Risikobewertung

Warum Ratenkredite schwerer zu bekommen sind - und was das für Verbraucher bedeutet

26.06.25 07:47 Uhr

Ratenkredit-Schock: Immer mehr Verbraucher bekommen kein Geld mehr | finanzen.net

Eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt: Banken sind bei der Vergabe von Ratenkrediten derzeit so zurückhaltend wie nie.

Weniger Kreditzusagen trotz hoher Nachfrage

Im März 2025 erhielten nur noch 47 Prozent der Kreditinteressierten ein Finanzierungsangebot von Banken - das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Verivox-Auswertungen im Jahr 2020. Wie die Stuttgarter Zeitung berichtet, ist dieser Rückgang nicht auf eine nachlassende Nachfrage zurückzuführen, sondern auf eine veränderte Vergabepraxis der Institute. Banken reagieren mit Zurückhaltung und verweigern zunehmend Kreditanfragen, selbst bei mittlerer Bonität.

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Der Grund liegt in der verschärften Risikobewertung. Die wirtschaftliche Unsicherheit der vergangenen Monate hat die Bereitschaft zur Kreditvergabe spürbar sinken lassen. Insbesondere Kundengruppen mit instabiler Einkommenslage oder schwächerem Schufa-Score werden bei der Bonitätsprüfung häufiger abgelehnt oder erhalten nur Angebote mit hohen Zinssätzen.

Erhöhtes Ausfallrisiko

Die aktuelle konjunkturelle Schwächephase, verbunden mit steigenden Verbraucherpreisen und einer erhöhten Zahl an Unternehmensinsolvenzen, sorgt für zunehmende Vorsicht auf Seiten der Kreditinstitute. Laut einem Bericht des Handelsblatt planen viele Banken, ihre Vergaberichtlinien auch in den kommenden Monaten weiter zu verschärfen, überwiegend für Unternehmen. Auch der Markt für Konsumentenkredite ist dadurch in Bewegung geraten, allerdings nicht im Sinne einer Liberalisierung, sondern hin zu mehr Risikoabsicherung und Kontrolle. Neben der wirtschaftlichen Gesamtlage spielen auch geopolitische Unsicherheiten und eine insgesamt vorsichtige Geldpolitik eine Rolle. Viele Institute haben ihre Prüfprozesse digitalisiert und automatisiert, wodurch Entscheidungsspielräume bei grenzwertigen Fällen weiter reduziert werden.

Bonitätsstarke Kunden im Vorteil

Trotz der zunehmenden Zurückhaltung bei der Kreditvergabe zeigt sich ein gegenläufiger Trend bei den Zinssätzen. Wie die Berliner Morgenpost berichtet, ist der durchschnittliche Effektivzins für Ratenkredite im März 2025 auf 6,49 Prozent gefallen. Noch im Sommer 2023 lag dieser Wert bei über sieben Prozent. Grund dafür ist ein verstärkter Wettbewerb unter den Banken sowie die gesunkene Inflationsrate, die sich auch auf die Refinanzierungskosten auswirkt. Allerdings profitieren von diesen sinkenden Zinsen vor allem Verbraucher mit hoher Bonität. Wer in Risikoklassen unterhalb der Top-Stufe eingestuft wird, erhält entweder keine Angebote oder muss mit überdurchschnittlichen Zinssätzen rechnen. Die Diskrepanz zwischen günstigen Werbezinsen und tatsächlich verfügbaren Konditionen hat sich damit deutlich vergrößert.

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Maßnahmen zur Verbesserung der Kreditwürdigkeit

In einem zunehmend restriktiven Umfeld gewinnen Strategien zur Erhöhung der Bonität an Bedeutung. Die Einbindung eines zweiten Kreditnehmers kann die Ausfallwahrscheinlichkeit aus Sicht der Bank senken, wodurch sich sowohl die Chance auf eine Zusage als auch die Konditionen verbessern, so Smava. Auch die Bereinigung von fehlerhaften Einträgen in der Schufa oder die Reduzierung bestehender Verbindlichkeiten gelten als gängige Maßnahmen, um die eigene Kreditwürdigkeit zu stärken. Daher lohnen sich zudem systematische Vergleiche verschiedener Anbieter, etwa über Portale wie Verivox oder Check24. Diese ermöglichen eine gezielte Marktübersicht und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, ein passendes Angebot zu erhalten. Entscheidend ist dabei weniger der Nominalzins als vielmehr der individuelle Effektivzins, der sämtliche Gebühren und Risikozuschläge abbildet.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Shutterstock / Sutthiphong Chandaeng