31.10.2015 12:00

Fondsmanager von Wyss: "Crashs sind die beste Zeit"

Euro am Sonntag-Interview: Fondsmanager von Wyss: "Crashs sind die beste Zeit" | Nachricht | finanzen.net
Euro am Sonntag-Interview
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Value-Fondsmanager Georg von Wyss über den fairen Wert von Aktien, den nötigen langen Atem - und die Chancen von Börsenturbulenzen.
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€uro am Sonntag
von Jörg Billina, Euro am Sonntag

€uro am Sonntag: Herr von Wyss, eine unterbewertete Aktie können Sie nur identifizieren, wenn Sie deren fairen Wert ermittelt haben. Wie geht das?
Georg von Wyss:
Wir fragen, was wären wir bereit, für die Firma zu bezahlen, wenn wir sie als Geschäftsleute kaufen wollten. Wir analysieren die Bilanz, versuchen das normalisierte Gewinnniveau zu bestimmen und sprechen mit den Managern. Der ermittelte faire Wert ist jedoch nicht statisch, wir hinterfragen diesen regelmäßig.


Wie tief unter dem fairen Wert muss eine Aktie notieren, um als Anlage infrage zu kommen?
Wir kaufen bei einer Unterbewertung von im Schnitt 40 Prozent. Davon weichen wir nur sehr geringfügig ab. Die gleiche Disziplin zeigen wir auch beim Verkauf. Wir steigen konsequent aus, wenn der Titel das von uns attestierte Kursziel erreicht hat.

Warum erkennen Sie eine ­Unterbewertung und die Masse der Marktteilnehmer nicht?
Die Marktteilnehmer mögen die Unterbewertung schon erkennen, doch ihr Anlagehorizont ist in der Regel wesentlich kürzer als unserer. Wir räumen den Titeln drei Jahre und mehr Zeit ein, um den fairen Wert zu erreichen. Die Geduld zahlt sich aus. Wir erzielen gegenüber Growth-­Strategien klaren Mehrwert.


Müssen Sie beim Einstieg ­bereits einen Katalysator ­erkennen, der die unterstellte Unterbewertung auflöst?
Das ist keine Voraussetzung. Wir sind geduldig und gehen davon aus, dass sich das Umfeld irgendwann zugunsten der Firma wandelt oder dass die Unternehmen von sich aus oder auf Druck der Anleger Maßnahmen ergreifen, die den Kurs der Aktie nach oben ziehen. Das können etwa Managementwechsel oder Effizienzprogramme sein.

Der Classic Value Equity weist ein Portfolio von gerade mal 20 Aktien auf. Ist der Fonds ­ausreichend diversifiziert?
Mehr Titel braucht man nicht, um diversifiziert zu sein, zumal wir bei der Zusammenstellung Klumpenrisiken vermeiden. 20 bis 30 Aktien ist aber auch die Anzahl massiv unterbewerteter Unternehmen, die wir als Invest­mentboutique unter normalen Umständen finden können.


Wie reagieren unterbewertete Aktien auf eine Korrektur?
Dies lässt sich nicht generell sagen. Unterbewertete Aktien verlieren mehr als der Index, wenn Anleger eine Verschärfung der bereits bestehenden Probleme unterstellen. In der jüngsten Korrektur haben sich unsere Titel mehrheitlich besser als der Vergleichsmaßstab geschlagen.

Sie müssen einen Crash deshalb weniger fürchten?
Heftige Turbulenzen fürchten wir nicht, sondern freuen uns über künftige Renditen. Denn Crashs nutzen wir zum Einstieg. Für uns als Value-Manager ist das die beste Zeit - unsere Anleger wissen das. Wir kommunizieren auch immer wieder, dass zwischenzeitliche Schwankungen möglich sind. Investoren, die das nicht aushalten, sollten unseren Fonds nicht kaufen.

Kurzvita

Georg von Wyss: Der 1964 geborene von Wyss studierte Betriebswirtschaft und arbeitete zunächst als Journalist und Analyst. 1997 gründete er mit Thomas Braun und Erich Müller die Schweizer Invest­mentboutique BWM. Mit Braun ­managt er den erfolgreichen Classic Value Equity Fund.
Bildquellen: BMW Group, INDRANIL MUKHERJEE/AFP/Getty Images
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