Aktuell niedriges Zinsniveau – gilt das auch für Privatkredite?
Der Privatkredit – Goldesel oder Kostenfalle? Was es zu beachten gilt.
Das Zinsniveau ist zurzeit historisch niedrig. Das spüren vor allem Anleger – sie finden nur wenige attraktive Investitionsmöglichkeiten. Auf der anderen Seite ist das Ausleihen von Geld momentan relativ günstig. Doch wie verhält es sich bei Privatkrediten? Werden die guten Konditionen für das Leihen von Geld von den Banken an die privaten Konsumenten weitergegeben? Was gilt es überhaupt zu beachten, möchte man einen Privatkredit aufnehmen?
Der Begriff Kredit kommt vom lateinischen „credere“ und bedeutet Glauben, Vertrauen, Zutrauen. Im wörtlichen Sinne vergibt der Kreditgeber das „Vertrauen“ an den Kreditnehmer, dass dieser die entliehene Summe zurückzahlen wird. Aktuell laufen nach Angaben der Bundesbank über zwei Billionen Euro an von Geldinstituten vergebenen Krediten. Zwar sind Unternehmen mit gut der Hälfte des Volumens die größten Nachfrager, gleich danach folgen aber mit knapp einer Billion Aufnahmesumme schon Privatpersonen.
Doch: Der Glaube vieler Konsumenten, sich mithilfe eines Kredits einen lang gehegten Wunsch erfüllen zu können, erweist sich bei genauerem Hinsehen als Irrglaube. Mit Kredit geht dies zwar schneller, die Wünsche werden aber auch teurer. Hinzu kommt das Risiko eines Zahlungsausfalls. Unvorhersehbare Rückschläge wie Arbeitslosigkeit, ein Unfall, eine lange Krankheit oder Ehescheidung können alle finanziellen Zukunftsplanungen durcheinander bringen. Die Banken, die eben noch freundlich mit dem Kredit und den schnellen Möglichkeiten winkten, reagieren im Problemfall meist pragmatisch: Schon nach zwei nicht gezahlten Raten kann das Geldinstitut den Kreditvertrag kündigen. Dann wird der ganze Kreditbetrag auf einmal fällig und die finanzielle Situation spitzt sich unter Umständen dramatisch zu.
Zinsen sind ein wichtiger Kostenfaktor
Doch auch wenn es zu keinerlei unvorhersehbaren Zwischenfällen kommt, müssen Kreditnehmer bedenken, dass ein Kredit ihren künftigen finanziellen Spielraum einschränkt. Und das nicht nur um die Kreditsumme, sondern zusätzlich um die nicht unerheblichen Sollzinsen. Diese sind sozusagen der Preis des geliehenen Geldes. Dabei ist vorab zu unterscheiden, ob es sich um einen statischen Festzinssatz oder einen variablen Zinssatz handelt. Bei einem vereinbarten Festzins gilt der Satz für die gesamte Laufzeit. Der variable Zinssatz kann sich beispielsweise nach einem Jahr ändern. Die Sollzinsen sind unabhängig vom aktuell herrschenden niedrigen Zinsniveau ein ernst zu nehmender Kostenfaktor. Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll, einen Kredit zur Finanzierung der laufenden Lebensführung aufzunehmen. Wenn Sie einen Kredit aufnehmen, weil Sie über Ihre finanziellen Verhältnisse leben, d. h. sich mehr leisten, als es Ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit entspricht, verbrauchen Sie das Einkommen der Zukunft im Voraus, belasten Ihre Zukunft also mit einer Hypothek.
Schuldenfalle Dispositionskredit
Die Bankenbranche spricht im Zusammenhang mit Privatkrediten häufig vom mündigen Bürger, der mit Scheck, EC-Karte, Kontoüberziehung, Kreditkarten und Konsumkrediten umgehen kann. Die zahlreichen Privatkonkurse zeigen allerdings, dass viele Haushalte mit einer langfristig wirtschaftlichen Finanzierung überfordert sind. Die Kreditinstitute verdienen grundsätzlich gut an den Sollständen ihrer Kunden. Besonders das kurzfristige Kreditgeschäft verspricht ihnen hohe Margen. Doch gerade die Inanspruchnahme eines Dispositions- oder Überziehungskredits kann schwerwiegende Folgen haben. Keine Geldanlage erwirtschaftet so viel, wie eine Überziehung kostet. Außerdem besteht die Gefahr, dass aus anfänglich kleineren Überziehungen unmerklich ein unkontrolliertes Ausgabenverhalten entsteht. Das führt zu Überschuldung, die man dann nur, wenn man sich nicht auf einem anderen Weg freikaufen kann, mit einem Ratenkredit bekämpfen kann. Daher ist es sinnvoller zu überprüfen, ob wirklich alle Ausgaben notwendig sind.
Privatkredite verlocken
Konsumschulden sind in jedem Fall ungeschickt. Das neue Wohnzimmer, die exklusive Urlaubsreisen, der Hightech-Fernseher oder auch nur die Waschmaschine – all diese Konsumfreunden sind verlockend. Damit locken Ratenkredite, Anschaffungsdarlehen, Kleinkredite, Privat-, persönliche oder Sofortdarlehen. Sie sind allesamt Konsumentenkredite mit einem festen Darlehensbetrag, der während der gesamten Laufzeit in gleich bleibenden monatlichen Tilgungsraten zurückzuzahlen ist. Der Preis hier, also die Zinsen, liegen im Schnitt etwas niedriger als bei einem üblichen Dispositionskredit.
Die Besicherung der Kredite birgt für die Kreditnehmer Risiken. Sie werden durch stillschweigende Lohn- oder Gehaltsabtretung besichert. Die jeweilige Bank hat dadurch die Möglichkeit, sich an das Gehalt des säumigen Kreditnehmers zu halten. Solange der Kredit nicht gefährdet ist, erfährt der Arbeitgeber davon nichts. Bei Darlehen für langlebige Konsumgüter wie Autos oder teure Möbel begnügen sich die Kreditinstitute oftmals mit der Sicherungsübereignung der Gegenstände. Bis zur vollständigen Bezahlung des Kredits sind die Güter Eigentum der Bank. Im Problemfall ist dann das Auto weg.
Schufa schaut hin
Neues Girokonto, Leasing-Vertrag für den PKW, Bankkredit für das Eigenheim – immer ist von Ihnen eine sogenannte Schufa-Klausel bei der Bank zu unterschreiben. Ohne eine Einwilligung zur Anfrage bei der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung Schufa geht nichts in Deutschland. Hinter der Schufa verbirgt sich eine gemeinsame Einrichtung der deutschen Kreditgeber. Hier haben sich Kreditinstitute, Telekommunikations-, Leasingfirmen und Einzelhandels- und Versandhandelsunternehmen mit der Schufa eine wirkungsvolle Kontrollinstanz geschaffen. Und über nahezu Jeden gibt es hier Informationen. Was gerne von der Schufa als Einverständnis hingestellt wird („eine hohe Akzeptanz des Schufa-Verfahrens bei den Verbrauchern“), hat in den meisten Fällen einen ganz anderen Grund: Denn wer sich weigert, kann den erhofften Kredit oder die Kontoverbindung gleich vergessen.
Hohe Zinsen für Privatkredite?
Bei den Hypothekenkrediten zum Immobilienbau oder –kauf spüren Interessenten das niedrige Zinsniveau. Doch bei Privatkrediten schlägt dieses weit weniger durch. Die günstigsten Angebote locken mit 5 Prozent, bei anderen wird es zweistellig. Üblicherweise aber sind Privatkredite günstiger als der Dispokredit ihres Girokontos, denn dort kann man leicht über 15 Prozent kommen. Prinzipiell sollten sie allerdings nur die angegebenen effektiven Jahreszinsen vergleichen, denn nur diese enthalten alle Kosten und Gebühren. Hier lohnt es sich, sehr genau hinzuschauen – das erspart so manche Enttäuschung. Günstige Anbieter lassen sich leicht über Vergleichsportale ausmachen - wobei alle Anbieter gerne etwas über Sie wissen wollen und Ihnen dann ein individuelles Angebot machen. Dahinter steckt, dass die Vorschläge der Banken bonitätsabhängig sind. Wer also nichts anzubieten hat und tief im Schuldenkeller sitzt, der zahlt höhere Zinsen als derjenige, der etwas auf der Habenseite vorzuweisen hat.
Wer bei Banken keinen Kredit bekommt, dem bleibt häufig nur, Angebote wahrzunehmen, die ohne Schufa-Eintrag locken. Hier hinter verbergen sich gelegentlich auch unseriöse Anbieter! „Wir lehnen Sie nicht ab!“ – verspricht beispielsweise ein Anbieter auf seiner Internetseite. Eines ist aber sicher bei diesen Angeboten: Es handelt sich bei diesen Sofortkrediten um Angebote mit Zinsaufschlägen – billiger als bei Banken wird es ganz sicher nicht werden.
Autor dieses Artikels ist Herr Thomas Mücke, er ist Finanzexperte und Betreiber der Internetseite kreditvergleich.com. Weitere Informationen finden Sie hier.