Bundesbankpräsident warnt vor Handelskrieg zwischen USA und EU

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat die USA vor einem Handelskrieg mit der Europäischen Union gewarnt.
"Wenn die Politik Handelsbarrieren errichtet oder einen Abwertungswettlauf anzettelt, gibt es am Ende nur Verlierer", sagte Weidmann den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Weidmann, der auch dem Rat der Europäischen Zentralbank angehört, sprach von einer Vielzahl beunruhigender Äußerungen aus den USA. Noch lasse sich kein stimmiges Gesamtbild erkennen, das man hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Auswirkungen auf Europa seriös beurteilen könne. Wichtig sei nun, "einen kühlen Kopf zu bewahren und mit der amerikanischen Regierung ins Gespräch zu kommen".
Den Vorwurf des US-Präsidenten Donald Trump, er sehe viele deutsche BMW in seinem Land und wenig amerikanische Chevrolets auf deutschen Straßen, konterte Weidmann mit der Bemerkung, dass es eine merkwürdige Vorstellung von fairem Handel sei, wenn für jedes importierte deutsche Auto ein amerikanisches nach Deutschland exportiert werden solle - auch wenn der Handelsüberschuss derzeit tatsächlich ungewöhnlich hoch sei. "Wenn bei uns im Fernsehen amerikanische Erfolgsserien laufen, müssen die Amerikaner dann zum Ausgleich jeden Sonntag Tatort schauen?", fragte Weidmann. Der Kern internationaler Arbeitsteilung liege gerade darin, "dass jeder das macht, was er am besten kann, und nicht jedes Land alles selbst produziert".
Weidmann sagte, der Ruf nach Schutz vor vermeintlich unfairer ausländischer Konkurrenz sei ein gängiger Reflex auf wirtschaftliche oder soziale Probleme im Inland. Die Staatengemeinschaft sei aber bislang gut damit gefahren, solchen protektionistischen Versuchungen zu widerstehen. Die neue US-Administration solle bedenken, dass China und andere Staaten Asiens bereits jetzt als Handelspartner wachsende Bedeutung für Europa gewonnen haben. "Das für viele asiatische Länder enttäuschende Nein Trumps zu einem transpazifischen Handelsabkommen fördert die Suche nach Partnerschaften ohne Amerika", so Weidmann. "Wenn sich die USA handelspolitisch aus dem Spiel nehmen, werden andere die Lücke füllen."
FRANKFURT (Dow Jones)
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