Alpha Anleihen Kolumne Carsten Müller

Mittelstandsanleihen: Nur Reformen helfen weiter

11.03.14 12:57 Uhr

Mittelstandsanleihen: Nur Reformen helfen weiter | finanzen.net

Pleiten, Pech und Pannen - Dieses Credo wird der Markt für Mittelstands-Anleihen wohl noch eine ganze Zeit lang nicht loswerden.

Wie auch, wenn ständig auf der Negativ-Seite Nachschub kommt. Dennoch kann ich mich nicht den Kritikern anschließen, die das gesamte Experiment Mittelstands-Bonds für gescheitert erklären.

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Denn insgesamt würde nicht viel fehlen, um dem Markt eine Basis zu geben, die eben jene Sicherheit verspricht, die nötig ist, um Investoren anzulocken und auch bei Laune zu halten.

Grundsätzlich sehe ich besonders einen Aspekt, der dringend reformiert werden muss. Dass die Börsenzulassungsregeln auf kleinere Platzierungsvolumen angepasst wurden, ist richtig. Dass dabei aber auch Abstriche an der Transparenz gemacht wurden, ist weiterhin nicht nachvollziehbar und vor dem Hintergrund der bisherigen Skandale auch ein klarer Fehlschlag.

Emittenten müssen transparenter werden

Wer Geld am Kapitalmarkt aufnehmen will, muss sich regelmäßig in die Bücher schauen lassen. Einmal im Halbjahr und das auch noch mit monatelanger Verzögerung reicht da nicht aus. Dabei darf es auch kein Ansehen der Rechtsform geben. Auch GmbHs oder andere Kapitalgesellschaftsformen müssen, wenn sie Anleihen platzieren wollen, transparenter werden.

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Hinzu kommt, dass bei der eigenen Darstellung von Kennzahlen, Prospekten etc. einheitlichere Standards angelegt werden müssten. Wer sich als Investor über Mittelstandsanleihen informieren will, findet oftmals einen Wildwuchs verschiedener Informationstiefen vor, die nicht gerade förderlich sind, um eine klare Risikoanalyse durchzuführen.

Nur durch Transparenz kann geschafft werden, dass einerseits fehlerhafte oder sogar kriminelle Geschäftsmodelle überhaupt an den Markt kommen bzw. eine hohe Abschreckung entsteht. Andererseits hilft Transparenz, Anlagerisiken richtig einzuschätzen und zu bewerten.

Das wird am Ende Ausfälle oder Schieflagen nicht gänzlich verhindern können, aber deren Wahrscheinlichkeit verringern und gleichzeitig für ein realistisches Bewertungsniveau (inklusive Kuponhöhen) sorgen.

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Börsenbetreiber sind gefragt

Letztlich haben es die Börsenbetreiber selbst in der Hand, ihren jeweiligen Mittelstands-Segmenten neues Leben einzuhauchen. Gerade mit Blick auf die kommende Refinanzierungswelle von Mittelstands-Anleihen in den nächsten zwei bis drei Jahren ist jetzt Handeln erforderlich. Und die Ansage in Richtung Emittenten sollte genauso konkret sein:

Wer sich der speziellen Verantwortung in diesem Segment nicht bewusst ist oder diese nicht übernehmen will, kann gern in den Freiverkehr wechseln. Die Investoren können dann entscheiden, ob sie folgen oder nicht.

Nur durch klare Reformen wird der Mittelstandsmarkt wieder an Reputation gewinnen können. Wenn diese ausbleiben, wird sich die Kluft zwischen ernstzunehmenden Emittenten und "Problemfirmen" weiter vergrößern und dem Gesamtmarkt schaden. Was sich am Ende auch auf die Grundidee negativ auswirken würde, nämlich Mittelständlern eine attraktive Alternative im Finanzierungsmix zu geben.

Seit fast 20 Jahren befasst sich Carsten Müller publizistisch mit den verschiedenen Aspekten der internationalen Kapitalmärkte. Dabei hat er als freier Journalist für einige der bekanntesten Börsenbriefverlage (u.a. Bernecker & Cie., Fuchsbriefe) geschrieben. Aktuell ist er als Herausgeber der Alphabriefe (www.alphabriefe.de) tätig. Hierbei liegen die Schwerpunkte auf Anleihen und Nebenwerten. Dabei stehen bei ihm in der jeweiligen Analyse fundamentale Aspekte im Vordergrund. Regional legt er besonderen Schwerpunkt auf die drei deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.