EZB belässt Leitzinsen auf Rekordtief

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen wie erwartet unverändert gelassen.
Wie die EZB nach der Sitzung mitteilte, bleiben der Hauptrefinanzierungssatz, der Spitzenrefinanzierungssatz und der Einlagensatz bei 0,05 Prozent, 0,30 Prozent und minus 0,20 Prozent. Das bedeutet, dass sich die Banken weiterhin so billig wie nie zuvor bei der Zentralbank refinanzieren können, sie der EZB aber andererseits für die Anlage überschüssiger Gelder 0,20 Prozent Zinsen zahlen müssen.
Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten diese Entscheidungen prognostiziert. Die EZB hat ihre Zinsen im September 2014 auf das aktuelle Niveau gesenkt und signalisiert, dass der Tiefpunkt damit erreicht ist.
Seit März kaufen die Zentralbanken des Eurosystems auf Beschluss des EZB-Rats außerdem monatlich Wertpapiere für rund 60 Milliarden Euro. Im Mai, Juni und Juli waren es sogar 63, 62 und 61 Milliarden Euro gewesen.
Präsident Mario Draghi hat sich bisher stets zufrieden mit den Ergebnissen des Ankaufprogramms geäußert. In jüngster Zeit allerdings hat der anhaltende Rückgang des Ölpreises die Inflationsraten und auch die längerfristigen Inflationserwartungen wieder sinken lassen. Außerdem verringerte sich an den Märkten die Erwartung einer US-Leitzinserhöhung im September, was den Außenwert des Euro steigen ließ. Zudem haben sich die Wachstumserwartungen für die Schwellenländer, allen voran China, eingetrübt.
In der gegen 14.30 Uhr beginnenden Pressekonferenz wird sich der EZB-Präsident zu diesen veränderten Rahmenbedingungen äußern. Beobachter rechnen überwiegend damit, dass Draghi noch keine konkreten Schritte zur Ausweitung des Ankaufprogramms ankündigen, aber die grundsätzliche Bereitschaft, mehr zu tun, bekräftigen wird.
Der EZB-Präsident wird in der Pressekonferenz die neuen Prognosen des volkswirtschaftlichen Stabs zu Wachstum und Inflation vorstellen. Im Juni prognostizierten die Experten für 2015, 2016 und 2017 Inflationsraten von 0,3, 1,5 und 1,8 Prozent. Vor allem die längerfristigen Prognosen wird der Stab kaum deutlich senken wollen, da die EZB andernfalls umgehend neue Maßnahmen ergreifen müsste.
FRANKFURT (Dow Jones)
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