Vom Logistik-Titan Amazon bis zum Chirurgie-Pionier Intuitive Surgical - Die Robotik-Revolution ist im Vollen Gange!

Der Megatrend und die neue Marktlandschaft: Automatisierung als ökonomische Notwendigkeit

Die Weltwirtschaft des Jahres 2025, geprägt von globalen Unsicherheiten und einem anhaltenden Trend zur Effizienzsteigerung, sieht sich einem unaufhaltsamen Wandel gegenüber: dem umfassenden Automatisierungstrend. Angesichts von Arbeitskräftemangel, dem Wunsch nach Kostensenkungen und dem technologischen Sprung der Künstlichen Intelligenz ist die Nutzung von Robotik aus der Nische der industriellen Fertigung in den Massenmarkt vorgedrungen. Dieser Trend wird nicht nur von Industrie-Schwergewichten vorangetrieben, sondern auch von Start-ups, die das Ökosystem aufmischen.

Die "Physical AI", also die Verschmelzung von intelligenter Software mit physischen Robotern, ist das neue Schlagwort, das die nächste Investment-Grenze markiert

Der allgemeine Trend – die Suche nach einer geringeren Abhängigkeit von menschlicher Arbeitskraft markiert in diesem Sinne eine tiefgreifende makroökonomische Verschiebung, die sich in der nächsten Dekade nur noch massiv verstärken wird. Dies schafft ein fruchtbares Umfeld für jene Unternehmen, die an der Schnittstelle von Hard- und Software agieren. Die aktuelle Marktsituation bietet substanzielle Chancen für Anleger, die bereit sind, sich in diesem dynamischen und potenziell disruptiven Sektor zu positionieren. Besonders die jüngsten Entwicklungen bei einem der größten Arbeitgeber der USA könnten einen Beschleuniger für den breiten Robotik-Einsatz darstellen.

Amazon (AMZN): Der Katalysator für den Massen-Einsatz von Robotern

Die Robotik-Story rund um den E-Commerce-Giganten Amazon ist mehr als nur eine Unternehmensmeldung; sie ist ein Seismograf für die gesamtgesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung. Durchgesickerte interne Dokumente beleuchten Amazons aggressive Automatisierungspläne, die das Potenzial haben, die gesamte Logistik- und Dienstleistungsbranche umzukrempeln. Der Konzern plant Berichten zufolge, bis zum Jahr 2033 mehr als 600.000 US-Arbeitsplätze einzusparen, die andernfalls aufgrund des erwarteten Anstiegs des Verkaufsvolumens benötigt würden. Interne Strategiepapiere der Robotik-Abteilung streben eine Automatisierung von 75 % der gesamten Betriebsabläufe an und sehen vor, bereits bis 2027 etwa 160.000 benötigte Rollen einzusparen. Die ökonomische Logik dahinter ist bestechend: Die Automatisierungsbemühungen könnten dem Unternehmen von 2025 bis 2027 Einsparungen in Höhe von 12,6 Mrd. USD bringen und die Kosten pro einen ausgelieferten Artikel um rund 30 US-Cents senken.

Amazon hat bereits über eine Million Roboter in seinen Einrichtungen im Einsatz und testet bipedale Modelle wie "Digit" von Agility Robotics

Die Botschaft ist klar: Das Unternehmen hat den stärksten Anreiz, die Automatisierung profitabel zu gestalten. Sollte Amazon sein Ziel erreichen, so würde einer der größten Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten von einem Job-Schöpfer zu einem Netto-Job-Vernichter. Anzumerken ist hier auch die Annahme, dass das Dementi von Amazon, dass die durchgesickerten Dokumente lediglich die Perspektive eines einzelnen Teams widerspiegeln, ändert nichts an der fundamentalen Investment-Story: Amazon ist der unbestrittene Vorreiter, der die Profitabilität und Skalierbarkeit von Robotik im Massenmarkt beweist. Und, wenn Amazon den Weg profitabel ebnet, werden andere sehr schnell diesem Beispiel folgen – was den gesamten Sektor massiv beschleunigen dürfte.

Screenshot-2025-10-22-101901-730x526

Intuitive Surgical (ISRG): Die Renaissance des chirurgischen Roboters

Der Gesundheitssektor ist ein weiterer kritischer Bereich, in dem Robotik eine lebensrettende Rolle spielt. Hier sticht Intuitive Surgical, der Pionier der minimal-invasiven Chirurgie, hervor. Das Unternehmen, dessen Marktkapitalisierung zuletzt bei beachtlichen 166 Mrd. USD lag, liefert eine überzeugende Investment-Story, die auf unangefochtener Marktführerschaft und starken Quartalsergebnissen beruht. Die jüngsten Nachrichten sind dabei äußerst positiv: Die Aktie erlebte einen dynamischen Kurssprung nach der Veröffentlichung der starken Zahlen für das dritte Quartal 2025 und scheint damit eine Erholungsbewegung einzuleiten. Intuitive Surgical meldete einen Gewinn von 704,4 Mio. USD (1,95 USD pro Aktie) im Vergleich zu 565,1 Mio. USD im Vorjahr. Der bereinigte Gewinn pro Aktie von 2,40 USD übertraf die Analystenschätzungen von 1,99 USD deutlich. Auch der Umsatz von 2,51 Mrd. USD übertraf die Erwartungen.

Die beeindruckenden Q-Zahlen sind vor allem auf das wachsende Prozedurvolumen und die steigende Akzeptanz der Plattformen zurückzuführen

Die installierte Basis des Kernprodukts, des da Vinci Chirurgiesystems, wuchs um 13 % auf 10.763 Systeme. Das Unternehmen hat seine Wachstumsprognose für die weltweiten da Vinci Prozeduren für das Gesamtjahr 2025 auf 17 % bis 17,5 % angehoben, gegenüber der ursprünglichen Spanne von 15,5 % bis 17 %. Intuitive Surgical, seit der FDA-Zulassung des ersten da Vinci-Systems im Jahr 2000 am Markt, profitiert von einem überzeugenden Geschäftsmodell. Es erzielt nicht nur Einnahmen aus dem Verkauf der teuren Systeme, sondern auch aus Instrumenten, Zubehör und Serviceleistungen. Die Historie spricht für das Unternehmen: Über die letzten fünf Jahre wuchs der Umsatz mit einer beeindruckenden jährlichen Rate von 17,4 %. Im Gesundheitswesen, wo Innovation und Vertrauen essenziell sind, hat sich Intuitive Surgical als technologischer "Gorilla" etabliert, dessen Produkte bei Kunden nachhaltig Anklang finden. Die jüngste Einführung des da Vinci 5 und der Ion-Plattform sichert die Führungsrolle und liefert die Grundlage für die weitere profitable Expansion.

Screenshot-2025-10-22-101949-730x520

SoftBank und ABB: Die strategische Neuausrichtung der Industrierobotik

Der Sektor der Industrie- und Spezialrobotik erlebt eine massive Konsolidierung und Neuausrichtung. Die zentrale Story hier ist die spektakuläre Akquisition, bei der die japanische SoftBank die Robotiksparte des Schweizer Technologiekonzerns ABB für 5,4 Mrd. USD übernimmt. Diese Transaktion, die Mitte bis Ende 2026 abgeschlossen werden soll, ist ein deutliches Signal für die strategische Stoßrichtung von SoftBank-CEO Masayoshi Son: die Verschmelzung von KI und Robotik zur "Physical AI". SoftBank, das bereits in Unternehmen wie OpenAI und den Chipdesigner Ampere investiert hat, untermauert mit diesem Deal seinen Anspruch, ein zentraler Akteur im physischen KI-Bereich zu werden. Während SoftBank vor einem Jahrzehnt mit seinem Pepper-Roboter in der Humanoid-Robotik zurückrudern musste, zielt die aktuelle Strategie auf eine tiefere Integration von hochentwickelter KI in funktionale Robotersysteme ab.

Für ABB markiert der Verkauf, der dem Unternehmen einen Nettoerlös von rund 5,3 Mrd. USD einbringen soll, eine klare Fokussierung auf die Kerngeschäftsfelder Elektrifizierung und Automation

Die Robotiksparte, die im letzten Jahr einen Umsatz von 2,3 Mrd. USD erwirtschaftete (7 % des Gesamtumsatzes), litt unter höherer Volatilität bei Wachstum und Margen und zeigte begrenzte Synergien mit dem Rest des Konzerns. CEO Morten Wierod plant, die Erlöse in die Entwicklung neuer Technologien und Produktionskapazitäten in den verbleibenden Bereichen zu investieren und schließt auch größere Akquisitionen nicht aus. Die Anleger sollten diesen Deal als Blaupause für die gesamte Industrie sehen: Industrielle Robotik-Player wie Fanuc, Yaskawa und Kuka sind ja direkte Konkurrenten der verkauften ABB-Sparte. SoftBanks aggressive Strategie, KI und Hardware zusammenzuführen, dürfte dabei den Wettbewerbsdruck auf die etablierten Player in den kommenden Jahren deutlich erhöhen, was gute Chancen hätte in eine globale Trendbeschleunigung zu münden.

Screenshot-2025-10-22-102411-730x524

Unitree Technology: Der chinesische Herausforderer im humanoiden Robotik-Segment

Aus dem aufstrebenden chinesischen Technologie-Ökosystem drängt Unitree Technology in den Vordergrund, ein Unternehmen, das sich auf humanoide Roboter spezialisiert hat. Die Story des Unternehmens wird derzeit durch seine bevorstehende IPO befeuert, die als einer der bedeutendsten Börsengänge einheimischer Tech-Firmen in China in den letzten Jahren gilt. Die Antragsunterlagen für die Börsenzulassung werden voraussichtlich im vierten Quartal 2025 eingereicht.

Unitree konzentriert sich auf Hochleistungs-Allzweckroboter für den zivilen Bereich, insbesondere in Forschung, Bildung und Konsum.


Im Jahr 2024 (konkrete Zahlen stehen noch aus) machten Vierbeinroboter des Konzerns etwa 65 %, Humanoidroboter 30 % und Komponenten 5 % des Umsatzes aus. Ein Großteil der Vierbeinroboter (etwa 80 %) findet Anwendung in Forschung, Bildung und Konsum, während die restlichen 20 % für industrielle Aufgaben wie Inspektion und Feuerbekämpfung eingesetzt werden.

Der wichtigste technologische Fortschritt und damit die neueste Story ist die Vorstellung des neuen, vollformatigen humanoiden Roboters Unitree H2

Der H2, 1,80 Meter groß und 70 Kilogramm schwer, weist eine sprunghafte Steigerung der Ganzkörperfreiheitsgrade von 19 auf 31 auf – eine Zunahme von 63 %, hauptsächlich in den oberen Gliedmaßen und im Rumpf, was die Bewegungsflexibilität und Präzision massiv verbessert. Gründer Wang Xingxing sieht darin den Wandel des Humanoidroboters von einer "beweglichen Maschine" zu einem "nützlichen Partner". Die strategische Diskussion bei Unitree dreht sich um das Verhältnis von Hardware und Künstlicher Intelligenz. Wang Xingxing hat die Branchentendenz anerkannt: "Je stärker die KI, desto geringer die Anforderungen an die Hardware". Fortschrittliche AI-Algorithmen könnten theoretisch feinere Manipulationen auch ohne übermäßig komplexe mechanische Strukturen ermöglichen und zeigen eine höhere Toleranz gegenüber Hardwarefehlern. Dennoch bleibt kurzfristig leistungsstarke Hardware der Schlüssel für einen stabilen Roboterbetrieb. Auf lange Sicht sieht Wang Xingxing jedoch die Entwicklung der Embodied Intelligence als Sprungbrett zur Allgemeinen Künstlichen Intelligenz (AGI), die er als die ultimative Erfindung der Menschheit ansieht. Unitree ist damit ein interessanter Randplayer, der das chinesische Narrativ der AGI-Forschung im physischen Bereich vorantreibt. Und genau deswegen darf man diese interessante Robotik-Story auf keinen fall aus dem Blickfeld verlieren.

Richtech Robotics (RR): Das kleine, schnelle Spiel auf den Serviceroboter-Markt (Hot-Stock)

Im Bereich der Servicerobotik positioniert sich das Small-Cap-Unternehmen Richtech Robotics als hochspekulativer, aber potenziell explosiver Player. Die Aktie, die in den zwölf Monaten vor dem Oktober 2025 um mehr als 800 % und im laufenden Jahr um fast 145 % zulegte, ist die Verkörperung des KI-Hypes an der Börse, angetrieben durch die Integration von NVIDIA (NVDA)-Chips und die Aufnahme in wichtige Indizes (Russell 2000/3000). Richtech Robotics Story konzentriert sich auf die Entwicklung und den Bau von Servicerobotern für Innenräume – von Lieferbots (Matradee), Reinigungsanlagen, über Automaten für Speisen und Getränke (ADAM) bis hin zu industriellen Einheiten (Titan). Das Unternehmen betreibt sogar ein eigenes robotergestütztes Café (Clouffee & Tea) als Showcase.

Der letzte Kurssprung wurde durch die Meldung eines zweijährigen Master-Service-Agreements mit einem nicht genannten, aber weltweit führenden Einzelhandelsriesen ausgelöst

Dieser Vertrag über die Unterstützung von Automatisierungs- und Robotikbedürfnissen ist ein starkes Signal der Marktakzeptanz, da große Einzelhändler wie Amazon, Walmart und Target bereits stark auf Automatisierung in der Logistik setzen. Doch trotz der starken Kursentwicklung und der vielversprechenden Partnerschaften steht Richtech vor der Herausforderung, Pilotprojekte in nachhaltige Umsätze zu skalieren. Der Markt für Servicerobotik wird zwar bis Mitte der 2030er Jahre auf 230 Mio. USD geschätzt, doch der Aufbau der notwendigen Service- und Support-Netzwerke für die teure Hardware ist ein enormer Kraftakt für einen jungen Player. Die Aktie ist daher eine hochspekulative Wette auf die Fähigkeit des Managements, die vielversprechenden Pilotprojekte, inklusive einer 4 Mio. USD schweren Partnerschaft in China, in wiederkehrende, profitable Verträge umzuwandeln.

 Screenshot-2025-10-22-105716-730x530

Weitere Player und die Big-Picture-Perspektive

Abschließend ist es zu erwähnen, dass die Robotik-Landschaft nicht nur von den genannten Big Playern geformt wird. Die Entwicklung von Humanoiden Robotern, die theoretisch die größte Generalisierung von Arbeit ermöglichen, treibt auch Randplayer an:
Figure AI: Das Unternehmen hat mit dem Figure 03 mittlerweile seine dritte Generation eines Humanoiden vorgestellt, der für den Einsatz zu Hause und in kommerziellen Umgebungen konzipiert ist. Das Ziel ist klar: die Skalierung der Produktion auf bis zu 12.000 Roboter pro Jahr mit dem Ziel von 100.000 Einheiten innerhalb von vier Jahren. Der Figure 03, leichter und sicherer für den Heimgebrauch, aber mit doppelter Geschwindigkeit und verbesserter Drehmomentdichte für die Industrie, zeigt den Trend zur General-Purpose-Robotik. Seine Integration in die firmeneigene AI-Plattform Helix unterstreicht die Wichtigkeit der Software-Ebene.

Wichtig ist auch die Tatsache, dass es Im gesamten Sektor, von der Fabrikhalle über das Krankenhaus bis zum Wohnzimmer, um die Datengenerierung und die KI-Plattformetablierung geht. Unternehmen wie NVIDIA spielen als Lieferant der essenziellen Rechenleistung (z.B. mit der Jetson Thor Plattform) eine unverzichtbare Rolle als Enabler für die gesamte Automatisierungsindustrie. Die eigentlichen Gewinner der angelaufenen Roboter-revolution werden jene Unternehmen sein, die nicht nur die Hardware beherrschen, sondern auch in der Lage sind, die besten KI-Algorithmen und das größte Fleet Learning (Lernen aus der Gesamtheit aller eingesetzten Roboter) miteinander verbinden zu können.
Das Fazit für Anleger ist klar: die Robotik-Revolution in vollem Gange ist. Sie ist fragmentiert in Sektoren wie E-Commerce/Logistik (Amazon), Medizintechnik (ISRG), Industrie/Physical AI (SoftBank, ABB) und Servicerobotik (Richtech, Unitree, Figure). Eine breite Streuung oder eine gezielte Wette auf die führenden Plattform-Anbieter scheint dabei der Weg zu sein, um von diesem epochalen Wandel zu profitieren.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid besitzt aktuell Aktien von Amazon, die im Text mitangesprochen werden.