Aktuelle Trends im Edelmetallsektor und angewandte Strategien bei der Titelauswahl
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Sven Kuhlbrodt im Interview zur Entwicklung der Baker Steel Fonds, Philosophien und Strategien, Trends im Edelmetallsektor und der aktuellen Notenbankpolitik in Hinblick auf die hohe Inflation.
Was hat sich in den Vergangenen 2 Jahren während der Corona-Krise am Markt verändert und wie haben sich die Baker Steel Fonds in dieser Zeit entwickelt?
Zu Beginn der Pandemie zeigte sich eine sehr starke Marktreaktion, denn viele Anleger zogen ganz nach dem Motto: "Cash ist King" ihre Investments zurück. Edelmetalle und Rohstoffe sowie die zugehörigen Aktien litten ebenfalls darunter, obwohl diese Anlageklassen mittelfristig in solchen turbulenten Phasen eigentlich favorisiert werden. Nachdem diese Phase ca. 2 Wochen anhielt, investierten viele Anleger schließlich in Gold, und aufgrund der Hebelfunktion auch in Goldaktien. Dies führte dazu, dass die Assetklasse im ersten Halbjahr 2020 eine starke Performance aufweisen konnte, allerdings mussten sie im zweiten Halbjahr 2020 aufgrund aufkommender Besorgnisse bzgl. Zinserhöhungen Verluste verdauen. Einige Anleger stellten sich zudem die Frage, ob und wenn ja wie stark, Minenwerte durch die Corona-Krise beeinflusst werden würden und welchen Einfluss dies auf die Edelmetallaktien haben könnte. Letztendlich waren weniger Minen geschlossen, als wir befürchtet hatten und die Werte in unseren Fonds blieben davon überwiegend unberührt. Spätestens seit der Zulassung der Corona-Impfstoffe wurde die Wirtschaft wieder angekurbelt und die Nachfrage nach Gütern stieg an. Durch die Nachfrage nach Rohstoffen wurden auch Minenaktien wieder attraktiver. Neben der Corona-Krise war auch die Energiewende ein entscheidender Einflussfaktor für den Minensektor. So zielen "Build Back Better Programme" in den USA oder diverse Fiskalprogramme in Europa auf eine nachhaltigere Wirtschaft ab, die ebenfalls die Nachfrage nach Spezialmetallen ankurbelt. Zusammenfassend hat uns also die Corona-Krise, aber auch die Energiewende in den letzten zwei Jahren sehr beeinflusst.
Wie wählt Baker Steel die Wertpapiere für die Portfolios aus und welche Strategie wird verfolgt?
Wir sind eine mittelgroße Investmentmanagementboutique in London mit einem verwalteten Vermögen von 1,3 Milliarden Euro. Baker Steel Capital Managers ist ausschließlich auf den Bereich Minenaktien spezialisiert und in diesem Sektor die führende KAG in Europa. Wir verfolgen wir ein sogenanntes Co-Manager-Prinzip, sodass wir jeden Fonds und jede Strategie mit zwei Personen managen und so eine lückenlose Betreuung gewährleisten.
Die Baker Steel- Philosophie für unsere Strategien ist wertbasiert. Wir investieren in Minenwerte, aber im Electrum Fund auch in Recycling- oder Wiederverarbeitungsunternehmen. Alle Unternehmen sind an der Börse notiert, womit das Portfoliosehr liquide Werte aufweist. Die Basis für unsere Strategien ist es, unterbewertete Unternehmen zu finden. Wir achten insbesondere auf die Cash-Flow-Generierung, sowie auf die Bilanz eines Unternehmens, denn wir investieren nur in Minenbetreiber mit einer relativ geringen Verschuldung. Beides stellt eine angemessene Dividendenzahlung sicher. In den letzten 2-3 Jahren sind die Dividenden in unserem Sektor generell sehr stark angestiegen; trotzdem hat Value allgemein in den letzten 6 Jahren nicht besonders gut performt, da viel Geld in die technologischen Wachstumssektoren geflossen ist. Das heißt jedoch nicht, dass Value Unternehmen nicht investierbar waren, denn besonders im Minensektor ist Value eine gute Philosophie, die sich immer mehr durchsetzt.
In dem Universum von Minenaktien bedienen wir eher Large- und Mid-Caps und weniger Small-Caps. Der Grund hierfür ist, dass sich im Small-Cap-Bereich hauptsächlich Unternehmen befinden, die noch in der Entwicklung sind und noch keine erschlossenen Minen besitzen. Uns ist das Risiko zu hoch, da die Unternehmen uns nicht garantieren können, dass sich in der zukünftigen Mine auch wirklich lukrative Erze befinden, die man profitabel fördern kann. Small-Caps im Minensektor sind im Vergleich zu anderen Sektoren Micro-Caps zudem oft weniger liquide und daher nicht als Zielinvestments für einen UCITS-Fonds geeignet.
Weiterhin haben wir zwar eine Benchmark-Performance-Messung, allerdings managen wir das Portfolio nicht mit einer Ausrichtung auf einen Vergleichsindex. Wir sind darüber hinaus recht konzentriert aufgestellt: im BAKERSTEEL Precious Metals Fund sind 30-35 Titel, und im BAKERSTEEL Electrum Fund 40-45 Titel enthalten. Eine zu hohe Diversifikation kann in unseren Augen dazu führen, dass die Titel nicht allumfassend betreut werden können und auch eine mögliche Outperformance verwässert wird. Daher würden wir unseren Fonds, sollte er zu groß werden, eher schließen, statt Geld in Unternehmen zu investieren, die wir nicht auf Herz und Nieren geprüft haben oder die nicht unseren Qualitätsansprüchen genügen.
Ein weiteres Merkmal unserer Strategie stellen die internen Research-Arbeiten und unser proprietär konzipierter ESG-Filter dar. Wir sehen ESG-Kriterien als sehr wichtigen Bestandteil unserer Strategie an und nehmen für die Bewertung jedes Unternehmens ein Scoring vor. Es kann jedoch vorkommen, dass wir in Unternehmen investieren, die in Bezug auf ESG-Kriterien zwar noch nicht top aufgestellt sind, aber unsere Mindestkriterien erfüllen.
Gold und Silber können bestimmte Wertetreiber in Bezug auf Inflation, Wertentwicklung etc. enthalten, die uns wiederum als Indikator zur Unter- oder Übergewichtung innerhalb des Electrum-Portfolios dienen können. Auch weitere technologische Fortschritte wie beispielsweise die Weiterentwicklung bei der Batterietechnologie spielen bei der Gewichtung des Fonds eine Rolle, denn auch hier würden wir die Metalle, die für die Herstellung der Batterien benötigt werden, innerhalb des Fonds übergewichten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir neben den Fundamentalanalysen auch eine Rotation bei der Gewichtung innerhalb des Fonds vornehmen können und somit sehr flexibel auf den Markt reagieren können.
Wo liegen aktuelle Trends im Edelmetallsektor?
Der langfristige strukturelle Trend bei Edelmetallen wie Gold und Silber zeigt, dass immer weniger neue ertragreiche Minen entdeckt werden. Die Gold- und Silbervorkommen, die noch gefunden werden, sind oft weniger profitabel in Bezug auf das Grading. D.h. man findet weniger Gold und Silber in einer gegebenen Menge von Erz. Die Finanz-Nachfrage nach Edelmetallen untergliedert sich in eine Zentralbank-Nachfrage, die Nachfrage der institutionellen Anleger sowie die Nachfrage der Privatanleger und war in den letzten Jahren recht konstant. Das Hauptproblem der Branche ist, dass das Gold-und Silberangebot in Zukunft weiter sinken und weniger elastisch sein wird, damit aber Preispotential nach oben hat. Im Vergleich zu anderen Rohstoffen wird Gold und Silber nur in Elektronikartikeln wirklich verbraucht, wobei dies ca. 5% der Nachfrage ausmacht. Leider findet bei der Elektronik häufig kein Recyclingvorgang statt, sodass die Edelmetalle nicht zurückgewonnen werden können. Der restliche Anteil an Edelmetallen verschwindet in der Regel nicht, jedoch wird Gold in vielen Fällen nicht wieder auf den Markt gegeben, sondern oft an die nächste Generation weitervererbt. Ein wichtiger langfristiger Trend ist also das Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot.
Zusätzlich ist der Realzins ein absolut wichtiges Thema für Gold. Unsere Research-Arbeit ergab, dass in Perioden niedriger Realzinsen Gold fast immer gut performt hat und umgekehrt. Zur Erinnerung: Inflation und Nominalzinsen sind die zwei Bestandteile einer Realzinskalkulation. Aktuell haben wir drei Haupttreiber von Inflation. Einige Experten behaupten, dass es sich um eine "Übergangs- Inflation" handelt, allerdings ist das in unseren Augen falsch. Der erste Grund ist in der Tat übergangsmäßig und Covid-19 geschuldet, da während der Pandemie viele Leute ihren Konsum drastisch gesenkt haben, der nun wieder ansteigt. Der zweite Grund sind politische Fiskalprogramme, die den Klimawandel aufhalten sollen, sowie Infrastrukturmaßnahmen. Beides sind sehr langfristige Programme, die zum Teil über kommerzielle Banken und Garantien gefahren werden und zu einer längeren strukturellen Inflation führen kann. Der dritte Inflationstreiber ist der demografische Wandel. Die Gesellschaft überaltert immer mehr, was unserer Ansicht nach eher inflationär statt deflationär wirkt, da der Wirtschaft weniger junge Arbeitskräfte zur Verfügung stehen und damit die Löhne steigen, während ein höherer Anteil von Rentnern wenig spart und viel konsumiert. Nach dem Realzins und der Inflation ist auch der US-Dollar ein wichtiger Faktor für die Entwicklung von Edelmetallpreisen. Unmittelbar nach dem Anfang der Corona Krise flüchteten viele Investoren in den Dollar, da sie dachten, dass eine Wirtschaftsmacht wie die USA diese Krise besser wegstecken könnte. Ein starker Dollar hat in der Regel einen eher negativen Einfluss auf den Goldpreis und umgekehrt.
Viele der genannten Argumente treffen ebenfalls auf Silber hinzu, jedoch muss man beachten, dass ein großer Anteil der Silbernachfrage aus dem Industriesektor kommt. So wird Silber beispielsweise in Solaranlagen verbaut. Ein sehr starker Wertetreiber für Silber ist daher die Bekämpfung des Klimawandels und die Investition in erneuerbare Energien.
Aber auch der Konflikt zwischen den USA und China oder der Brexit hat Einfluss auf die Inflation, da viele Nationen ein sogenannte Reshoring betreiben, welches sie unabhängiger von internationalen Lieferketten machen soll. Es zeigt sich also ein gewisser Rückschritt in Bezug auf die Globalisierung.
Wie bewerten Sie die Notenbankpolitik und die hohe Inflationsrate im Hinblick auf die Nachfrage nach Edelmetallen?
Wir hatten dieses Jahr eine relativ schwache Entwicklung bei Gold und Silber, weil der Markt annahm, dass die Zentralbanken die Leitzinsen aufgrund der inflationären Tendenzen erhöhen müssten. Zinserhöhungen oder deren Erwartung führen dazu, dass sich die Opportunitätskosten für Gold erhöhen, da Gold keine Zinsen und keine Dividenden zahlt. Man sollte aber bedenken, dass das Potenzial der Zentralbanken, mit Zinserhöhungen oder Tapering die Inflation parallel zu begleiten, begrenzt ist. Die Fed oder EZB wird Leitzinsen nur sehr unwahrscheinlich auf eine Höhe von beispielsweise 3% oder 4% bringen, selbst wenn die Inflation sich auf diesem oder einem höheren Niveau befindet. Die hohe Staatsverschuldung fast aller Industriestaaten, aber auch hohe Schulden in kommerziellen Bereichen können diese Zinsniveaus nicht verkraften. Daher könnten aggressive Zinserhöhungen eine ernsthafte Wirtschaftskrise herbeiführen. Was nun bedeutet eine anzunehmende Zurückhaltung von Zentralbanken in der Zins- und Geldmengenpolitik für eine weiter steigende Inflation? Weiterhin negative Realzinsen - ggf. noch stärker als heutzutage. Dies wird unserer Meinung nach zu einer starken Nachfrage nach Gold führen. Erwartete Zinserhöhungen und Tapering sind natürlich erst mal ein Gegenwind für Gold, während die hohe Inflation einen Rückenwind bedeutet, daher muss man sehr genau hinschauen, was eine erste Zinserhöhung für den Markt bedeuten könnte. Wir können hier aus der jüngeren Geschichte lernen: Im Dezember 2015 begann die Fed einen neuen, begrenzten Zinserhöhungszyklus mit einem Anstieg von 0,25%. Diese Erhöhung hätte eigentlich schlecht für die Märkte sein müssen, würde man denken. Jedoch profitierte Gold von diesem Schritt der Fed. Die Message war nicht: "Die Zinsen wurden erhöht, also verkaufe ich Gold", sondern "Ja, die Zinsen wurden erhöht, allerdings hat die Zentralbank nicht viel Spielraum für weitere Zinserhöhungen". Diese Interpretation war dann wiederum gut für Gold und diese Situation könnte sich in 2022 wiederholen.
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Bildquellen: IPConcept