Defluencer: Ehrliche Produktbewertungen auf Instagram, TikTok & Co.

Influencer gibt es schon seit Jahren, und seit Jahren machen sie immer wieder auch (bezahlte) Produktwerbung. Sogenannte Defluencer haben sich das Gegenteil zur Aufgabe gemacht und veröffentlichen in den Sozialen Medien ihre ehrliche Meinung zu Produkten - insbesondere dann, wenn sich der Kauf nicht lohnt.
40 Prozent der Gen Z zieht für Kaufentscheidungen die Produktempfehlungen von Influencern zu Rate. Damit ist Social Media für die junge Generation Plattform Nummer eins, wenn es um Recherche zu Markenprodukten geht - das hat das US-amerikanische Marktforschungsinstitut GWI in einer Studie ermittelt. Gegenüber dem Informationsportal t3n kommentiert Ann-Katrin Schmitz, Expertin für Social-Media-Marketing: Die Konsumentinnen und Konsumenten würden in den Sozialen Medien von Produktwerbungen regelrecht überflutet, wodurch sie völlig abstumpfen.
Unter dem #defluencing finden sich auf Social Media ehrliche Produktbewertungen
Defluencing ist ihrer Einschätzung nach deswegen ein wichtiger Trend, der auch bleiben wird: "Gute Influencer haben schon immer ehrliche Empfehlungen abseits ihrer Werbekooperationen ausgesprochen. Da liegt es nur nahe, genauso auszusprechen, wenn Marken oder Produkte nicht halten, was sie versprechen. Viele haben verstanden, dass Authentizität und eine loyale Community langfristig mehr für ihr Business tun als möglichst viel Werbung."
Doch was genau tun die sogenannten Defluencer überhaupt? Unter dem Hashtag #defluencing posten sie auf Instagram, TikTok oder anderen Social-Media-Plattformen Videos, in denen sie ihren Followern raten, ein von ihnen persönlich getestetes Produkt nicht zu kaufen - weil es nicht hält, was es verspricht, oder schlicht das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmt.
Klimawandel und Inflation steigern das Interesse an ehrlichen Bewertungen
Den Trend gibt es seit einigen Monaten, allein in der letzten Februarwoche hatte das Hashtag #defluencing nach Angaben von t3n auf TikTok 65 Millionen Views. Noch sind die meisten Defluencer-Videos englischsprachig, allerdings lässt sich hier wohl beobachten, dass auch immer mehr Menschen im deutschsprachigen Raum auf Instagram & Co. ihre ehrliche Meinung zu Produkten kundtun.
So beliebt sind diese Posts nach Einschätzung der deutschen Defluencerin Vita Wirt aktuell aufgrund der starken Inflation und einem wachsenden Bewusstsein für den Klimawandel: Wie die 27-Jährige laut t3n gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärte, würden immer mehr Menschen auf das Preisschild schauen - und sich schon vor dem Kauf nicht nur einen Werbepost, sondern auch andere Produktbewertungen ansehen. Natürlich veröffentlichen auch Defluencer in den Sozialen Medien keine objektive Bewertung, sondern lediglich ihre eigene Meinung zu einem Produkt. Dessen sollten sich Userinnen und User bewusst sein.
Bezahlte Werbung ist kennzeichnungspflichtig
Für große Influencer kann Defluencing auch einen Nachteil haben, schließlich mag es auf Firmen abschreckend wirken, wenn ihre Werbepartner sich auf TikTok oder Instagram nicht vor einer schlechten Bewertung scheuen. Die Influencer müssen selbst entscheiden, welchen Weg sie hier gehen. Für Social-Media-User ist aber klar, dass gesponserte Werbung immer deutlich gekennzeichnet werden muss und erkennbar ist. So lässt sich feststellen, ob die Möglichkeit besteht, dass die Bewertung vielleicht doch nicht so ehrlich ist, wie sie auf den ersten Blick scheint. Und Schmitz hat eine weitere gute Nachricht für die Userinnen und User: Dass Defluencer strategisch ein Produkt schlecht bewerten, damit ein bestimmtes anderes Produkt gekauft wird, komme kaum vor. "Mir sind in der Branche […] keine Fälle bekannt, bei denen sich Influencer und Marken absprechen, um diesen Effekt zu nutzen", so die Expertin.
Redaktion finanzen.net
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