Optionen mit Discount: Investieren mit Rabatt
Optionspapiere: Niedrige Volatilitäten machen spezielle Scheine interessant.
von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Klassische Discountzertifikate, eine der beliebtesten Zertifikatearten, haben derzeit ein Problem: zu wenig Schwankungen. Bei einem Discounter etwa auf eine Aktie verkauft der Käufer einen Call-Optionsschein und kauft zugleich die Aktie. Durch die Prämie des Call-Verkaufs bekommt er einen Rabatt auf die Aktie. Ist die erwartete Schwankungsbreite gering, dann ist der Call nicht so viel wert wie bei starken Schwankungen am Aktienmarkt. Die Folge: Die Prämie für den verkauften Call sinkt, damit fällt auch der Discount niedriger aus.
Einen Ausweg bieten Discount-Call-Optionsscheine, auch Discount-Calls genannt. Wie Discountzertifikate erzielen sie einen Rabatt durch einen verkauften Call, auch hier entspricht der Basispreis des verkauften Calls dem Cap des Produkts. Im Unterschied zu Discountzertifikaten besteht die zweite Komponente jedoch nicht aus dem Kauf der unterlegten Aktie, sondern aus dem Kauf eines Calls mit niedrigerem Basispreis. Die zweite Komponente — der Kauf der Call-Option — wirkt sich bei einer niedrigen Volatilität positiv für den Käufer aus. Denn wie bei einem ganz normalen Call-Optionsschein verbilligt die niedrige Volatilität den Preis des Calls, da die Gewinnchancen sinken, wenn der Basiswert geringer schwankt.
Discount-Optionsscheine sind vereinfacht gesagt nichts anderes als klassische Optionsscheine, die durch den Discount günstiger zu haben sind als Standard-Warrants und dafür eine Gewinnbegrenzung — eben den Cap — aufweisen.
Das Pendant zum Discount-Call ist der Discount-Put. Während Anleger mit Discount-Calls auf leicht steigende Kurse des Basiswerts setzen, können sie mit Discount-Puts auf moderat fallende Kurse spekulieren. Doch Vorsicht: Geht die Rechnung nicht auf, kann es zum Totalverlust des Einsatzes kommen. „Anleger, die sich für Discount-Optionsscheine interessieren, sollten sich mit Standard-Optionsscheinen auskennen“, sagt Matthias Hüppe, Derivateprofi bei HSBC Trinkaus. „Wichtig ist, dass Anleger eine konkrete Marktmeinung und eine Erwartung für den Umfang der Bewegung haben“, so Hüppe.
Wegen der niedrigen Volatilität des DAX bieten derzeit Optionsscheine darauf günstige Einstiegschancen. Wie gering die erwartete Schwankungsbreite ist, zeigt der VDAX-New, der die erwartete Schwankungsbreite für den DAX über die nächsten 30 Tage ermittelt. Das Barometer notiert derzeit bei 14 Prozent — so tief wie seit Jahren nicht.
Für Anleger, die davon ausgehen, dass der DAX leicht steigt, könnte ein Discount-Call von Goldman Sachs auf den DAX interessant sein. Die Kennzahlen: Der DAX notiert am 1. Februar bei 7.830 Punkten. Der Basispreis liegt bei 7.800 und der Cap bei 8.000 Punkten, das Bezugsverhältnis lautet 0,01. Das Papier kostet 1,13 Euro, finaler Bewertungstag ist der 21. Juni 2013. Bei Fälligkeit steht dem Inhaber des Discount-Calls die Differenz aus dem DAX-Kurs und dem Basispreis zu, maximal jedoch der Höchstbetrag (jeweils bereinigt um das Bezugsverhältnis).
Angenommen, der DAX notiert zur Fälligkeit bei 8.000 Punkten, so ergibt sich ein Ertrag von zwei Euro, was der Maximalertrag ist. Das entspricht plus 77 Prozent. Sollte der DAX zum Laufzeitende auf oder unter dem Basispreis von 7.800 Punkten notieren, verfällt der Discount-Call wertlos — Totalverlust. Wie günstig die derzeitige Vola-Situation für Discount-Optionsscheine ist, wird bei einem Vergleich ganz deutlich: So würde ein Call-Optionsschein auf den DAX mit fast identischer Ausstattung (Basispreis: 7.800 Punkte, Fälligkeit: 12. Juni 2013) 2,97 Euro kosten — 1,84 Euro mehr als der Discounter. Allerdings erzielt der klassische Schein bei stark steigenden DAX-Kursen mehr Rendite.
Anleger können mit Discount-Optionsscheinen defensive, neutrale und offensive Strategien verfolgen — je nach Basispreis und Cap. Defensive Anleger wählen etwa einen Discount-Call mit Cap unter aktuellem Kurs des Basiswerts. Bei neutraler Strategie liegt der Cap auf der Höhe des aktuellen Kurses. Und für offensive Anleger eignen sich Discount-Scheine, deren Cap über dem aktuellen Kurs des Basiswerts liegt.
