Lohnreform

Irland will den Mindestlohn durch einen "Living Wage" ersetzen

28.06.22 21:03 Uhr

Irland will den Mindestlohn durch einen "Living Wage" ersetzen | finanzen.net

Die Regierung von Irland hat den Plan angekündigt, anstatt des bisher geltenden Mindestlohns einen sogenannten "Living Wage" einzuführen, der bei 60 Prozent des Durchschnittslohns des jeweiligen Jahres liegen soll.

"Living Wage" statt Mindestlohn

Die irische Regierung hat ihr neues Konzept für eine Lohnuntergrenze vorgestellt, bei dem der aktuell geltende Mindestlohn durch einen sogenannten "Living Wage" ersetzt werden soll, der so etwas wie ein Existenzminimum darstellt. Wie breakingnews.ie berichtet, wurden auf Basis der im letzten Jahr von der Low Pay Commission zu diesem Thema angestellten Forschung eine Reihe von Vorschlägen eingebracht, die sich an den Empfehlungen des Berichts der Kommission orientieren. Diese Empfehlungen beinhalten die Anregung, den Living Wage bei 60 Prozent des Durchschnittsgehalts des jeweiligen Jahres anzusetzen. In diesem Jahr wären dies beispielsweise 12,17 Euro, während der aktuelle irische Mindestlohn bei gerade einmal 10,50 Euro liegt. Nach dem neuen Plan der Regierung soll der Mindestlohn vorerst weiterhin Geltung behalten, bis der Living Wage im Jahr 2026 vollständig eingeführt werden kann. Laut einem Statement des Department of Enterprise, Trade and Employment wird der Mindestlohn bis dahin jedoch wie gehabt jährlich angehoben, um die Lücke zwischen diesem und dem Living Wage nach und nach zu schließen. Von 2026 an wird der Living Wage dann die neue Untergrenze darstellen, es wird Arbeitgebern dann also nicht mehr möglich sein, ihren Angestellten einen Lohn unter dem für das Jahr geltenden Betrag zu bezahlen.

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Wie das Department hinzufügt, wurde der Low Pay Commission auch die Freiheit eingeräumt, den Living Wage in Abhängigkeit von den wirtschaftlichen Gegebenheiten über eine längere oder kürzere Zeitspanne als die angesetzten vier Jahre hinweg einzuführen. "Bessere Bedingungen für Arbeitnehmer müssen eines der Vermächtnisse der Pandemie sein", wie breakingnews.ie Leo Varadkar, den Minister für Enterprise, Trade and Employment, zitiert.

Existenzminimum für irische Arbeiter

Die Motivation hinter der Reform besteht laut livingwage.ie in dem Konzept, dass jede Form von Arbeit ein adäquates Einkommen mit sich bringen sollte, um sozial akzeptable Lebensstandards sicherzustellen. Der Living Wage solle dazu da sein, die grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen. Die Erfüllung von Wünschen stehe nicht im Vordergrund. Es ginge um eine faktenbasierte Lohnrate, die sich auf einen gesellschaftlichen Konsens gründet und aus den einvernehmlichen Ergebnissen der Budget-Standards-Forschung hervorgeht, die die Kosten des Erhalts von minimallen essenziellen Lebensstandard im heutigen Irland etabliert.

Die Rede sei deshalb von einer Lohngrenze, die in keinem Fall unterschritten werden kann, um sicherzustellen, dass das Existenzminimum eines jeden irischen Arbeitnehmers gesichert ist. Jedes Einkommen unterhalb dieser Grenze zwinge livingwage.ie zufolge die betroffenen Arbeiter dazu, auf die Befriedigung bestimmter essenzieller wirtschaftlicher Bedürfnisse zu verzichten, um über die Runden zu kommen.

Thomas Weschle / Redaktion finanzen.net

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