Profi-Tipps: Wie der Renteneinstieg auch im Bärenmarkt gut klappt

Immer wieder müssen Menschen in einem Bärenmarkt in Rente gehen - und können trotzdem auch im Alter noch von ihren Aktien profitieren. Um dies jedoch zu erreichen, muss man mit dem Bärenmarkt umzugehen wissen. Expertinnen und Experten geben Tipps.
Der Renteneintritt naht, und plötzlich kommt ein Bärenmarkt. Kein Grund zur Sorge, schreibt CNN Business: In den letzten 100 Jahren habe es ein oder zwei Bärenmärkte pro Jahrzehnt gegeben, wobei die meisten nicht länger als zwei Jahre andauerten und nicht immer folgte eine Rezession - in genau 70 Prozent der Fälle, präzisiert das Wirtschaftsmagazin Forbes. Wer für die Altersabsicherung auf Aktien und Anleihen gebaut hat und nun im Bärenmarkt in Rente geht, muss also vermutlich maximal zwei Jahre überbrücken, bevor die Anlagen wieder an Wert gewinnen. Experten erklären, welche Fehler bis dahin auf jeden Fall vermieden werden sollten.
Der Verkauf von Anlagen verringert den Einkommensstrom langfristig
So sollte man einer Vanguard-Studie zufolge - wenn irgend möglich - auf den Verkauf von Aktien verzichten. Denn verkauft man bei fallenden Kursen Anlagen, sinkt der Einkommensstrom laut Studienergebnissen langfristig um elf Prozent. In der Veröffentlichung wird erklärt: "Jede Entnahme verwandelt eine negative Rendite vorübergehender Natur in eine dauerhafte Wertminderung des Depots. Der mit einem beträchtlichen Verlust abgezogene Betrag verringert die Möglichkeit, sich langfristig zu erholen."
Und auch das Informationsportal "Ihre Vorsorge" von der Deutschen Rentenversicherung empfiehlt, sich genau zu überlegen, ob man während des Bärenmarkts wirklich verkaufen möchte - schließlich sei auch die Umschichtung von Rücklagen in der Regel nicht kostenfrei.
Ein guter Finanzplan sollte Rücklagen außerhalb des Aktienmarkts beinhalten
Gegenüber CNN Business empfiehlt Rose Niang, zertifizierte Finanzplanerin: "Senken sie jetzt ihre Lebenshaltungskosten und nutzen sie die Ersparnisse, um damit ein Polster für die Rente aufzubauen." Dieses Polster könne man dann während der ersten Rentenjahre im Bärenmarkt nutzen, anstatt Aktien verkaufen zu müssen. Ein weiterer Vorteil sei, dass man sich mit dieser Maßnahme in einer Übergangsphase schon an ein geringeres Einkommen gewöhnen könne - "Die meisten können in Rente nicht so viel ausgeben, wie als sie noch gearbeitet haben".
Und auch Craig Toberman, ebenfalls zertifizierter Finanzplaner, empfiehlt den Aufbau von Rücklagen außerhalb des Aktienmarkts. Die Rücklagen sollen Toberman zufolge so hoch sein, dass man zwei bis drei - oder im Idealfall fünf - Jahre gut davon leben kann und das Aktiendepot nicht schmälern muss.
Finanzplanerin Rose Niang erklärt: Rentnerinnen und Rentner sollten flexibel bleiben
Niang empfiehlt zudem, flexibel zu bleiben und sich nicht für die gesamte Rentendauer auf eine Einnahmenstrategie festzulegen - immerhin sei es auch normal, dass im Laufe der Jahre verschiedene Ausgaben anfallen: Wenn etwa ein Enkelkind auf die Welt kommt oder eben ein Bärenmarkt den Wert der Aktien verringert.
Toberman zufolge kann es etwa sinnvoll sein, den Renteneintritt um ein oder zwei Jahre nach hinten zu verschieben oder - wenn man bereits in Rente ist - einen Mini- oder Teilzeitjob zu machen. Dabei solle man sich keine Sorgen machen, keinen Job zu finden: Anders als 2008 gäbe es gerade mehr als genug freie Stellen.
Forbes empfiehlt die 4-Prozent-Regel, um die nächsten 30 Jahre abgesichert zu bleiben
Wieder anzufangen zu arbeiten ist in vielen Fällen jedoch nicht unbedingt notwendig. So beschränkt sich Forbes darauf, Rentnerinnen und Rentnern die bewährte 4-Prozent-Regel ans Herz zu legen. Diese Regel besagt, dass man im ersten Rentenjahr genau vier Prozent seiner Anlagen entnehmen darf - und nicht mehr. In den Folgejahren entnimmt man dann immer genau so viel Geld wie im ersten Rentenjahr. So soll für mindestens 30 Jahre das Geld nicht ausgehen und kann sich offenbar sogar vermehren. Wer während des Bärenmarkts besonders vorsichtig sein möchte, könne die Regel mit einem Satz von drei Prozent anwenden.
Wenn die Kurse wieder gestiegen sind, sollte man bestimmte Anlagen umschichten
Wer noch einige Jahre Zeit hat bis zu Renteneintritt soll Forbes zufolge aus dem Bärenmarkt lernen und die eigenen Aktien so umschichten, dass sie in folgenden Bärenmärkten möglichst wenig Wert verlieren. Jungen Leuten empfiehlt das Wirtschaftsmagazin, während eines Bärenmarkts zu investieren und von den sehr niedrigen Preisen zu profitieren.
Auch die Sparkasse empfiehlt, den Bärenmarkt genau zu beobachten und besonders volatile Aktien zu verkaufen und sicherer anzulegen, wenn die Kurse wieder gestiegen sind.
Redaktion finanzen.net
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