Vermögensverwalter-Kolumne

Kapitalmarktausblick 2026

05.12.25 09:10 Uhr

Kapitalmarktausblick 2026 | finanzen.net

Die größten Risiken bestehen unverändert bei geopolitischen Spannungen und einer steigenden Inflation, die insbesondere von der Zollpolitik beeinflusst werden könnte. Fazit: 2026 ist das Jahr der Selektivität und des Risikomanagements. Qualität in Aktien und Anleihen geht vor Spekulation.

- Zinsen: Der Zinshöhepunkt liegt hinter uns. Wann und wie schnell die Zentralbanken die Zinsen jedoch weiter senken werden, bleibt der Schlüsselfaktor für die Märkte. - Aktien: Sinkende Zinsen dürften den Aktienmärkten helfen, das bereits erklommene Rekordniveau zu halten und sogar leicht auszubauen. Gleichwohl bleibt die Gefahr einer KI-Blase bestehen. Qualitätsaktien aus Europa sind daher weiterhin erste Wahl bei der Titelauswahl.
- Währungen: Der US-Dollar bleibt schwach, bricht aber nicht ein. Konjunktursorgen in Europa bremsen einen stärkeren Euro.
- Metalle: Die Hausse an den Edelmetallmärkten dürfte sich, getrieben von der Sorge um solide Staatsfinanzierungen fortsetzen.

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Zinsen

Das Ende des Zinszyklus und die Suche nach einem neuen Gleichgewicht. Auch 2026 werden sich die Zinssenkungen der Notenbanken weiter fortsetzen. Allerdings werden diese behutsam und langsam ausfallen. Die Zentralbanken werden darauf achten, die Inflation nicht neu anzufachen. Das Ziel ist ein neutraler Zins, der weder die Konjunktur bremst noch antreibt - dieser liegt jedoch höher als in der Ära vor 2020.

Renditen

Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen werden sich auf einem höheren Niveau als in der Vergangenheit einpendeln. Für Deutschland könnte ein Bereich von 2,0 bis 2,8 Prozent und für die USA von 3,5 bis 4,5 Prozent bei den zehn-jährigen Anleihen das neue Normal darstellen.

Risiko

Ein Wiederaufflammen der Inflation ("zweite Welle") oder eine unerwartet starke Rezession sind die größten Risiken für diese Prognose und würden die Zinserwartungen komplett umwerfen.

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Aktien

Stockpicking und technologische Führerschaft sind im globalen Aktienmarkt entscheidend. Der US-Markt bleibt der Anker, aber die Dynamik verschiebt sich. Die großen Technologieunternehmen ("Magnificent Seven" bzw. deren Nachfolger) werden ihren Vorsprung in KI weiter ausbauen. Der Fokus liegt jedoch zunehmend auf der Profitabilität und Umsetzbarkeit der KI-Investitionen. Nicht jedes Unternehmen wird gewinnen - Stockpicking wird auch hier essenziell wichtig sein. Sollten die Zinsen sich auf einem stabilen, wenn auch höheren Niveau einpendeln, könnten endlich auch wertorientierte und zyklische Sektoren (wie Industrie, Gesundheit, Teile des Finanzsektors) aufholen, die in der Hochzinsphase zurückgefallen sind. Dies würde für eine gesündere Marktbreite sorgen. Viele US-Bewertungen bleiben historisch hoch, was den Markt anfällig für negative Überraschungen bei Gewinnprognosen oder geopolitischen Schocks macht.

Aktien Europa zeigen verlockende Bewertungen mit Aufholpotenzial. Der europäische Aktienmarkt steht 2026 vor einer großen Chance, könnte aber auch weiterhin unter strukturellen Schwächen leiden. Attraktive Bewertungen bieten Chancen. Europäische Aktien handeln im historischen und im Vergleich zu den USA vergleichsweise günstig. Dies bleibt für value-orientierte Anleger eine große Chance. Da die EZB ihren Zinssenkungspfad voraussichtlich fortsetzt, profitieren zinsempfindliche Sektoren wie Immobilien und Versorger. Auch der Finanzsektor, insbesondere Banken, könnten von einer steileren Zinskurve und stabiler Kreditnachfrage profitieren. Europa hinkt bei den Zukunftstechnologien, insbesondere KI, hinterher. Das Fehlen von global führenden Technologie-Plattformunternehmen bleibt ein Handicap. Die hohe Abhängigkeit von externen Energiequellen und eine strenge Regulierung belasten die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen.

Fazit für Europa: 2026 könnte ein Jahr der relativen Outperformance sein, vor allem wenn die globale Konjunktur stabil bleibt und der Euro schwach ist. Ein nachhaltiger Boom ist jedoch unwahrscheinlich. Währungen

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Der US-Dollar bleibt schwach, bleibt aber dominant und wird voraussichtlich etwas an Stärke verlieren, aber nicht kollabieren. Ein weniger restriktiver Kurs der Fed im Vergleich zu 2023/24 und eine stabile globale Konjunktur dürften den Safe-Haven-Aufschlag des Dollars verringern. Sein Status als globale Reservewährung bleibt unangetastet. Der Euro könnte moderat gegenüber dem Dollar zulegen, getrieben von der sich erholenden Konjunktur in der Eurozone und dem Ende des Zinserhöhungszyklus der EZB. Ein starker Euro ist jedoch unwahrscheinlich, da die wirtschaftlichen Fundamentaldaten (Wachstum, Produktivität) denen der USA weiterhin hinterherhinken.

Rohstoffe

Unterschiedliche Pfade bei Energie und Metallen; Die Nachfrage nach Industriemetallen (Kupfer und Aluminium) wird von zwei Seiten getrieben: der grünen Transformation (Elektrofahrzeuge, Stromnetze) und der Wiederbelebung der globalen Industriekonjunktur. 2026 könnte ein Jahr sein, in dem sich dieser langfristige Trend nach der konjunkturellen Delle manifestiert. Die Preise haben daher Aufwärtspotenzial.

Gold bleibt ein wichtiger Safe-Haven- und Inflationsschutz. Sinkende Zinsen sind tendenziell positiv für Gold, da es keine Rendite abwirft. Geopolitische Unsicherheit und fortgesetzte Zentralbankkäufe (v.a. aus Asien) und die Sorge um solide Staatsfinanzierungen dürften die Preise stützen. Der Ölpreis wird im Spannungsfeld von geopolitischen Risiken (die für Preisspitzen sorgen) und einer konjunkturellen Abkühlung (die die Nachfrage dämpft) gehalten. Ein Preisband von 75-90 US-Dollar pro Barrel (Brent) erscheint uns plausibel.

von Marc Gabriel, CIIA®, CESGA®, Kundendirektor bei Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltung in Kleve. Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf https://www.v-check.de/

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