Versicherungsbranche: Streit um den Puffer
Versicherer: Altkunden sollen benachteiligt worden sein.
von Martin Reim, Euro am Sonntag
Versicherer sollen Altkunden Milliarden vorenthalten. Das vermutet Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion: „Die Versicherungen haben ihre Altkunden schlecht behandelt, das muss Konsequenzen haben“, so Schick. Hintergrund: Lebensversicherer müssen Risikopuffer anlegen, um die Überschussbeteiligung für ihre Kunden relativ konstant zu halten, selbst wenn die Erträge aus Kapitalanlagen stark schwanken. Laut Gesetz gibt es einen eigenen Topf für Verträge vor 1994. Hier haben sich laut Bundesregierung 15,6 Milliarden Euro angesammelt, gegenüber lediglich 5,2 Milliarden Euro für Kontrakte nach 1994. Die Gelder könnten rechtlich gesehen zumindest zum Teil den aktuellen oder den ehemaligen Kunden zufließen.
Nach Berechnungen von Gerhard Schick geht es um bis zu drei Prozent der Ablaufleistung — also das, was die Kunden letztlich herausbekommen. Bei vielen Betroffenen stünden vier- bis fünfstellige Beträge auf dem Spiel, so Schick gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Der Grünen-Sprecher wirft der Assekuranz vor, sie wolle den Risikopuffer als billigen Ersatz für Eigenkapital nutzen und auf unbegrenzte Zeit behalten.
Der Branchenverband GDV widersprach den Vorwürfen. Man halte sich beim Puffer an die Vorgaben der Finanzaufsicht. Eine Sonderausschüttung an Altkunden würde laut GDV Neukunden benachteiligen und die Risikotragfähigkeit verringern.