riskantesten, aber im Erfolgsfall lukrativsten Investments sind Anlagen in einzelnen Ländern: Wer Anfang des Jahres auf Viet­nam setzte, verbucht ein Plus von über 70 Prozent. Einer Analyse von Merrill Lynch zufolge sehen institutionelle Investoren derzeit überdurchschnittliches Aufwärtspotenzial in Indonesien, Thailand und der Türkei. Dabei lockt vor allem die attraktive Bewertung. Trotz der jüngsten Kursavancen sind die Anteilsscheine dort mit einem KGV von 10,7 bis 14,3 vergleichsweise preiswert. Allerdings bieten diese Papiere keinerlei Risikoschutz und sind daher nur als Beimischung im Depot geeignet.