ESG - Der neue Hype?
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Mit dieser Frage, die aber eher wie eine Aussage klang, begrüßte mich ein Zuhörer bei einem der vielen in diesem Jahr virtuell stattgefundenen Börsentage.
Er hatte bereits viel zu dieser Thematik gelesen, was ihn aber merklich mehr verwirrte, als ihm Aufklärung zu bringen. Ein paar Tage später telefonierten wir zu der Frage, was eigentlich ESG sei und wie das in sein Anlagekonzept passen könnte, legt er doch schon seit Jahren mit einigem Erfolg an, hauptsächlich über ETF-Sparpläne für sich, seine Ehefrau und seine Kinder. Bislang folgten seine ETFs den großen Standardindizes, mit einigen thematischen Beimischungen. Ihm war klar, dass ESG für Umwelt, Soziales, wie zum Beispiel Arbeitsbedingungen, aber auch Gleichberechtigung steht, und, hier merkte er auf, auch für Unternehmensführung. Wobei er sich schon immer gefragt hatte, welchen genauen Zusammenhang es zwischen Unternehmensführung und ESG geben sollte.
Umwelt und Nachhaltigkeit ist ein Begriffspaar, das sich relativ einfach erschließen lässt und das uns allen tagtäglich begegnet. Dazu gehört natürlich auch der Klimawandel, der in diesem Sommer einmal mehr in den Vordergrund rückte. Das für eine lange Zeit gute Wetter erlaubte es, viel Zeit im Freien mit verminderter Sorge vor einer Ansteckung mit Covid-19 zu verbringen. Die Schattenseite: Immer längere Sommertage führen auch bei uns zu immer größerer Trockenheit. In anderen Teilen der Welt wiederum führt der Klimawandel zu höheren Niederschlägen mit teilweise verheerenden Auswirkungen für Menschen, Tiere und die Natur. Und genau hier kommt das G in ESG zum Tragen. Gemeint ist eine gute Unternehmensführung, die Aktivitäten von Unternehmen in eine nachhaltigere Richtung lenkt. Ganz wichtig ist dabei der Transformationsprozess.
Übrigens ist eines der am häufigsten geäußerten Bedenken: Welche Unternehmen gehören in einen ESG-ETF und welche nicht? Sind all die Firmen auszuschließen, die vermeintlich (noch) nicht für ein nachhaltigeres Ziel arbeiten? Ein Klassiker sind sicherlich Automobilhersteller, die unter Hochdruck auf dem Weg zur Elektromobilität fahren, diese Transformation aber aus dem bestehenden Geschäft mit "traditionellen" Autos finanzieren müssen. Die Meinungen gehen hier verständlicherweise auseinander. Die EU-Kommission hat deshalb schon vor langer Zeit begonnen, einen einheitlicheren Anforderungskatalog an Nachhaltigkeit zu entwickeln. Das Stichwort ist Taxonomie. Damit wird mehr Klarheit in das Thema ESG und grünes Finanzieren kommen. Das allein zeigt übrigens schon, dass ESG nicht nur ein Hype, sondern für eine Eingrenzung des Klimawandels maßgeblich ist. ETF-Anbieter wie Lyxor wiederum nehmen über die Ausübung von Stimmrechten auf Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften Einfluss auf die Unternehmensführungen.
Da wir dabei nicht zwischen ESG-konformen und (noch) nicht ESG-konformen Unternehmen unterscheiden, kommt dies in ETFs auf nahezu alle Indizes langfristig zur Geltung und der Transformationsprozess wird beschleunigt. Daher scheint es nicht unbedingt geboten, bestehende Anlagen nur deshalb aufzulösen und anschließend auf ESG umzuschwenken, damit ESG im Depot ist. Die Kosten dafür dürften nicht im richtigen Verhältnis zum Zugewinn stehen. Natürlich bedeutet dies nicht, bei Neuinvestments Nachhaltigkeit nicht näher ins Auge zu fassen.
Thomas Meyer zu Drewer leitet den Öffentlichen Vertrieb für Lyxor ETF in Deutschland und Österreich. Er ist seit mehr als 30 Jahren in der Fonds- und ETF-Branche tätig und war sowohl aktiver als auch passiver Fondsmanager.