IWF warnt vor überraschender US-Zinswende

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat vor einer überraschenden Leitzinserhöhung der US-Notenbank Federal Reserve gewarnt.
Ein früherer oder drastischerer Zinsschritt nach oben als vom Markt erwartet könne eine großflächige Volatilität an den globalen Finanzmärkten auslösen, erklärte der IWF am Mittwoch in seinem halbjährlichen Bericht zur Stabilität des weltweiten Finanzsystems.
Seit vergangenem Jahr seien die Risiken für das Finanzsystem unter dem Eindruck des anziehenden Dollars und der Überlegungen der Fed, nach langer Pause wieder an der Zinsschraube zu drehen, gestiegen.
Zeitpunkt und Tempo der absehbaren Straffung der Gelpolitik in den USA könnten die Märkte überraschen und eine Schieflage des Finanzsystems zur Folge haben, sagte José Viñals, der Direktor der Kapitalmarktabteilung des IWF.
Starke Schwankungen bei den Wechselkursen und auf den Anleihemärkten könnten künftig "häufiger und ausgeprägter" werden, schrieb der IWF in seinem Bericht. Dabei verwiesen die Ökonomen auf die Volatilität nach dem sogenannten Flash Crash im Oktober auf dem US-Staatsanleihemarkt, als die Rendite der Treasuries, der zehnjährigen US-Anleihen, in nur wenigen Minuten abstürzte. Als Beispiel nannten sie auch die Aufwertung des Schweizer Franken, nachdem die Euro-Bindung vor gut drei Monaten aufgegeben worden war.
"Niedrige Marktliquidität könnte wie ein mächtiger Verstärker der Finanzstabilitätsrisiken wirken", erklärte der Fonds zudem. Neue Technologien wie der Hochfrequenzhandel und eine stärkere Regulierung des Bankensektors schafften zusätzlich neue Anfälligkeiten, hieß es.
Auch politische Entscheidungsträger in der Eurozone und Japan könnten Instabilität schüren, wenn sie sich zu sehr auf die Politik des billigen Geldes verließen und notwendige Reformen nicht anpackten.
Fed-Spitzenbanker Lacker als Verfechter einer baldigen Zinserhöhung
Der Fed-Chef von Richmond, Jeffrey Lacker, sagte am Mittwoch indes, sollte die Fed die Zinserhöhungen allzu sehr auf die lange Bank schieben, berge das Risiken für die Wirtschaft. Anders als seine Kollegen sieht er die Glaubwürdigkeit der Fed nicht in Frage gestellt, sollte sie die Zinsen zunächst erhöhen und dann wieder senken.
Es sprächen gute Argumente dafür, dass die kurzfristigen Zinsen aktuell höher liegen sollten, sagte er bei einer Rede in Charleston.
Lacker, der im geldpolitische Ausschuss der US-Notenbank (FOMC) sitzt, sagte, er werde "unvoreingenommen" in die FOMC-Sitzung im Juni gehen.
Fed-Spitzenbanker hatten eine Zinserhöhung für den Sommer angedeutet, angesichts der schwächeren Wirtschaftsdaten war zuletzt aber über eine spätere Erhöhung im Jahresverlauf spekuliert worden.
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