WOCHENAUSBLICK: Krisengeschüttelte Dax-Anleger blicken auf US-Preisdaten
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der DAX dürfte sich auch in der neuen Woche in schwierigem Fahrwasser bewegen. Nachdem das deutsche Börsenbarometer erst vor wenigen Tagen ein Rekordhoch bei gut 24.771 Punkten erreicht hatte, hat sich die Stimmung zuletzt gedreht. Zu den plötzlich wieder ausgebrochenen Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China gesellte sich auch die Sorge bezüglich einer möglichen neuen US-Bankenkrise. In den Vereinigten Staaten sind zwei Regionalbanken offenbar Opfer von Kreditbetrug im Zusammenhang mit notleidenden Immobilienfonds geworden.
"Die Empfindlichkeit für Hiobsbotschaften hat zugenommen", schrieb Analyst Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen. Ob aber die neuen Strafzölle für China wirklich kommen oder die Verluste bei US-Banken zum großen Thema werden, sei keinesfalls gesichert.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets ergänzte: "Die Angst vor einer neuen Bankenkrise löst jetzt die Euphorie über eine gut laufende Berichtssaison und eine weiterhin robuste Nachfrage im Bereich Künstliche Intelligenz ab." Der Experte sieht die Börsen zudem auch durch den ungelösten Haushaltsstreit in den USA belastet. Dieser hat zu einer teilweisen Schließung der Bundesbehörden ("Shutdown") geführt.
Eine Konsequenz davon ist, dass eigentlich anstehende US-Konjunkturdaten nicht oder erst später veröffentlicht werden. So werden die Anleger erst am Freitag erfahren, wie sich die Verbraucherpreise im September entwickelt haben.
"Am 24. Oktober kommt etwas Licht ins Dunkel", zeigte sich Analyst Christoph Balz von der Commerzbank überzeugt. Aktuell steigen die Preise in den USA schneller als von der Notenbank Fed angestrebt. Aber die Mehrheit der Verantwortlichen bei der Fed geht dem Experten zufolge anscheinend davon aus, dass es sich bei den zollbedingten Preiserhöhungen um einen einmaligen Effekt handelt und die Inflation bald wieder abebbt, zumal sich die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtere. Daher werden die Verbraucherpreiszahlen die US-Währungshüter wohl kaum von ihrem Zinssenkungskurs abbringen, resümierte Balz.
Für Anleger wäre das eine gute Nachricht. Sinkende Zinsen verbilligen Kredite sowie Investitionen und können so die Konjunktur ankurbeln.
Auch die hierzulande anlaufende Berichtssaison der Unternehmen könnte in der neuen Woche die Kurse stützen. Am Mittwochabend nach Börsenschluss wird der Softwarekonzern SAP (SAP SE) über die Geschäfte im abgelaufenen Quartal berichten. Am Donnerstag folgen neben dem Spezialisten für Personalmanagement-Software ATOSS Software der Triebwerkshersteller MTU (MTU Aero Engines) und der Konsumgüterkonzern Beiersdorf. Der Sportwagenbauer Porsche (Porsche vz) steht dann am Freitag auf der Agenda.
Der Experte Ortay Gelen von der Vermögensverwaltung Axia Asset Management bleibt skeptisch. "Die Berichtssaison wird sicherlich an der ein oder anderen Stelle für Ernüchterung bei den erwarteten Gewinn- beziehungsweise Umsatzprognosen sorgen." Denn die Dynamik bei Ertrags- und Erlösentwicklung sei derzeit teilweise abseits einer fundamentalen Begründung. "Wir erleben viel Euphorie am Markt, und es wird viel Fantasie in die zukünftige Entwicklung von Unternehmen eingepreist", mahnte der Fachmann.
Zur Beurteilung der derzeitigen Entwicklung an der Börse ist Gelen zufolge der von Rekord zu Rekord eilende Goldpreis ein hilfreicher Indikator. Dieser stelle erfahrungsgemäß eine Art Fieberthermometer der Märkte und der Wirtschaft dar. Die Kursentwicklung deute offenkundig darauf hin, dass sich Anleger weltweit bereits auf einen Börsenrücksetzer vorbereiten würden./la/jkr/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---