In den letzten Jahren sind Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit, Vertrauensarbeitszeit, Jobsharing und Homeoffice immer häufiger in der Arbeitswelt zu finden. Die Digitalisierung und der demografische Wandel machen es notwendig, die Arbeitsbedingungen im Unternehmen flexibler zu gestalten und mehr auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer einzugehen. Das Jobsharing, auch Topsharing, Co-Sharing oder Shared Leadership genannt, kann dabei eine gute Alternative zum klassischen Arbeitszeitmodell sein, um Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen zufriedenzustellen.
Was versteht man unter Jobsharing?
Beim Jobsharing handelt es sich um ein flexibles Arbeitszeitmodell, bei dem sich zwei oder mehr Personen eine Vollzeitstelle teilen. Dabei wird die Vollzeitstelle nicht wie bei der Teilzeitarbeit vom Arbeitgeber in zwei unabhängig voneinander funktionierende Teilzeitstellen gesplittet. Vielmehr bestimmen die Arbeitnehmer selbst, wie sie die Arbeit untereinander aufteilen und arbeiten dann in enger Teamarbeit und Abstimmung zusammen.
Dabei sind verschiedene Arbeitsteilungen denkbar. Klassischerweise wird die Vollzeitstelle 50/50 zugeteilt; es gibt aber auch andere Zeitaufteilungen, wie 30/70 oder 20/80. Auch kann es sein, dass die Arbeitszeit zum Beispiel 70/70 geteilt wird; das heißt, dass mehr als eine Vollzeitstelle abgedeckt wird.
Vorteile für den Arbeitnehmer
Der Hauptvorteil des Jobsharings ist für viele Arbeitnehmer, dass sie mit diesem Modell trotz geringerer Arbeitszeit auch höhere Positionen und sogar Führungspositionen erreichen können. Anders als bei einer Teilzeitarbeitsstelle ist es mit dem Prinzip des Jobsharings nämlich möglich, den hohen Anforderungen eines Vollzeitjobs in leitender Funktion durch gemeinsame Aufgabenbewältigung gerecht zu werden.
Außerdem schätzen viele Arbeitnehmer die Zusammenarbeit mit ihrem Jobsharing-Partner. Die bei diesem Arbeitsmodell notwendige Kommunikation führt zu einem ständigen Austausch von Erfahrungen, Ideen und Kompetenzen zwischen den Partnern und kann die Arbeitnehmer extrem weiterbilden. Durch die enge Zusammenarbeit miteinander werden außerdem Kommunikationsfähigkeit und eigenes Zeitmanagement gefördert.
Abgesehen davon hat man durch Jobsharing mehr Zeit für das Privatleben, die Familie oder die Freizeit. Die Work-Life-Balance der Arbeitnehmer kann deutlich gesteigert werden und mehr Freiraum für soziales Engagement und eigene Interessen geschaffen werden.
Vorteile für den Arbeitgeber
Doch auch für den Arbeitgeber hat das Arbeitszeitmodell Jobsharing einige Vorteile zu bieten. So steigert die Aufteilung der Aufgaben zunächst einmal maßgeblich die Produktivität der verrichteten Arbeit. Die entlasteten Arbeitnehmer können sich in ihrer Arbeitszeit besser auf den Job konzentrieren und haben weniger Stress durch die Aufgabenteilung. Außerdem können die zu erledigenden Arbeiten auf die jeweiligen Stärken der Arbeitnehmer abgestimmt und damit die Effizienz des gemeinsamen Arbeitens deutlich gesteigert werden. Pro Vollzeitstelle wird beim Jobsharing doppelter geistiger Input - nämlich von beiden Arbeitnehmern - generiert.
Auch werden eventuelle Fehler durch ein weiteres Paar Augen besser aufgedeckt.
Ausfälle können zudem besser abgefangen werden, da die Aufgaben eines Arbeitnehmers bei Urlaub und Krankheit immer von dem anderen Jobsharing-Partner übernommen werden können. So wird gewährleistet, dass die Stelle zu jeder Zeit besetzt ist.
Nachteile des Jobsharings
Trotzdem kann das Jobsharing-Arbeitsmodell auch nachteilig für einige Arbeitnehmer sein. Vor allem für Einzelgänger, die lieber ihr eigenes Ding durchziehen und sich nicht gerne von anderen hereinreden lassen, scheint das Jobsharing als Arbeitsmodell eher nicht geeignet zu sein. Denn bei dieser Arbeitsform ist es wichtig, viel miteinander zu kommunizieren und Aufgaben untereinander aufzuteilen und abzustimmen. Gegenseitiges Vertrauen und Zuverlässigkeit spielen beim Jobsharing eine große Rolle.
Auch erhält man aufgrund der geringeren Arbeitszeit nicht das gleiche Gehalt wie in Vollzeit; die absoluten Top-Gehälter von Führungspositionen wird man beim Jobsharing vermutlich also nicht verdienen.
Studie zeigt: Jobsharer sind zufrieden mit Arbeitszeitmodell
Im Rahmen einer von der Beratungsstelle "The Jobsharing Hub" durchgeführten Studie "Ich arbeite ganz anders und besser als früher" von 2019 wurden die Potenziale des Jobsharings in Unternehmen untersucht. Dafür wurden Jobsharer aus einer Gruppe von zehn Unternehmen - auch DAX-Unternehmen wie Daimler - zur Arbeitssituation, Arbeitsplatzgestaltung und Jobsharing-Modellen befragt.
Alles in allem schienen die Arbeitnehmer sehr zufrieden mit ihrer Arbeitsteilung: So bewerteten mehr als 95 Prozent der Befragten die Arbeitsatmosphäre und Kommunikation in ihren Arbeitspartnerschaften als positiv, 80 bis 90 Prozent waren auch mit der Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen zufrieden. Nicht so positiv dagegen fielen die Antworten im Hinblick auf Fragen nach den eigenen Karrierechancen aus. So sahen 48 Prozent der Befragten zumindest teilweise Nachteile im Jobsharing für die eigene Karriere.
"Das deutet darauf hin, dass Jobsharer aktuell noch mit einigen Vorurteilen zu kämpfen haben", so Svenja Christen, Geschäftsführerin von The Jobsharing Hub, gegenüber der Haufe-Group. Trotzdem sieht die Expertin eine große Chance im Jobsharing für Unternehmen und Arbeitnehmer; ein Arbeitszeitmodell mit "glücklichen Mitarbeitern" und "kollaborativer Arbeit".
Pauline Breitner / Redaktion finanzen.net
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