US-Notenbank

Nach Trumps Kritik: Kevin Warsh rechnet mit der Fed ab - und bringt sich als Powells Nachfolger ins Spiel

06.05.25 08:35 Uhr

Kevin Warsh: Kritik an Fed - Trumps Favorit für Powell-Nachfolge? | finanzen.net

Donald Trump ist kein Fan von Fed-Chef Powell. Nun bringt sich ein Ex-Fed-Gouverneur nach harscher Kritik an der US-Zentralbank selbst als Nachfolger für den Fed-Vorsitzenden ins Spiel.

• Trump droht Powell zu ersetzen
• Ehemaliger Fed-Gouverneur Warsh kritisiert Fed
• Warsh als möglicher Powell-Nachfolger?

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Dass US-Präsident Donald Trump kein Fan des Chefs der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, ist, ist kein Geheimnis. Erst kürzlich teilte Trump im Rahmen eines Events im Oval Office erneut kräftig gegen den Fed-Vorsitzenden aus und sagte, dass dessen Entlassung "nicht schnell genug" kommen könne. Er fügte außerdem hinzu, dass Powell "sehr schnell" aus dem Amt verschwinden würde, wenn Trump das wirklich wolle.

Zahlreiche Experten hatten anschließend darauf hingewiesen, dass eine Entlassung des Notenbankchefs nicht in der Macht des US-Präsidenten liege. Auch die Aktienmärkte reagierten äußerst nervös auf die Drohung Trumps, was schließlich dazu führte, dass Trump einen Rückzieher machte und zu einer anderen Gelegenheit betonte, dass er "nicht die Absicht habe", Powell zu feuern. Er bekräftigte jedoch erneut seine Meinung, dass die Fed bei Zinssenkungen aktiver werden sollte und gerade jetzt der perfekte Zeitpunkt für eine Zinssenkung sei. Zuvor hatte Trump den Fed-Chef als "Mr. Zu Spät" bezeichnet und ihn einen "großen Loser" genannt. Powell hingegen will zunächst die Auswirkungen von Trumps Zolleskapaden abwarten und daher mit Zinssenkungen noch warten, um mögliche Inflationsentwicklungen besser absehen zu können.

Ehemaliger Fed-Gouverneur Kevin Warsh bringt sich als Powell-Nachfolger ins Spiel

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Nun hat der ehemalige Fed-Gouverneur Kevin Warsh die Gunst der Stunde genutzt, um sich selbst als möglichen Powell-Nachfolger ins Gespräch zu bringen. Während Trumps erster Amtszeit hatte dieser Warsh tatsächlich für die Position des Fed-Chefs in Betracht gezogen. Er war außerdem ein potenzieller Kandidat für das Amt des US-Finanzministers während dessen zweiter Amtszeit gewesen. Wie CNN schreibt, gehen Experten davon aus, dass Trump Warsh tatsächlich nur deshalb nicht zum Finanzminister machte, damit er für eine mögliche Fed-Nachfolge zur Verfügung stehen würde.

Warsh hat sich jüngst in einer Rede im Rahmen eines Treffens des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Washington der Fed-Kritik Trumps angeschlossen. So meinte Warsh laut MarketWatch, dass die Fed zu viel rede und sich zu sehr in tagesaktuelle, soziale Probleme einmische und zulasse, dass Gesetzgeber nicht für ihre exzessiven Ausgaben aufkommen müssten.

Zurück zur "alten" Fed

Der ehemalige Fed-Gouverneur versprach derweil einen anderen Kurs einzuschlagen und die Fed dahin zurückzuführen, wo sie den Großteil ihrer mehr als 100-jährigen Geschichte verbracht habe, nämlich als Finanzinstitution, die mit der Öffentlichkeit nicht zu viel darüber spreche, wie sie den Wert des Geldes schütze und versuche Panik am Finanzmarkt zu besänftigen.

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Tatsächlich haben sich Fed-Vertreter in der Vergangenheit bezüglich der Strategie der US-Notenbank stets sehr zurückhaltend gezeigt. Wie MarketWatch schreibt, sei es US-Fed-Chef Ben Bernanke, der die Institution von 2006 bis Anfang 2014 geleitet hatte, gewesen, der ein Inflationsziel von zwei Prozent erstmals öffentlich genannt hatte und der Öffentlichkeit mithilfe von Pressekonferenzen Entscheidungen der Fed erklärt hätte.

Warsh selbst saß mit Bernanke im Fed-Vorstand während der Finanzkrise in 2008, hätte sich jedoch von dem Ökonom distanziert, als dieser entschied, Anleihekäufe fortzusetzen, um die langfristigen Zinsen zu senken. Warsh sei damals davon überzeugt gewesen, dass das Instrument der quantitativen Lockerung nur in Notfällen eingesetzt werden sollte.

Nicht zu viel erklären

Im Rahmen seiner Rede sprach der ehemalige Fed-Gouverneur davon, dass die Notenbank den Markt nicht darüber informieren solle, wie die weitere Geldpolitik aussehe: "Die Zentralbank sollte einen neuen Komfort darin finden, ohne Applaus und ohne das Publikum am Rande ihrer Sitze zu arbeiten", wird er von MarketWatch zitiert. Auch von etwaigen Wirtschaftsprognosen sollten Fed-Vertreter absehen, da sie sonst zu "Gefangenen ihrer eigenen Worte" würden.

Gleichzeitig kritisierte Warsh die Abhängigkeit der Fed von Wirtschaftsdaten, um Entscheidungen zu treffen. Seiner Einschätzung nach würden der Behörde häufig veraltete Daten zur Verfügung stehen, die oft später noch korrigiert würden.

"Strategischer Neustart"? Der Ökonom stellte zudem fest, dass die Fed unter der Leitung von Powell ebenso eine Rolle darin gespielt hätte, dass der US-Staat seit dem Ende der Corona-Pandemie ein riesiges Defizit angehäuft habe, obwohl sich die Wirtschaft stark entwickelt hätte. So hätte die Fed die US-Regierung dazu animiert, während der Pandemie mehr auszugeben, sie hätte es jedoch nach COVID versäumt, darauf zu bestehen, dass die Ausgaben wieder zurückgefahren würden, als es der Wirtschaft wieder besser ging. Auch das sprunghafte Anziehen der Inflation nach der Pandemie führt Warsh auf die Fed zurück, da diese bereit gewesen sei, eine höhere Teuerung zu akzeptieren, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

"Die Wunden, die sich die Fed derzeit zufügt, sind größtenteils selbst verschuldet", so der Ex-Fed-Gouverneur. Daher sei es nun nötig, einen "strategischen Neustart" zu vollziehen, "um Glaubwürdigkeitsverluste, Veränderungen des Ansehens und vor allem schlechtere wirtschaftliche Ergebnisse für unsere Mitbürger abzumildern".

Ob Warsh tatsächlich der nächste Fed-Chef wird, bleibt abzuwarten. Regulär endet die Amtszeit Powells im Mai 2026.

Redaktion finanzen.net

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