Bundesländer-Anleihen

Land statt Bund

29.11.12 15:48 Uhr

Reich werden Anleger auch mit Bundesländer-Anleihen nicht. Im Vergleich zu heimischen Staatspapieren bieten diese Bonds jedoch eine höhere Rendite - und dies, ohne ein deutlich höheres Risiko eingehen zu müssen.

Wie die Schuldentragfähigkeit Griechenlands wieder hergestellt werden soll, ist derzeit noch ungewiss; Italien verharrt in der Rezession und in Spanien brennt es derzeit ebenfalls an allen Ecken und Enden - kein Wunder, dass vor allem bei risikoscheuen Anlegern der heimische Anleihehafen weiterhin hoch im Kurs steht. Schließlich tendiert die Gefahr, dass Bundesanleihen nicht bedient werden, gegen Null. Auf der anderen Seite weisen die Renditen jedoch ein Niveau unterhalb der Inflationsrate auf. Anleger machen also mit heimischen Staatsanleihen unterm Strich ein Minusgeschäft.

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Bundesländer-Bonds bieten vergleichsweise hohe Rendite Mit Bundesländer-Anleihen werden Anleger zwar auch nicht reich. Allerdings liegen die Renditen im Vergleich zu Bundesanleihen - abhängig von der Laufzeit - um bis zu 0,5 Prozentpunkte höher. So rentiert etwa eine neunjährige Anleihe aus Nordrhein-Westfalen (ISIN: DE000NRW0CN5) aktuell mit gut 1,7 Prozent per annum, während Bundesanleihen mit ähnlicher Fälligkeit lediglich eine jährliche Rendite von rund 1,2 Prozent bieten. Vor dem Ausbruch der Krise im Jahr 2008 schwankten die Spreads von Länder- gegenüber Bundesanleihen in der Regel in einer Spanne von 0,1 bis 0,2 Prozentpunkten.

Grundsätzlich gilt zwar, dass dort, wo höhere Risiken winken, auch vergleichsweise größere Gefahren lauern; bei Bundesländer-Papiere trifft dies allerdings nur bedingt zu. Schon allein aufgrund des gesetzlich verankerten Länderfinanzausgleichs werden potenzielle finanzielle Schieflagen einzelner Länder präventiv verhindert. Selbst wenn der äußert unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dass ein Bundesland aufgrund klammer Kassen seine Gläubiger nicht bedienen kann, besteht zunächst kein Grund zur Sorge. Denn gemäß Verfassung bilden Bund und Länder eine Schicksalsgemeinschaft. Im Extremfall kann ein Bundesland die Hilfe des Bundes sogar einklagen.

Liquidität ist ausreichend

Die im Vergleich zu Bundesanleihen höhere Rendite begründen Experten häufig mit der für institutionelle Investoren teils zu geringen Liquidität. Für Privatanleger ist die Liquidität jedoch vollkommen ausreichend. Die Papiere können jederzeit über die Börse ge- und verkauft werden.

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Keine Langläufer

Was die Wahl der Laufzeit angeht, sollten Anleger ihren Blick vor allem auf Anleihen mit kurzer und mittlerer Laufzeit richten - und zwar sowohl Investoren, die ihre Papiere vor Fälligkeit verkaufen als auch für Anleger, die ihre Bonds bis zum Laufzeitende in ihrem Depot halten möchten. Die Gründe: Gegenüber festverzinslichen Wertpapieren mit langer Restlaufzeit weisen "Kurzläufer" eine geringere Zinssensitivität auf. Im Vergleich zu Anleihen am langen Ende fallen bei steigenden Zinsen die Kursverluste bei einem Verkauf vor Fälligkeit somit geringer aus. Und: Die Gefahr, dass die Zinsen schon bald wieder zulegen werden, ist durchaus vorhanden. Vor allem die expansive Geldpolitik nährt die Befürchtung, dass die Inflation mittelfristig ansteigen könnte - und die EZB somit die Geldschleusen wieder schließen müsste. Im Fahrwasser der ansteigenden Leitzinsen würden auch die Renditen von Bundesländer-Anleihen klettern. Mit anderen Worten: Sparer, die jetzt kurze Laufzeiten wählen und ihre Papiere bis Fälligkeit halten, könnten dann früher in höher verzinsliche Länderanleihen investieren, als Anleger, die sich jetzt für Titel mit langer Laufzeit entscheiden.

Franz von den Driesch ist Chefredakteur der Webmagazine AnleihenMonitor, Ruhestandsmonitor und econoafrica. Die Portale sind redaktionell unabhängig und werden von Wirtschaftsjournalisten mit langjähriger Berufserfahrung betreut. Für die monatlich kostenlosen Newsletter der Webmagazine können sich Anleger auf www.anleihenmonitor.de, www.ruhestandsmonitor.de und www.econoafrica.de anmelden.

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